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Methodenrepertoire zur
szenischen Erarbeitung von Dramentexten
▪
Expositionsanalyse
als produktive Textarbeit
▪
Exposition im Drama der
geschlossenen Form
▪
Allgemeine Expositionsanalyse
▪
Arbeitsschritte
▪
Überblick
▪
Aspektorientierte Expositionsanalyse
▪
Feedbackformular zur schriftlichen Expositionsanalyse
▪
Analyse der Exposition in I,1
▪
Die Vorgeschichte aus Sicht Hanna Kennedys
Die
▪
Exposition der Vorgeschichte in
▪
Schillers
Drama
▪»Maria
Stuart« wird mit allen wichtigen Aspekten im
▪
1. Akt des Dramas geleistet. Nur wenige Elemente
der Vorgeschichte (▪ präteritaler Expositionsbezug
= Vergangenheitsbezug), werden im weiteren Verlauf der Dramenhandlung
noch eingefügt. Allerdings handelt es sich bei den später zur
Vorgeschichte nachgelieferten Informationen meist nicht mehr um
Informationen, die für das Verständnis der grundlegenden Strukturen der
Handlung nötig sind. (▪
Exposition)
▪
Formen der ExpositionsanalyseDrei verschiedene
▪Zeitbezüge expositorischer Informationsvergabe
können
unterschieden werden:
-
Maria Stuart
ist als neugeborenes Kind Königin (▪
I,1)
-
Maria wird behütet und in allem Luxus am Hof der Mediceerin erzogen
( I,1)
-
Maria verliert ihre Macht (▪
I,1)
-
Maria erhebt einen Thronanspruch auf die englische Krone. (▪ I,1
). Sie weigert sich, den Edinburger Vertrag zu unterschreiben, mit
dem sie auf ihren Anspruch auf die englische Krone verzichten soll. (▪ I,1) (Amias Paulet)
-
Robert Dudley, Graf von
Leicester, soll sich noch in der Zeit, bevor Maria Darnley heiratet,
mit Maria Stuart vermählen, lehnt dies aber ab. (II,8 - 1762).
-
Maria hat – selbst als Königin - Darnley zur Königswürde verholfen
(I,4 – 301). (Hanna Kennedy)
-
Nach der Hochzeit wird Maria von ihrem Mann Darnley bald schon
verdächtigt und grob behandelt. Zudem will er Maria beherrschen und ihr
seine Dominanz beweisen, indem er ihren "Liebling, den schönen Sänger
Rizzio" vor ihren Augen ermorden lässt. Aus diesen Gründen wendet sich
Maria von ihm ab. (1,4 - 307ff.) Maria beginnt in Sterylin als verheiratete Frau
ein Verhältnis (37f.) mit Bothwell (I,4 – 327), dessen ungestümem
männlichen Durchsetzungsvermögen sie voller Bewunderung erliegt (I,4
–328), ja letzten Endes hörig wird (IV,1 – 341). Nach dem Mord
an Darnley lässt Maria Bothwell das königliche Schwert unter der hellen
Empörung des Volkes durch Edinburgh tragen (I,4 – 347), nötigt die
Richter Bothwell vom Mordvorwurf an Darnley freizusprechen, und bietet
ihm darauf die ihre Hand zur Heirat. (I,4 – 355) , sie hat von der
Ermordung ihres Ehemannes Darnleys gewusst, Darnley sogar in die Falle
gelockt und nichts gegen den von anderen durchgeführten Mordanschlag
unternommen (I,4 – 292)
-
Maria hat einen Sohn (I,7 – 700).
-
Maria sucht in England als politisch Vertriebene Asyl
(▪ I,1
) (Kennedy) und
wird dort "wider Völkerrecht und Königswürde" festgehalten und als
Königin "auf Leib und Leben" angeklagt (97) (Kennedy). Maria erhält seit
ihrer Ankunft in England keine Audienz bei der Königin von England (II,1
– 169)
-
Maria wird
angeblich "gastfreundlich" in England empfangen (▪ I,1) Paulet) Maria kommt als vom Volk vertriebene "Mörderin" nach England,
die ihren Thron verloren hat, weil sie ein Verbrechen begangen hat (▪ I,1.) (Paulet)
-
In England will Maria seitdem den katholischen Glauben mit den
gleichen blutigen Mitteln wiederherstellen, wie dies zuvor die
"spanische Maria" in England praktiziert hat. (▪
I,1) (Paulet). Maria
Stuart hat gehofft, die Kronen Englands und Schottlands "friedlich zu
vermählen". (I,7 – 838) (Maria)
-
In der Vergangenheit sind Babington und Tichburn und zahlreiche
andere wegen ihrer Aktionen zur Befreiung Maria Stuarts hingerichtet
worden (I, 655).
-
Im Jahr zuvor wird in England ein Gesetz verabschiedet, das bei
einem Tumult in England nicht nur die Täter, sondern auch die
Hintermänner, die von derartigen Aktionen profitieren, mit der
Todesstrafe bedroht. (I,7 – 847ff.)
-
Mortimer, der Neffe von Marias Bewacher Paulet, nimmt nach
seiner Romreise in Frankreich Kontakt zu dem Kardinal von Guise, dem
Onkel Maria Stuarts, auf, und tritt zum Katholizismus über. Dort
verkehrt er auch mit Verbannten katholischen Würdenträgern aus
Schottland und England und gerät unter den Einfluss der Jesuiten, die
gegen die anglikanische Staatskirche auf englischem Boden weiter für den
Katholizismus missionieren wollen. Als in Frankreich bekannt wird, dass
sein Onkel Paulet die Verantwortung für Marias Bewachung übernommen hat,
wird Mortimer von seinen französischen Unterstützern, den Guise, und den
anderen Verbannten ausersehen, eine weitere Aktion zur Befreiung Maria
Stuarts zu unternehmen. (I,6 - 460-548)
-
Marias
persönliche Habe sind vor einiger Zeit beschlagnahmt worden und
ihre Dienerschaft ist an einen Maria unbekannten Ort gebracht
worden (I,2 - 202)
-
Ein Monat zuvor hat ein Prozess gegen Maria Stuart stattgefunden,
währenddessen Maria ohne anwaltlichen Beistand einem Richterkollegium
von vierzig beauftragten Richtern auf verschiedene Anklagepunkte Rede
und Antwort stehen musste. (I,2 – 216) Während des Prozesses werden
Maria Stuart Briefe als Beweise vorgelegt, die sie ihren beiden
Schreibern Kurl und Nau diktiert habe (I,7 – 884), deren Aussage unter
der Folter erpresst worden ist (I,7 – 895). Die Authentizität der Briefe
wird von Maria Stuart bestritten. Die von Maria Stuart unter Berufung
auf englisches Recht geforderte Gegenüberstellung mit Babington, und den
sie belastenden Schreibern Nau und Kurl wird während des Prozesses nicht
gestattet (I, 7 – 909 und 921)
-
Es gibt verschiedene Verfehlungen, die Maria vorgeworfen werden (▪ I,
1, Paulet).
Sie habe, seit sie in England ist,
-
Bürgerkrieg anfachen wollen
(▪
I,1)
-
die englische Königin ermorden lassen wollen
(▪
I,1)
-
Parry und Babington zum Mord an der Königin angestiftet
(▪
I,1) (auch I,7
– 867)
-
aus dem Gefängnis (Eisengitter) heraus, Norfolk umgarnt, der wegen
ihr hingerichtet worden sei (▪
I,1)
-
die Verantwortung, für alle weiteren Opfer von Verschwörungen.
(▪
I,1)
Außerdem will Maria
angeblich, England an den Feind, an Frankreich, verraten (▪
I,1). (Paulet)
-
Mortimer
ist vor zehn Tagen nach England zurückgekehrt (I,6 -548)
und hat sich mit zehn weiteren Männern zur Befreiung Marias verschworen.
-
Mortimer hat mit seinen Helfern am frühen Morgen des gleichen Tages
den Segen der katholischen Kirche für seine Befreiungsaktion erhalten. (I,6 – 636)
Zugleich ist allen Verschwörern Sündenerlass (Ablass) für alle
jene Taten erteilt worden, die bei der Verschwörung, die mit einem
Schwur auf die Hostie (III,6 -2526) beeidet ist, geplant sind: die
Ermordung von
Drugeon Drury und von Paulet (III, 6 - 2502)
-
Paulet
durchsucht die persönlichen Habe von Maria ständig sehr genau
und beschlagnahmt sämtliche Wertgegenstände. (▪
I,1, "noch" V 7; 27)
-
Paulet findet einen wertvollen Schmuckgegenstand im Garten, von dem
er annimmt, dass er von Maria zur Bestechung des Gärtners geplant ist
(point of attack).
(▪
I,1)
Aussagen, die eindeutig die Deutung von bestimmten Figuren (figural
perspektivierte Informationen im Rahmen der Exposition) sind, wurden mit
dem Namen der jeweiligen Figur versehen.
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Die Vorgeschichte aus Sicht Hanna Kennedys
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
16.12.2023
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