Die
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Mitgliederbewegung in der
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Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) in der
•
Weimarer Republik war durch eine
äußerst große Fluktuation gekennzeichnet, und die Klage der
leitenden Ebenen über dieses Problem ist in dieser ganzen Zeit nie
abgerissen.
Nach Angaben des EKKI-Funktionärs Pjatnickij nahm
sie für das Jahr 1930/31 folgende Ausmaße an:
"Im Januar 1930
hatte die Partei 133.000 Mitglieder, im Laufe des Jahres traten 143.000
neu in sie ein, trotzdem zählte die KPD statt 276.000 nur 180.000
Mitglieder, so dass ca. 95.000 ausgetreten waren. 1931 wurden 210.000 neue
Mitglieder aufgenommen (davon waren 17 - 20,6% Betriebsarbeiter), während
die Zahl der Ausscheidenden ungefähr der des Vorjahres entsprach." (Bahne
1976, S.16)
Das russische Mitglied des EKKI Wassiljew betonte
auf dem XII. EKKI-Plenum 1933 in seinem Diskussionsbeitrag:
"In
allen Ländern bleibt die Fluktuation sehr groß, in manchen ist sie in
der Zeit vom XI. und dem XII. Plenum sogar gestiegen: z.B. KPD von 53
Prozent der Neuaufnahmen im Jahre 1930 auf 55 Prozent im Jahre 1931; In
der KPTsch beläuft sich die Fluktuation auf 75 Prozent; in den KPF und
KPUSA wird der ganze Mitgliederzuwachs von der Fluktuation
verschlungen."
(Protokoll des XII. EKKI-Plenums, S.525)
Die außerordentlich hohe
Fluktuation in der KPD-Mitgliedschaft war z.T. auch von der Partei selbst
verursacht. Denn gerade in den Endjahren der Weimarer Republik jagte eine Mitgliederwerbekampagne
die andere. Diese Kampagnen konnten zwar teilweise die Zahl der
Neuaufnahmen beträchtlich steigern, verstärkten aber auch die
Fluktuation. Im Rechenschaftsbericht der KPD des Ruhrgebiets 1930-32, S.14
wird daher vor weiteren schematischen und fehlerhaften Neuaufnahmen mit
den Worten gewarnt:
"Es wurde immer weniger darauf geachtet, wer in die Partei
aufgenommen wurde, es kam vor allem darauf an, hohe Werbeziffern zu
erreichen."
August
Creutzburg (1931) erwähnt, dass die Partei zwischen 1929 und 1950
eine Befragung von Arbeitern durchgeführt habe, die in die Partei
eingetreten und wieder ausgetreten seien. Dabei kam die KPD zu folgendem
Ergebnis:
Die ehemaligen Mitglieder klagten über:
-
"Schlechtes politisches Leben in den unteren
Organisationseinheiten"
-
"Opportunismus und Sektierertum"
-
"geringe Autorität der unteren Leitungen"
-
"Überheblichkeit der älteren gegen die jüngeren
Mitglieder"
-
"Nichteinbeziehung der jungen Parteimitglieder in die
Parteiarbeit"
-
"Teil persönliche Streitereien"
-
"zum Teil bürokratische Entartung, die dazu führte, dass die
neuen Mitglieder oft nicht rechtzeitig ihre Mitgliedsbücher
erhielten"
(vgl.
August
Creutzburg (1931), S.288)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
06.12.2024