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Nachdem Reichspräsident von Hindenburg auf Drängen führender Vertreter der deutschen
Industrie, der großagrarischen Junker und der Reichswehr die Regierungsgewalt in die
Hände der nationalsozialistischen Partei gelegt hatte,
(1) waren sich die neuen Machthaber zunächst nicht über die
möglichen Reaktionen der Bevölkerung im Klaren. Sie fürchteten für den Fall des
unmittelbar ausgesprochenen Verbots der KPD den Ausbruch eines Generalstreikes.
(2) Um diese Gefahr zu mindern und um den Schein
der Legalität zu wahren, sahen sie von einem regulären Verbot der
KPD ab.
(3)
Die neue Regierung glich im Hinblick auf den Modus ihrer Ernennung und hinsichtlich
ihrer Zusammensetzung den vorangegangenen Präsidialkabinetten Papens und Schleichers.
Neben Adolf Hitler zählten zunächst nur zwei weitere Nationalsozialisten zur neuen
Kabinettsrunde, die jedoch wichtige Schlüsselpositionen besetzten. Hermann Göring, der
dem Kabinett zwar nur als Minister ohne eigenen Geschäftsbereich angehörte, aber in
seiner gleichzeitigen Funktion als kommissarischer preußischer Innenminister die
Polizeigewalt im größten Land des Reiches kontrollierte, und Wilhelm Frick, dem das
Innenministerium übertragen wurde, standen an den Schaltstellen staatlicher Macht. Diese
Verteilung der Kompetenzen reichte zunächst aus, um die Zerschlagung der deutschen
Arbeiterbewegung zügig in Angriff zu nehmen.
(4)
Schon am 4. Februar erging auf Veranlassung Hitlers die erste Notverordnungsakte
Hindenburgs unter der neuen Regierung. Sie war schon unter Hitlers Amtsvorgängern
ausgearbeitet worden und bot die erste Handhabe, den aufkeimenden Widerstand der deutschen
Arbeiterklasse zu ersticken.(5) Im
Zusammenwirken mit den zwei weiteren Notverordnungen vom 6. und 28.Februar wurde die
Grundlage geschaffen, die das kommende Kesseltreiben gegen die organisierte
Arbeiterbewegung in Deutschland formell legitimierte. Gleichzeitig verschafften sich die
neuen Machthaber damit den erforderlichen Spielraum, um nach der Auflösung des
Reichstages die bevorstehenden Wahlen in einseitiger Weise zu manipulieren.(6) Daneben schickten sich die Terrorgarden der NSDAP an, den
noch vorhandenen Kampfeswillen deutscher Arbeiter im Blut zu ersticken. In ihrer
zügellosen Raserei entsandte die SA Stoßtrupps in die Arbeiterviertel, wo diese eine
Vielzahl bewaffneter Überfälle inszenierten, unzählige Arbeiter und Arbeiterfrauen
schwer misshandelten und eine größere Anzahl von Menschen ermordeten. Nach den ersten
vier Wochen zog die KPD die erste, noch unvollständige Bilanz des Straßenterrors: In
diesem Zeitraum sollen 20 kommunistische, 14 sozialdemokratische und 9 parteilose Arbeiter
und Arbeiterinnen in den blutigen Auseinandersetzungen umgekommen sein. In der vielfach
keineswegs zimperlichen und militanten Gegenwehr der Arbeiter ließen 17 Nazis und 2
Polizisten ihr Leben.
(7)
Die Aufrichtung der faschistischen Diktatur in Deutschland
(8) ging keineswegs reibungslos vonstatten. Dem sogenannten
"nationalen Taumel" der fanatischen nationalsozialistischen Anhängerschar und ihrer
Mitläufer
(9) standen im ganzen Reich
Protestaktionen unterschiedlichen Charakters und Ausmaßes seitens der deutschen Arbeiter
gegenüber. Fast ausnahmslos aus ihren Reihen kamen jene Aktionen, die den infernalischen
Eindruck der SA-Fackelumzüge erwiderten. Es trifft nicht zu, dass die deutsche
Arbeiterklasse "über Nacht ihren Geist"
(10)
aufgegeben und dem Nationalsozialismus" nicht den geringsten Widerstand entgegengesetzt
hat.
(11)
Am Tage der faschistischen Machtübernahme ergriffen Teile der deutschen Arbeiter
spontan oder auf Veranlassung der KPD und ihrer Massenorganisationen vielerorts die
Initiative zu Kampfmaßnahmen. In einer Reihe von Großstädten, ab er auch in mittleren
und kleineren Städten des Reiches, versammelten sich Arbeiter - oftmals ungeachtet ihrer
jeweiligen Parteizugehörigkeit zu Demonstrationen oder führten Teilstreiks durch.
(12)
Aus dem relativ breiten Spektrum der Kampfaktionen deutscher Arbeiter in den ersten
Tagen der faschistischen Diktatur sollen im folgenden einige Beispiele Erwähnung finden,
die zwar gemessen an Ausmaß und Charakter eine herausragende, keinesfalls jedoch eine
repräsentative Bedeutung besaßen.
Am Vorabend der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler traten in Berlin 2.000
freigewerkschaftliche und rote Betriebsräte, Vertrauensleute und Mitglieder der
Erwerbslosenausschüsse zu einer Versammlung zusammen. Sie verabschiedeten eine
Resolution, in der unter anderem die Organisierung von Betriebsversammlungen zur
Beschlussfassung über den politischen Massenstreik und andere Kampfmaßnahmen gefordert
wurde. Die einstimmig angenommene Erklärung endete mit dem Appell:
"Durch die Wucht unseres Generalstreiks 1920 brach der Kapp-Putsch zusammen.
Ebenso muss die Hitlerregierung gestürzt werden. Vereinigen wir uns ohne Ansehen der
Partei und der Gewerkschaftszugehörigkeit."
(13)
Am 3. Februar 1933 trat die Lübecker Arbeiterklasse in einen lokal begrenzten und auf
eine Stunde befristeten Generalstreik. Sie reagierte damit auf die Verhaftung des
sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Julius Leber. Leber war in der Nacht vom
30./31. Januar auf offener Straße von fünf nationalsozialistischen Rowdies überfallen
worden. Während des damit verbundenen Handgemenges, an dem sich auch
Reichsbannermitglieder beteiligt hatten, um den Mordanschlag gegen Leber abzuwehren, war
einer der faschistischen Schläger getötet worden. Obwohl es sich um eine eindeutige
Notwehrsituation gehandelt hatte und ungeachtet seiner Immunität war Leber von der unter
sozialdemokratischer Führung stehenden Polizei verhaftet worden, nachdem er zuvor
schwerverletzt abtransportiert worden war.
(14)
Die Betriebsrätekonferenz Lübecks forderte daher den sofortigen Rücktritt des
sozialdemokratischen Polizeipräsidenten.(15)
Ein in gewisser Hinsicht ähnlicher Vorfall lieferte den Anlass für den Generalstreik
in Staßfurt am 8. Februar 1933. Die Arbeiter Staßfurts traten in den befristeten
Generalstreik, nachdem der sozialdemokratische Bürgermeister der Stadt, Hermann Karsten,
seinen schweren Verletzungen erlegen war, die ihm im Anschluss eines Fackelzuges von SA
und Stahlhelm von einem jugendlichen Anhänger der NSDAP beigebracht worden waren.(16)
In Hannover führten die Arbeiter am 27. Februar einen ebenfalls auf eine Stunde
begrenzten Generalstreik durch. Sie beantworteten damit die Ermordung von
Reichsbannerarbeitern durch die Faschisten. Nachdem sich die Ortsvorstände von ADGB und
SPD zunächst geweigert hatten, eine gemeinsame Protestaktion mit der KPD durchzuführen
und dieser sogar untersagt hatten, eine Kranzdelegation zur Beerdigung der Ermordeten zu
senden, mussten sie unter dem massiven Druck ihrer Mitglieder und der Stimmung in den
Betrieben nachgeben.(17)
Unabhängig davon, ob die Streikaktionen tatsächlich alle Betriebe ergriffen haben,
(18) ist die Ähnlichkeit der Anlässe, die zu
ihrer Auslösung geführt haben, besonders auffallend. Wie in den vorstehenden Fällen
wurden auch andernorts die Beerdigungen der von den Nazis ermordeten Arbeiter
eindrucksvolle Demonstrationen, während denen es nicht selten zu befristeten Streiks kam.
(19) Ferner zeigt sich, dass die
sozialdemokratischen Arbeiter trotz der Stillhalte-Appelle ihrer Parteiführung dann zu
höheren Formen des Widerstandes übergingen, wenn die Nationalsozialisten in der
Anfangszeit ihrer Machtausübung Angriffe direkt gegen Leib und Leben führender
Sozialdemokraten richteten und die KPD sich entweder direkt an die Seite der
Sozialdemokraten stellte oder sich selbst als maßgebender Initiator derartiger Aktionen
erwies. Die neuen Machthaber jedenfalls zogen, sorgsam der Risiken einer solchen
Entwicklung bedacht, aus diesen Vorkommnissen eine Lehre. Sie ließen die
sozialdemokratische Parteispitze fortan weitgehend ungeschoren, während ihre
Terrororganisationen alles daransetzten, die Kampfbereitschaft der Parteibasis zu brechen.(20) Die
tendenzielle Richtung zur Einheitsfront
der Arbeiterklasse, die in diesen oftmals gemeinsam von Kommunisten und Sozialdemokraten
auch von der Basis her beschlossenen Aktionen, zum Ausdruck kam, war auch der
sozialdemokratischen Führung nicht entgangen. Sie begnügte sich nicht mit verbalen
Mäßigungs- und Stillhalte-Appellen. Überall dort, wo sie über den leitenden Einfluss
in den Polizeipräsidien verfügte, setzte sie die staatlichen Ordnungsorgane auch gegen
kämpfende Arbeiter ein.(21)
Selbst Veranstaltungen der eigenen Partei blieben, wenn es galt, den Trennungsstrich zu
den Kommunisten zu ziehen, nicht von polizeilichen Repressalien verschont.(22)
Über die tatsächliche Anzahl der Streiks und über deren jeweiligen Charakter gibt es
keine zuverlässigen Gesamtangaben. Fritz Heckert (KPD) trug im Frühsommer 1933 hierzu
die folgenden Schätzungen vor, die er jedoch selbst für unzureichend hielt:
"Im Februar 1933 waren von der Gesamtzahl von 287 Streiks 225, d.h. 75 Prozent
politische Streiks. Infolge der Welle des unerhörten Terrors ging die Streikbewegung
zurück, aber immerhin waren im März von den 19 Streiks, von denen die bürgerliche
Presse berichtete,10 politisch, im April waren von 60 Streiks 52 politisch, und im Mai von
58 Streiks 35 politisch. Die faschistische Statistik verschweigt sorgfältig die Ziffer
der Streikkonflikte in den Betrieben, so dass die Gesamtzahl dieser Konflikte schwer
festzustellen ist. Eine bedeutende Schärfe erlangte in den letzten Monaten der Kampf in
den Arbeitsdienstlagern, wo in dieser Zeit mehr als 280 erfolgreiche Streiks und Aktionen
stattfanden, die manchmal sogar zur Auflösung der Lager führten."
(23)
Wenngleich die Aussagekraft der vorstehenden Angaben aus mehreren Gründen sehr gering
ist, zeigen sie doch, dass die Befriedung der Betriebe im nationalsozialistischen Sinne
nicht reibungslos vonstatten gegangen ist und einen längeren Zeitraum in Anspruch
genommen hat.
(24) In jedem Falle waren diese
Streiks mit nur wenigen Ausnahmen von kleinem Umfang und von kurzer Dauer. Sie fanden in
der Regel nur in kleineren und mittleren Betrieben statt, deren Belegschaften nur selten
über 1.000 Arbeiter zählten.
(25)
Ihre Anlässe bezogen sich überwiegend auf Vorkommnisse, die, auch wenn sie nur schwer
aus dem politischen Ganzen gelöst werden können, lokale oder betriebsbezogene Bedeutung
besaßen.
Die charakteristischen Merkmale
der Kampfaktionen der Arbeiter in den ersten Tagen und Wochen der faschistischen Diktatur
waren demnach:
-
die - gemessen an der Gesamtzahl
der Betriebe - äußerst geringe Anzahl von Streiks
-
die Beschränkung von
betrieblichen Kampfmaßnahmen größeren Ausmaßes auf kleinere und mittlere Betriebe und
die geringe Zahl gleichzeitig stattfindender Kampfaktionen
-
die kurze Dauer von Streiks u.a.
-
der vielfach nur von lokalen
Ereignissen ausgehende Anlass
-
die vielerorts große Militanz des
Abwehrkampfes der Arbeiter auf den Straßen
Das von diesen Einzelaspekten, denen noch weitere hinzugefügt werden können,
ausgedrückte Hauptcharakteristikum war die fast vollständig zu nennende
Isolierung der vielfach äußerst militant geführten Aktionen voneinander.
Zwischen den meist auf der Straße vor sich gehenden Auseinandersetzungen und der
relativen Ruhe in den Betrieben klaffte eine deutliche Schere. Die Arbeiter der
Großbetriebe in Deutschland hielten in ihrer Gesamtheit betrachtet still. Die Streiks,
die dennoch stattgefunden haben, waren vom Massen- oder gar Generalstreik weit entfernt.
Das deutsche Proletariat war zum Zeitpunkt der faschistischen Machtübernahme paralysiert.
Zur Begründung dieser Tatsache reicht es freilich nicht aus, über die
Verantwortlichkeit einzelner Organisationen der Arbeiterbewegung zu reflektieren, denen,
vom politischen Standpunkt des jeweiligen Historikers allein abhängig, die Schuld für
die politische Niederlage der Arbeiterbewegung angelastet wird. Weder das von der
SED-Historiographie verbreitete Diktum der "Verratspolitik" der Sozialdemokratie
noch die für die bundesrepublikanische Forschung charakteristische Verurteilung
"kommunistischer Katastrophenpolitik" tragen aufgrund des präjudiziellen Charakters
ihrer Aussagen viel Brauchbares zur Erklärung bei. Die relative Passivität der deutschen
Arbeiterklasse bei der Machtübernahme und Machtkonsolidierung der nationalsozialistischen
Diktatur fußte neben historischen und politischen Gründen wesentlich auf den Gesetzen
der kapitalistischen Produktionsweise selbst. Die grundlegende Riss, der die deutsche
Arbeiterklasse durchzog und sie in das Lager der Erwerbsfähigen und Erwerbslosen
spaltete,
(26) war sowohl objektiv als auch
politisch eines der Schlüsselprobleme. Über jedem, der zum Streik aufrief oder sich an
einem solchen beteiligte, schwebte nicht nur seit der Notverordnung vom 4.Februar die
Drohung von Gefängnis, sondern noch immer in Anbetracht der Höhe der Arbeitslosigkeit
die Gefahr der Entlassung, die vielfach Hunger, Not und Elend bedeutete.
(27)
-1- Zur Vorgeschichte der
Ernennung Hitlers und der Rolle der sie bewirkenden politischen Kräfte
vgl. u. a. Bracher
1956, 1962 (1974), 1971, 1972; Kuczynski 1966a.Bd.5; Czichon 1976; Aus zeitgenössischer
kommunistischer .Sicht: O. Dsenis, Der Faschismus und die Widersprüche im Lager der
deutschen Bourgeoisie, in: UBM, VII.Jg., 3(1993), 166-189
-2- Vgl. Protokoll der ersten
Sitzung des Kabinetts Adolf Hitler am 30. Januar 1933, in: Geschichte der deutschen
Arbeiterbewegung, Berlin (DDR), Bd.V
-3- Die KPD wurde im
eigentlichen offiziellen Sinne von den Nationalsozialisten nicht verboten. Lediglich das
am 26.5.33 erlassene "Gesetz über die Einziehung kommunistischen Vermögens" war
eine ausschließlich gegen die KPD gerichtete, gesetzlich fixierte Maßnahme zu ihrer
Liquidierung. Die neuen Machthaber gingen zur Ausschaltung der KPD besondere Wege.
-4- Daneben war die NSDAP in
sechs der kleineren Länder des Reiches (Anhalt, Lippe, Oldenburg, Thüringen,
Braunschweig, Mecklenburg- Schwerin) entweder führend oder als Partner in den
Landesregierungen vertreten.
-5- Vgl. Ursachen und
Folgen.Bd.9.18-21
-6- Vgl. Bracher (1974).91
-7- Vgl. .Rd. II. Jg.,
3(1933).57. Die KPD hatte alle Mühe, eine beträchtliche Anzahl ihrer Anhänger von der
Anwendung individuellen Terrors abzuhalten. Dies kann freilich nicht heißen,
dass der KPD
die eigentliche Urheberschaft für diese Auseinandersetzungen angelastet werden kann. Zu
solchen Schlüssen kommt Buck 1969, dessen Quellenbasis jedoch mehr als fragwürdig ist.
-8- Da im Rahmen der
vorliegenden Arbeit kein Beitrag zur Faschismustheorie geleistet werden kann, wird auf
eine eindeutige Begriffsdefinition des Faschismus verzichtet. Da die Terminologie der
historischen Forschung über das Herrschaftssystem im Dritten Reich uneinheitlich ist, hat
diese Uneinheitlichkeit auch Eingang in die vorliegende Untersuchung gefunden. ,Trotz der
damit verbundenen Problematik (z.B. Faschismus als Gattungsbegriff und politisches
Schlagwort etc.) werden Begriffe wie Nationalsozialismus, deutscher Faschismus, Drittes
Reich etc., weitgehend synonym verwendet. Die Ergebnisse der faschismustheoretischen
Forschung werden ohne stringente Anlehnung an eine ihrer "Schulen" dort
miteinbezogen, wo sie nach Meinung des Verfassers für das Verständnis der Politik der
KPD vonnöten sind. Weiterführende Angaben zur Faschismus-Debatte sind dem
Literaturverzeichnis zu entnehmen.
-9- Es kann nicht übersehen
werden, dass eine große Zahl von Menschen, die keineswegs der faschistischen Bewegung
angehört hat, den Machtantritt der Regierung Hitlers begrüßt haben. Erinnert sei dabei
nur an Gottfried Benn oder Claus Graf Schenk von Stauffenberg, der sich als Leutnant in
Uniform auf der Siegesfeier der NSDAP in Bamberg einfand. (vgl. Francis L. Carsten,
Reichswehr und Politik, Köln-Berlin 1964.449
-10- Vgl. David Schoenbaum,
Die braune Revolution, Köln-Berlin 1968.14
-11- Vgl. Claudin 1977.Bd .1.
139
-12- Vgl. Rd.
II. Jg.,3(197~3).49: Berlin, Hamburg, Chemnitz, Leipzig, Köln, Mainz, München,
Frankfurt/M.; In Stuttgart traten die 800 Beschäftigten des Reichsbahnausbesserungswerkes
Esslingen in den politischen Streik.
In Hamburg kam es zu Teilstreiks im Hafenrevier und einigen bewaffneten
Auseinandersetzungen von Arbeitern mit SA und Polizei (vgl. Hochmuth/Meyer 1969.17; Witt
1971.167). In Berlin streikten die Belegschaften von fünf
Müllabfuhrdepots, in
Heidelberg Arbeiter der Stadtwerke, in Pirmasens Arbeiter einer Schuhfabrik und in
Karlsruhe die Arbeiter einer Metallhütte (vgl. RF, 1.2.33). In Mannheim kam es zu
einzelnen Arbeitsniederlegungen und zu Demonstrationen (vgl.Salm 1973.32ff.). In Bochum,
Homburg/Moers, Dortmund und andernorts im Ruhrgebiet wurden Demonstrationen durchgeführt
(vgl.Peukert, 1976; Klotzbach 1969.90f.). In Wuppertal traute sich die SA angesichts der
Demonstrationen gar nicht auf die Straße (vgl. G. Werner, Aufmachen!
Gestapo!- Über den
Widerstand in Wuppertal, Wuppertal 1974). In Solingen kam es bis spät in die Nacht hinein
zu Auseinandersetzungen (vgl.Sbosny/Schabrod, Widerstand in Solingen,
Frankfurt/M.1975.19). In Bremen kam es zu antifaschistischen Demonstrationen (vgl.
Schwarzwälder 1966.15). Weitere Beispiele in: Weisenborn 1953; Walter A. Schmidt 1958;
Heider 1976; Der antifaschistische Widerstandskampf unter Führung der KPD in Mecklenburg
1933 bis 1945.Rostock 1970; Schirmer 1974.44; Brandt 1976.23; Als zeitgenössische
publizierte Quelle vgl. vor allem die im Jahrgang 1933 der Zeitschrift "Inprekorr"
zusammengestellte "Chronik der Ereignisse".
-13- Vgl. Rd. II. Jg.,
2(1933), 21f.
-14- Vgl. Leber, 1952, 276
(=Epilog)
-15- Vgl.
RF, 3.2.33
-16- Vgl.
Inprekorr, 13. Jg.,
17(1933), 572
-17- Vgl.
Inprekorr, 13. Jg.,
26(1933).854
-18- Zweifel hieran äußerte
z.B. die Frankfurter Zeitung v.4.2.33
-19- Vgl. Heider 1976.52f.;
Rd.II.Jg.,3(1933).63f.; Inprekorr.13.Jg., 16(1933).538 u. 17(1933).572f.; Erwähnenswert
erscheint ferner, dass derartige Beerdigungsdemonstrationen schon in der Zeit des
Sozialistengesetzes zu den eindrucksvollsten Massenaktionen zählten (vgl. Wachenheim
1967.211f.).
-20- Vgl.
Edinger 1960.20; Die
Kampfentschlossenheit eines Großteils der- sozialdemokratischen Parteibasis ist ferner
hinreichend belegt: vgl. Löbe 1949.147; Hoegner 1959.339; Klotzbach 1969.128f.; Adolphs
1971.251; Matthias 1960.246ff.; Freyberg 1973.48; Kunze 1971.75ff.; Hebel-Kunze
1977.75,128ff.; Mit Schweigen übergangen oder bestritten wird die Kampfbereitschaft in
der SPD- Memoirenliteratur z.B. durch Keil 1948.Bd.II.491; Noske 1947; Braun 1949;
Severing 19?0.Bd.II; Ihre Darstellungen bleiben apologetisch. Der spätere
Polizeipräsident von Berlin, der SA-Fiihrer Graf Helldorf wusste in einem Interview mit
der französischen Zeitschrift ,,Petit Journal" Anfang Februar zwischen KPD und SPD
genau zu differenzieren. Auf die Frage: "Sie scheinen die Erklärungen der
Sozialdemokratie nicht ernst zu nehmen? Glauben sie, dass die sozialdemokratische
Opposition eine platonische ist...?" antwortete er: "Die Sozialdemokraten? Wann
haben Sie sie schon handeln gesehen? Am 20. Juli, als ihre Preußenregierung davongejagt
wurde? Und seitdem? Es sind gesetzte Leute. Trotz ihrer vielen Reden ist ihre Partei nicht
wirklich gefährlich. Der Feind, den wir Vernichten müssen, das ist der Kommunismus. Das
ist eine lebenwichtige Frage." (zit.n.:Inprekorr. 13.Jg. 21(1933).675; auszugsweise
auch in: RF v.11.2.33, bzw.Rd.II.Jg.3(1933).62) Auf diesem Hintergrund gewinnt auch
Günter Plums Meinung, dass unliebsame SPD- und Gewerkschaftsfunktionäre zunächst als
"»Nebenprodukt« der amtlichen Jagd auf Kommunisten1" verfolgt und verhaftet
worden seien an Gewicht. (vgl. Plum 1974. 364)
-21- Vgl.Peukert 1976.47;
Klotzbach 1969.90ff.; Witt 1971.167; Buck 1969.42ff.; Hochmuth/Meyer 1969.23; Hebel-Kunze
1977.99
-22- Vgl . Mammach 1974a.
14f.
-23- Fritz Heckert, Die
gegenwärtige Lage in Deutschland und die Aufgaben der KPD, in: KI.1933.1208-1227,h:1214;
vgl.auch: KI.3(1934).215(=Pieck); KI.9(1933).296f.(=Reimann); Rd.II.Jg. 213(1933).791ff.
(=Heckert);
-24- Der Wert der Angaben
wird schlicht schon dadurch herabgesetzt, dass nähere Angaben über Art und Umfang nicht
gemacht werden. Wenngleich die Streiks mit zunehmender Dauer der faschistischen Herrschaft
eine andere politische Qualität erhielten, standen wohl noch immer ökonomische
Interessen der Arbeiter im Vordergrund.
-25- Vgl. u.a. Heckert, Vom
Kampf der Kommunstischen Partei in Deutschland, in: Rd.II.Jg.2f(IC)33).791ff.
-26- Vgl. Kuczynski
1966b.Bd.6.151; ders.1966a.Bd.5.224f.; Hennig 1973b. 56
-27- Vgl .Mason 1978.S9ff.
(aus: Gert Egle, Die kommunistische Einheitsfrontpolitik im Zeichen der eigenen
Niederlage und der Aufrichtung der nationalsozialistischen Diktatur 1933;
unveröffentlichte Magisterarbeit 1983)
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