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Figurengestaltung in dramatischen Texten ▪
Kontrast-
und Korrespondenzbeziehungen der Figuren ▪
Figurencharakterisierung
▪
Techniken
der Figurencharakterisierung in dramatischen Texten
▪
Auktoriale Techniken
▪
Figurale
Techniken
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Literarische Charakteristik
Mit einer Reihe von "Sag'-mal-Fragen"
könnte die Figur des
Nathan
in
Lessings
Drama »Nathan
der Weise« Gegenstand einer
szenischen
Interpretation sein. Aus heutiger Position lassen sich an die Figur
des Nathan eine ganze Reihe von unzeitgemäßen, z. T. auch unbequemen
Fragen
stellen. Die Antworten auf diese Fragen können unter Einbezug
textorientierter
sozialhistorischer Gegebenheiten der Figur bzw. ihres Autors oder
und/oder des
Erfahrungsbezugs
des »Schauspielers« Plausibilität erlangen.
Beachtet werden muss bei der szenischen Interpretation, dass Textbezug und
Textorientierung bei der Gestaltung kein größeres Gewicht haben als die
vom Nathan-Spieler eingenommenen Haltungen und vorgenommenen Handlungen (Subjekt-
und Gruppenbezug). Die Fragen können entweder spontan, nach
Vorbereitung in Arbeitsgruppen oder häuslicher individueller Vorbereitung
gestellt werden.
1
Spielleiter, 1 Nathan-Spieler, übrige Teilnehmer und
Teilnehmerinnen |
Spielverlauf
-
Ein
Spielleiter wird bestimmt, der
animieren und zielgerichtet eingreifen kann, wenn das Spiel stockt
oder andere Schwierigkeiten auftreten.
-
Ein Teilnehmer oder eine Teilnehmerin (u. U. auch mehrere Teilnehmer)
versetzt sich in die Rolle Nathans.
-
Die anderen Teilnehmer nehmen Nathan ins Kreuzverhör und
stellen auf der Basis des Textes "unbequeme" Fragen an
ihn, die diesen zur
Äußerung von Gefühlen, Wertungen und zur Abgabe von
Rechtfertigungen und Begründungen für ihr Verhalten veranlasst.
-
Nathan versucht im Kreuzverhör die gestellten Fragen
möglichst wahrheitsgetreu und authentisch zu beantworten.
-
Im Anschluss an das Kreuzverhör äußert sich Nathan in seiner Rolle über
seine Eindrücke, Gefühle
und Wahrnehmungen während der Befragung.
-
Zuletzt geben die Fragenden ihre Eindrücke über das beobachtete
Verhalten Nathans im Kreuzverhör wieder.
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Spielanweisung
Sie haben nun die
Gelegenheit, Nathan alle möglichen Fragen zu stellen, die
sich Ihnen im Zusammenhang mit der Figur, ihrem Verhalten,
ihren Einstellungen, Haltungen und Gefühlen stellen. Stellen
Sie ihm möglichst auch unbequeme Fragen, die ihn zur
Stellungnahme und Rechtfertigung oder zur Äußerung von
Gefühlen bewegen könnten.
"Nathan" wird diese Fragen alle so beantworten, wie
es ihm nach seiner Kenntnis des dramatischen Geschehens auf
der Bühne, der Vor- und der möglichen Nachgeschichte
verfügbar ist. Dabei kommen natürlich auch die eigenen
Lebenserfahrungen des Spielers zum Zuge, die so viel zählen
wie der Textbezug. |
Auswahl von Fragen an Nathan
Die nachfolgende Liste kann auch von den
Schülerinnen und Schülern selbständig erarbeitet oder beliebig
ergänzt werden.
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Man hört immer davon, dass du besonders freigiebig bist.
Davon habe ich aber bisher nichts gesehen.
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Wie kommt es eigentlich, dass du so unglaublich reich
bist, wenn du auf der anderen Seite angeblich so
unendlich viel für die Armen tust?
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Du hast Recha niemals gesagt, dass sie nur deine
angenommene Tochter ist. Findest du nicht, dass dies ein
klarer Vertrauensbruch ist?
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Von dir heißt es immer wieder, du seiest so weise und so
gut. Wie kommt es dann, dass du Dajas Schweigen mit
Geschenken erkaufst?
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Zuerst tust du so, als ob du Saladin aus Prinzip kein
Geld leihen wolltest, dann aber änderst du deine
Meinung. Das Ganze nur, weil er dir mit der Schonung des
Tempelherrn einen Gefallen getan hat? So werden
Seilschaften aufgebaut, keine echten Beziehungen!
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Deine Humanität steht für viele außer Frage. Wie kommt
es dann, dass du dem muslimischen Sultan Geld gibst,
Krieg zu führen gegen die Christen?
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Deinen Schachfreund Al-Hafi lässt du in dem Glauben, du
könntest ebenso wie er ein Leben in Bedürfnislosigkeit
führen. Du aber bist reich. Warum machst du ihm das vor? Du hast wohl gehofft, dass die Geschichte mit Recha nie
ans Tageslicht kommt, oder?
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Komisch, ausgerechnet an das, was du in Darun zum
Klosterbruder gesagt haben willst, erinnerst du dich
nicht mehr?
-
Was hättest du eigentlich gemacht, wenn Saladin dein
Märchen nicht so gut aufgenommen hätte?
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Hast du eigentlich nie befürchtet, dass der Patriarch
dein "Verbrechen" ahnden lassen wird?
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Du kommst ja gerade vom Schulden eintreiben zurück. Wie
machst du das eigentlich?
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Den Tempelherrn hältst du ja ziemlich lange hin und
lässt ihn auflaufen. Warum teilst du ihm denn deine
Bedenken nicht mit, wo du doch gerade Freundschaft mit
ihm geschlossen hast?
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Am Ende stehst du ja fast alleine da. Wie soll es nun
weitergehen?
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Als Al-Hafi dir seine Erfahrungen mit Saladin mitteilt,
kommst du über ironische Bemerkungen kaum hinaus. Warum
nimmst du das, was Al-Hafi sagt, so wenig ernst? Das mit der "stummen Wiederholung allseitiger
Umarmungen" hast du prima eingefädelt. Eine schöne
beschauliche Familienszene, während der Krieg vor der
Tür steht. Hast du denn nur die Ordnung deiner eigenen
Verhältnisse im Kopf und scherst dich nicht um das
Ganze?
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Als du zuletzt zu Saladin gegangen bist, hast du dich
nicht besonders wohl gefühlt. Was ist dir denn durch den
Kopf gegangen, wie hast du dich gefühlt?
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Literarische Charakteristik
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
16.12.2023
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