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Weitererzählen als kreative Schreibaufgabe der
Abschlussprüfung in der Kaufmännischen Berufsschule (BAWü)
Anhand
der nachfolgenden Geschichte, eines kurzen fiktionalen Erzähltextes .wird beispielhaft gezeigt, wie man das
Weiterzählen einer Geschichte (→Beispiel
1) in der (schriftlichen)
Abschlussprüfung in der Berufsschule (Kaufmännische Berufe)
im Fach Deutsch
(Baden-Württemberg) als
Schreibaufgabe bewältigen kann.
Dazu wird einer mehrteiligen
Arbeitsanweisung gefolgt, die die komplexe Schreibaufgabe "Erzählen Sie
die Geschichte weiter" in einzelne Schritte zerlegt.
Seit sie ein Baby gewesen war, hatte Katja den Duft frisch gebackener
Brötchen stets in der Nase behalten, der, noch ehe das Tageslicht zu dämmern
begann, von der Backstube im Erdgeschoss in ihr Zimmer oben unterm Dach
hinaufzog. Seit 2 Jahren war sie schon von Zuhause fort und studierte
Betriebswirtschaft an der Fachhochschule der 80 Kilometer entfernten
Großstadt. Jetzt war sie übers Wochenende wieder einmal nach Hause gekommen,
weil ein großes Familienfest anstand. Ihr Vater wollte seinen 65. Geburtstag
ganz groß feiern. Schon ihr Ururgroßvater, sein Bild hing immer noch unten
im Verkaufsraum, hatte die Bäckerei gegründet, der auch die unweit davon neu
eröffnete Schnellbäckerei einer bekannten Backwarenkette, wenig anhaben
konnte. Noch jedenfalls blieben die Kunden der altbekannten Bäckerei treu.
Seit der Gründung der Bäckerei hatte stets einer der Söhne, meistens der
älteste davon, den Traditionsbetrieb, zu dem inzwischen ein kleines Stehcafé
hinzugekommen war, übernommen und fortgeführt. Jetzt aber war alles anders.
Ihr einziger Bruder, der seine Meisterprüfung sogar als Innungsbester schon
vor zwei Jahren abgeschlossen hatte, war vor einem halben Jahr mit seinem
Motorrad schwer verunglückt und saß seitdem mit einer Querschnittlähmung im
Rollstuhl. Katja spürte genau, was das für ihren Bruder und ihren Vater
bedeutete. ...
Die mehrteilige Arbeitsanweisung umfasst insgesamt 7 Aufgaben.
Nachfolgend finden Sie die erste davon. Sie können – solange Sie die
Lösungsvorschläge zu den Einzelaufgaben auf der nächsten Seite nicht vorher
einsehen - die Aufgaben auch selbst angehen und ihre Lösungen dann mit den
Lösungsvorschlägen vergleichen.
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Untersuchen
Sie die vorgegebene Geschichte. Markieren Sie
dazu jene Textstellen, die Aufschluss geben über
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den/die Orte
und die Zeit des Geschehens
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die
vorkommenden bzw. handelnden Personen
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die
wesentlichen Ereignisse oder Handlungen des erzählten
Geschehens
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Die Bearbeitung der ersten Aufgabe der Arbeitsanweisung könnte zu dem
folgenden Ergebnis geführt haben:
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Listen Sie
diese Textstellen in einer Tabelle auf.
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In einem nächsten Arbeitsschritt kann es hilfreich sein,
sich die Ergebnisse der Texterfassung übersichtlich zusammenzustellen. Das
hilft einem an den Vorgaben der Geschichte anzuknüpfen, wenn man sie dann
weiterschreiben will. Die vorstehende 2. Aufgabe der Arbeitsanweisung gibt
dazu, wie man dabei vorgehen kann.
Die Ausführlichkeit der Notizen in der Tabelle hängt natürlich von den
Inhalten der vorgegebenen Geschichte ab. Es lohnt sich aber allemal, auf
diese Weise noch einmal das Wesentlich zusammenzutragen. Das Ergebnis könnte
wie folgt aussehen:
Im Anschluss an diesen Arbeitsschritt sollten Sie überlegen,
wie die Geschichte Ihrer Ansicht nach weiterzählt werden könnte. Dabei
müssen Sie z. B überlegen, an welche Handlungselemente der vorgegebenen
Geschichte Sie anknüpfen wollen oder aus welcher Perspektive die
Geschichte weiterzuerzählen ist (Ich- oder Er-Erzählung).
Die Aufgabe 3 der mehrteiligen Arbeitsanweisung macht genauere Angaben dazu,
was zu tun ist.
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Entwerfen
Sie in Form einer stichwortartigen
HANDLUNGSSKIZZE
einen Plan, wie die Geschichte weitergehen könnte.
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Spielen Sie
dabei immer wieder unterschiedliche Varianten in
ihrem Kopf durch und stellen sie diese in Form eines
VERZWEIGUNGSDIAGRAMMS dar.
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Entscheiden
Sie sich danach für eine bestimmte
Weitererzählungsvariante.
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Überprüfen
Sie dabei, ob sie den Vorgaben der Geschichte
entspricht.
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Überlegen
Sie, ob Ihre Weiterzählung auf einen Höhepunkt oder
Wendepunkt hinausläuft oder ob sie einen offenen Schluss
haben soll.
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Was
geschieht auf dem Höhepunkt der Geschichte? Wie wollen
Sie diesen gestalten? (wörtliche Rede? Präsens?)
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Wenn Sie dazu ein Verzweigungsdiagramm nutzen möchten,
setzen Sie am besten verschiedene grafische und typografische Elemente ein,
um die Bedeutung des Handlungselementes entsprechend hervorzuheben. (Farben,
Schriftgrößen, Kästchen und andere Umrandungen, Verbindungslinien,
Verbindungspfeile unterschiedlicher Stärke usw.)
Die Handlungsskizze
spielt drei Varianten durch: Katja will die
Bäckerei übernehmen, nur unter bestimmten Umständen oder unter keinen
Umständen fortführen. Beim Durchdenken der drei Varianten wird schnell klar,
dass das Weitererzählen der Geschichte nach Variante 1 zwar prinzipiell
möglich ist, aber nicht wirklich zu dem passt, was in der vorgegebenen
Geschichte angelegt ist, nämlich eine anstehende Auseinandersetzung mit dem
Vater über die Zukunft des Traditionsbetriebes auf dem bevorstehenden Fest
zu seinem 65. Geburtstag. Die Varianten 2 und 3 knüpfen an den Vorgaben der
Geschichte an, bieten aber unterschiedliche Möglichkeiten die Geschichte
weiterzuerzählen.
Am Ende dieses Arbeitsschrittes sollte man sich entscheiden, welchen
Handlungsverlauf man bei seiner Weitererzählung nutzen will.
Die vierte Aufgabe der mehrteiligen Arbeitsanweisung lenkt
den Blick auf die bei der Weitererzählung wichtigen Personen und ihre
Charaktereigenschaften und Entwicklungsmöglichkeiten.
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Entwerfen
Sie in einer stichwortartigen
PERSONENSKIZZE
ein genaueres (Charakter-)Bild der Personen, die in der
Geschichte vorkommen.
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Überlegen
Sie sich dazu, wie die Person, die in einer bestimmten
Weise handelt, äußerlich aussieht, wie sie sich gibt und
was ihr wichtig sein könnte. Suchen sie dazu geeignete
Adjektive.
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Machen Sie
sich dabei klar, wie die Person mit Gefühlen umgeht und
wie sie diese ausdrückt.
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Denken Sie
darüber nach, wie die Beteiligten zueinander stehen und
wie sie miteinander umgehen.
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Eine Personenskizze
zu der vorgegebenen Geschichte und die mögliche Weitererzählung nach
Variante 2 könnte z. B. wie folgt aussehen:
Diese Personenskizze könnte zusammen mit der
Handlungsskizze Grundlage
für den einen Erzählplan
werden, der in Stichpunkten untereinander auflistet, was (und u. U. auch
wie) die Geschichte weitererzählt werden soll.
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Notieren
Sie in Form einer Liste einen
Erzählplan,
der den von Ihnen geplanten weiteren Verlauf der Erzählung
in Stichworten festhält.
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Ein Erzählplan in Listenform für die Weitererzählung könnte wie folgt aussehen:
Auf der Grundlage dieses Erzählplans können Sie
dann beginnen, Ihre Weitererzählung niederzuschreiben. Dabei sollten Sie auf
einen Erzählanfang achten, der an die vorgegebene Geschichte anschließt und
die Geschichte in Ihrem Sinne weiterführt. Möglich wären z. B. die folgenden
Erzählanfänge:
Wenn Sie sich für einen bestimmten Erzählanfang entschieden
haben, können Sie damit beginnen, Ihre Geschichte niederzuschreiben.
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Schreiben
Sie Ihre Weiterzählung der Geschichte nieder. (Entwurfsfassung)
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Wenn Sie Ihre
Weiterzählung abgefasst haben (•
Musterbeispiel),
sollten Sie Ihren Text überprüfen und ggf. überarbeiten. Dazu können Sie mit
Aufgabe 7 der mehrteiligen Arbeitsanweisung vorgehen.
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Überarbeiten Sie Ihre
Entwurfsfassung und schreiben
Sie die
Endfassung nieder.
Überprüfen Sie vor dem Niederschreiben der
ENDFASSUNG,
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ob Sie die
Perspektive, aus der heraus erzählt werden soll,
eingehalten haben (Ich- oder Erzählung,
Figurenperspektive)
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ob Sie
hinreichend und gut geeignete Mittel des Erzählens bei
ihrer Gestaltung der Geschichte verwendet haben (z. B.
anschauliche Adjektive und Verben, Ausdruck von Gedanken
und Gefühlen der Figuren, wörtliche Rede)
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ob Sie Ihre
Geschichte durchgehend in der Vergangenheitsform
(Präteritum) abgefasst haben (nur bei der
Höhepunktgestaltung u. U. die Gegenwartsform (Präsens))
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ob Sie die
Zeichensetzung bei der wörtlichen Rede beachtet
haben
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Weitererzählen als kreative Schreibaufgabe der
Abschlussprüfung in der Kaufmännischen Berufsschule (BAWü)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
28.06.2024