Die
Ringparabel (III,7) steht bei vielen Interpreten im Zentrum ihrer
Analyse von
Lessings Drama "Nathan
der Weise" (vgl. →Interpretationsansätze
im Überblick). Zugleich muss man aber auch sehen, dass das Ringgleichnis
kein unabhängiger Text im dramatischen Gesamttext ist.
Seine Analyse
muss ihren Erzählanlass und
ihre Stellung und Funktion im gesamten Nathan-Drama berücksichtigen. (vgl.
Atkins 1951/1984, S.156)
-
Die Herkunft des Rings bleibt
im Dunkeln ("Aus
lieber Hand",
III,7 V.1913) Die vollständige Formulierung zeigt, dass u. a. auch
mit der verwendeten Vergangenheitsform des Verbs ("besaß") und der
vorangestellten adverbialen Bestimmung der Zeit ("vor grauen Jahren")
eine Unbestimmtheit geschaffen werden soll, die, worauf
Demetz (1966/1984, S. 205) unter Verweis auf
Politzer
(1958, S.65) hinweist, "selbst jede weitere Frage nach der
eigentlichen Herkunft des Ringes abzuwehren scheint." Indem der Ring
damit, jedenfalls nicht explizit, "nicht übernatürlichen Charakters"
(Atkins 1951/1984, S.156)
ist, verweigert sich die Parabel von Anfang an einer Vorstellung, wonach
der Glaube an einen "bestimmten Akt der Religionsstiftung" (Demetz
(1966/1984, S. 206) gebunden ist.
-
Nathan beruft sich in seiner
Antwort darauf, dass alle positiven Religionen auf historischer
Überlieferung beruhen und darauf, "dass geschichtliche Traditionen
einzig durch die Liebe verbürgt sind, die uns von Kindheit an von
unserer Familie entgegengebracht wird." (Atkins 1951/1984, S.162)
Damit hat Nathan die von Saladin geforderten apriorischen in empirische
Gründe überführt. (vgl.
ebd.,
S.163)
(
wird bei Gelegenheit fortgesetzt!)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
16.12.2023
|