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Bausteine zu Henrik Ibsen: Nora

Brief Noras an Christine Linde - 6 Monate später

Textproduktive Interpretation - Schülerarbeit

 
FAChbereich Deutsch
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Thema:
Nora schreibt 6 Monate nach der Trennung von Helmer und ihrer Familie einen Brief an Christine Linde, indem sie aus der Distanz ihr Handeln, das zur Trennung von Helmer und der Familie geführt hat, erneut in Erinnerung ruft und beurteilt. Zugleich gibt sie Einblick in ihre Entwicklung seitdem und ihre Pläne für die Zukunft.

Eine Schülerin hat den nachfolgenden Brief verfasst:

Liebe Christine,

seit ich bei dir aufgebrochen bin, ist einige Zeit vergangen. Bitte verzeihe mir, dass ich dir erst jetzt schreibe. Nach meiner Abreise zurück zu unserem Heimatort, sind so viel Ereignisse, die es erst einmal zu bewältigen gab, auf mich eingestürzt.
Als ich so überstürzt abgereist war, musst ich die Folgen meines ausgestandenen Kampfes, der für mich so bitterlich enttäuschend endete, erst noch einmal überdenken und mir schlüssig werden, wie es mit mir weitergehen sollte. Du erinnerst dich sicherlich noch daran, dass du mir sagtest, ich müsse mit Helmer reden. Doch das erschien mit damals völlig unmöglich. Mein ganzes Verhalten war geprägt von dem, was ich bei meinem Vater gelernt hatte. Und mein Vater hätte es nicht geschätzt, wenn ich eigene Ansichten entwickelt hätte. Also schwieg ich bei meinem Vater, wie ich ebenso später bei Helmer geschwiegen habe. Ich ging möglichen Konflikten aus dem Weg. Ich sollte doch stets für Helmer lustig sein und dann wäre nach unserer damaligen Vorstellung etwas Unschönes über uns gekommen.
Ich wollte damals auch nicht mit Helmer reden, weil ich gar nicht wollte, dass er in mit hineingezogen wurde. Ich glaubte nämlich wirklich an ihn. Für mich war er ja ein guter Mensch mit Moral und Religion.
Denk' dir nur, Christine, ich dachte damals das Wunderbare würde geschehen, ja ich glaubte felsenfest daran, dass er mich retten und alles auf sich nehmen. Erinnerst du dich noch an unser Gespräch, als ich Angst hatte den Verstand zu verlieren? Über den Tod hinaus wollte ich Helmer beschützen, sogar den Tod hätte ich gewählt, nur damit ihm kein Schaden widerfährt. So sehr habe ich ihn geliebt, besser gesagt, die Vorstellung dessen, was er gar nicht war. Wie schmerzhaft war für mich die Erkenntnis, als ich feststellen musste, dass er gar nicht der Mann war, für den ich ihn acht Jahre lang gehalten hatte. Er dachte nur an sich, an sein Ansehen und an seine Stellung. Selbst als der Schuldschein Krogstads gekommen ist, hat er nur an seine eigene Rettung gedacht und keine Sekunde an meine Rettung verschwendet.
Ach Christine, du kannst dir kaum vorstellen, wie demütigend diese Minuten meines Lebens waren, als mir so die Augen aufgingen. Zum ersten Mal habe ich mich als Mensch behauptet. Ich legte das Puppenfraudasein ab und musste erkennen, dass ich als Mensch erstmal meinen eigenen Intellekt entwickeln muss.
Helmer konnte mich überhaupt nicht verstehen. Er hielt es für seinen Verstoß gegen meine heiligsten Pflichten als Ehefrau und Mutter. Doch ich habe doch vor allem die Pflicht gegen mich selbst, als Mensch.
So im Unklaren mit mir, wie ich damals war, und bei der Ungewissheit die meiner Zukunft bevorstand, musste ich die Kinder bei Helmer lassen. Du kannst dir sicher vorstellen, dass ich viele schwere Stunden damit verbringe an die Kinder und das Geschehene zu denken. Doch ich glaube nicht daran, dass das Wunderbarste doch noch geschehen kann, und zwar, dass Helmer und ich eine echte Ehe führen könnten.
Deshalb und um mein Herz zu erleichtern, wollte ich dir endlich diesen Brief schreiben und hoffe auch auf eine Antwort von Dir.

Deine treue Freundin

Nora

(Tabitha Wellmann, Berufskolleg II, 2004)

Gert Egle. zuletzt bearbeitet am: 04.03.2024

    
   Arbeitsanregungen:
  1. Untersuchen Sie, inwieweit die vorstehende textproduktive Interpretation die Aspekte umfasst, die von der Aufgabenstellung verlangt werden. Was müsste noch ergänzt werden?
  2. Arbeiten Sie jene Stellen im Brief heraus, an denen die Verfasserin Bezug auf den Text genommen hat und erläutern Sie den Textzusammenhang in Henrik Ibsens Drama Nora.
  3. Überlegen Sie, wie diese Arbeit noch zu verbessern wäre.
  4. Vergleichen Sie diese Schülerarbeit mit der anderen Schülerarbeit zu diesem Thema.

 

 
 
 

 
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