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Aspekte der Schreibaufgabe: Arbeitsschritte

Überblick

Eine moderne Parabel interpretieren


FAChbereich Deutsch
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Schrittweise vorgehen
Wer als einzelner als Ergebnis eines individuellen Schreibvorgangs eine Parabel als produktorientierte individuelle Schreibaufgabe analysieren und interpretieren will, sollte seinen Schreibprozess am besten in bestimmte Arbeitsschritte zerlegen.

Man weiß zwar heute: Schreiben ist kein Vorgang, bei dem nach einem festgelegten sequenziellen Schema ein Schritt auf den anderen folgt. (vgl .Fix 2006/2008, S.56)
Keine Zusammenstellung von Arbeitsschritten passt damit für jeden Schreiber, dessen Schreibprozess und die von ihm gewählte Schreibstrategie.

  • Aber: Solche Arbeitsschrittmodelle zerlegen den komplexen Schreibprozess in einzelne Teilschritte und machen damit auch den komplexen Vorgang des Schreibens besser durchschaubar.

  • Das hilft nicht nur bei der konkreten Schreibaufgabe, dem Verfassen einer Textinterpretation, sondern stärkt auch das Wissen über das eigene Wissen und Können.

Aus diesem Grunde versteht sich das nachfolgende Arbeitsschrittmodell auch als Angebot und Orientierungshilfe zur Bewältigung einer produktorientierten Schreibaufgabe, bei der am Ende eine schriftliche Textinterpretation herauskommen soll.

Orientierungshilfe aber nicht der einzige Weg zur Textinterpretation

Die nachfolgende Zusammenstellung von 15 Arbeitsschritten kann also nur eine Orientierungshilfe sein und lädt trotzdem sein, ihr Schritt für Schritt zu folgen.
Sie lehnt sich sich an die literaturwissenschaftlichen Methode der sog. werkimmanenten Interpretation an.

Dabei muss man natürlich dem hier vorgeschlagenen Weg nicht "sklavisch" folgen.

Vom Vorverständnis nach dem ersten Lesen ausgehen

1 Lesen Sie den Text konzentriert durch.
Sie gewinnen dadurch einen ersten Eindruck über den Text. Das ist ihr Vorverständnis des Textes.
  • Sie können dabei schon Markierungen und Hervorhebungen an Stellen im Text vornehmen, die Ihnen auffallen oder besonders wichtig erscheinen.

  • Ansonsten können Sie dies aber auch später in Arbeitsschritt 4 machen, bei dem es um die genauere Erfassung des Inhalts des Textes (Bildebene) geht.

Beispiele:

2 Halten Sie Ihre Erstleseeindrücke stichwortartig fest.
Sie können dazu auch einen Fragenkatalog (Vorlage, pdf) zu Hilfe nehmen. Notieren Sie ggf. auch, was Ihnen sonst noch zum Inhalt, zum Thema oder auch zum Autor usw. einfällt.
3 Formulieren Sie auf der Grundlage Ihrer Erstleseeindrücke erste Deutungshypothesen, indem Sie den Bildbereich der Parabel bzw. eines oder mehrere seiner Elemente auf einen Sachbereich übertragen.

Diese vorläufigen Thesen müssen sich nicht auf die ganze Geschichte beziehen. Es können auch einfach Hypothesen zu bestimmten Figuren, zu ihrem Verhalten oder ihren Motiven dafür sein.

Beispiel:

  • "Mir kommt es vor, als hätte Kafka in seinem Text "Heimkehr" sein gestörtes Verhältnis zu seinem Vater verarbeitet."

  • "Es ist, als ob der Mensch ohne jede Chance auf Glück gegen die verrinnende Zeit anrennt." (zu Kafka, Gibs auf)

Hilfreich kann es an dieser Stelle auch schon sein, bestimmte Elemente des Bildbereichs (z. B. einzelne Wörter, einzelne Satzelemente oder ganze Sätze) in einer Tabelle untereinander zu notieren und per Analogieschluss auf den (vorläufig) bestimmten Sachbereich zu übertragen. Es ist dabei, insbesondere zu diesem Zeitpunkt der Arbeit mit dem Text nicht zwingend erforderlich, dass man jedem Element des Bildbereichs eine analoge Entsprechung im Sachbereich geben kann.

Beispiel:

Mit solchen Deutungshypothesen schaffen Sie die Grundlage für ein erstes Textverständnis der Geschichte.

4 Lesen Sie den Text noch einmal, ggf. auch mehrmals, und überprüfen Sie dabei Ihr erstes Textverständnis.
Gehen Sie mit ihrem ersten Textverständnis den Text noch einmal durch. Überprüfen Sie dabei, ob sich dessen Annahmen im zweiten Durchgang bestätigen oder nicht. Markieren Sie wichtige Textstellen.
Durch Lesen und Überprüfen ihrer ersten Deutungshypothesen gelangen Sie zu einem vertiefteren Textverständnis, das die Grundlage für die weiteren Arbeitsschritte darstellt.

Den Text analysieren und beschreiben

5 Erfassen Sie die inhaltliche Gliederung des Textes.
Teilen Sie dazu den Handlungsverlauf bzw. das erzählte Geschehen in Sinnabschnitte gl auf. Damit kommen Sie zu einer inhaltlichen Gliederung des Textes.
6 Fassen Sie den Inhalt der Erzählung knapp zusammen.
Mit dem Kurzinhalt (Fabel) erarbeiten Sie ein erstes Versatzstück, auf das Sie bei der Niederschrift des gesamten Aufsatzes zurückgreifen können.
7 Untersuchen Sie den Aufbau des Textes.
Erfassen Sie – ggf. unter Beachtung der besonderen Schreibaufgabe -, welche Strukturen (z. B. Zeit, Raum, usw.) den Aufbau der Parabel kennzeichnen. Markieren Sie die entsprechenden Textstellen.
8 Untersuchen Sie, welche erzähltechnischen Mittel die Parabel verwendet.
Erfassen Sie, aus welcher Perspektive der Text erzählt wird, wie und u. U. auch warum er bestimmte Darbietungsformen einsetzt, um das Geschehen zu präsentieren. Markieren Sie die Textstellen, die Aufschluss über die Zeit- und Raumgestaltung der Kurzgeschichte geben
9 Untersuchen Sie, wie die Figuren in der Geschichte gestaltet sind.
Erfassen Sie – ggf. unter Beachtung der besonderen Schreibaufgabe -, wie und warum die Figuren handeln. Berücksichtigen Sie dabei stets neben dem äußeren Handeln und Tun auch die innere Handlung der Figuren mit ihren Haltungen und Gefühlen.
Auf diese Weise können Sie ggf. eingangs gemachte Deutungshypothesen zu den Figuren überprüfen und ggf. verändern oder vertiefen.
10 Untersuchen Sie die sprachlich-stilistische Gestaltung der Parabel.
Erfassen Sie, mit welchen sprachlich-stilistischen Mitteln der Text arbeitet, um bestimmte Wirkungen bei einzelnen Elementen des erzählten Geschehens zu erzielen (z. B. Charaktereigenschaften, Sprechweise von Figuren; Wirkungen, die von der Art der Raumgestaltung ausgehen usw.)

 

Eine Gesamtinterpretation abfassen

11 Entwickeln Sie das erarbeitete Gesamtverständnis des Textes zu einer Interpretationsskizze(n).
Mit einer Interpretationsskizze, in der Sie Ihre wesentlichen Untersuchungsergebnisse zusammenstellen, schaffen Sie die nötige Übersicht und Klarheit für die anschließende Abfassung der schriftlichen Interpretation. Sie legen damit auch das Fundament für das von erarbeitete Gesamtverständnis des Textes.
12 Ziehen Sie ggf. ergänzende Interpretationsansätze heran.
Wenn Sie u. U. über den zu bearbeitenden Text hinaus, ergänzende Interpretationsgesichtspunkte und - ansätze berücksichtigen wollen (z. B. biographischer Ansatz, historisch-politischer Ansatz, geistesgeschichtlicher Ansatz) sollten Sie sich dazu Notizen machen und sie ggf. der Interpretationsskizze hinzufügen.
13 Legen Sie die Bearbeitungsstrategie für den eigentlichen Schreibprozess fest.
Bevor Sie mit der Niederschrift Ihrer Textinterpretation als Ganzes oder in Teilen beginnen, sollten Sie festlegen, ob Sie beim Schreiben dem Text folgen wollen (textsukzessiv, linear) oder textstrukturierend (aspektorientiert) vorgehen wollen. Wenn man seinen Interpretationsaufsatz "klassisch" aufbauen will, wird man eine textsukzessive Bearbeitungsstrategie wählen, die die Entwicklung vom eigenen Vorverständnis zum vertieften Textverständnis abbildet. Häufig folgt man aber auch einer mehrteiligen Arbeitsanweisung, die eher mit einer textstrukturierenden (aspektorientierten) Bearbeitungsstrategie zu bewältigen ist.
14 Erstellen Sie eine Arbeitsgliederung.
Bevor Sie mit der Niederschrift loslegen, empfiehlt es sich noch die Mühe zu machen, den Aufbau und die Reihenfolge der Gesichtspunkte für die Niederschrift festzulegen. Dazu sollten Sie Ihre Interpretationsskizze heranziehen.
15 Fassen Sie die Niederschrift ab und überarbeiten Sie diese.
Beim Niederschreiben Ihrer Textinterpretation sollten Sie davon ausgehen, dass die erste Niederschrift noch nicht die endgültige Fassung ist. Es kann aber auch hilfreich sein, zunächst einzelne Gliederungspunkte auszuarbeiten, um sie vor der endgültigen Fassung noch einmal zu überarbeiten. In jedem Fall sollte die gewählte Schreibstrategie gut überlegt sein, um Schreibblockaden und sonstige Schreibhemmnisse zu überwinden.

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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 03.09.2023

 
 

 
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