In der Frühen Neuzeit (1300-1800), in
der
Renaissance und dem Humanismus (1300-1600) besonders und im
Barock (1600-1720) gibt es viele Darstellungen der Bildenden
Kunst, die das Thema altersungleicher Paare darstellen.
Meistens sind es Gemälde, Kupferstiche oder sonstige Grafiken die
die einen erheblich älteren Mann mit seiner jungen Frau darstellen.
Aber es gibt auch die umgekehrte Variante.
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In einer Zeit, in der es gesellschaftlich durchaus üblich und
akzeptiert war, dass vor allem jüngere Frauen eine Ehe mit einem
erheblich älteren Manne eingingen, der Altersunterschied gut und
gerne auch mal mehr als 30 Jahre sein konnte, erstaunt es, mit
welchem Spott flämische, italienische, aber auch deutsche Künstler
solche Beziehungen betrachtet haben. In der Regel verspotten sie den
auf seine Lüsternheit reduzierten Mann, der offenbar nichts anderes
im Sinn hat, als seine sexuelle Befriedigung. Lag diese Lüsternheit
in den Augen der Zeit wohl in der männlichen Natur begründet und
konnte gezügelt werden, war dies bei Frauen nicht der Fall, über die
in einem solchen Fall der Stab moralisch und gesellschaftliche
endgültig gebrochen wurde.
Für Mann und Frau gab es, und das wurde
in dieser Zeit weitgehend stillschweigend hingenommen, zweierlei
Maß. Dabei waren es die männlichen Stadtbewohner der frühen Neuzeit,
die eine "Idealgestalt der Frau (zeichneten) [...]: eine keusche
Ehefrau, fruchtbar, aber den Annäherungsversuchen anderer Männer
verschlossen, hingebungsvolle und opferbereite Nährmutter ihrer
Familie." (Muchembled
2008, S.77) Diesem Idealmodell stellten sie als negativen
Gegenentwurf die Teufelin entgegen, die sich allen Lastern der
weiblichen Natur, insbesondere dem unersättlichen sexuellen
Verlangen hingibt, kaum dass sie nicht fest von einem Mann geführt
wird." (ebd.)
Dass dabei vor allem älteren Frauen nachgesagt wurde, sie hätten
einen noch zügelloseren sexuellen Appetit als die jüngeren [...],
wenn eine männliche Hand fehle, die sie vom Weg in die Sünde
abhalten könne" (ebd.,
S.78)
Kein Wunder also, dass die »"Buolschafft"
einer älteren Frau mit einem jüngeren Mann auch in »Sebastian
Brants (1457-1521) "»Narrenschiff"
(1494), dem erfolgreichsten deutschsprachigen Buch vor der
Reformation, als besonders schändlich und moralisch
verwerflich gegeißelt wurde:
"Die bůlschafft ist eym yeden stand
Gantz spötlich / närrisch / vnd eyn schand
Doch vil schäntlicher ist sie dann
So bůlen důnt allt wib vnd mann /
Der ist eyn narr / der bůlen will
Vnd meynt doch haltten maß vnd zil /"
Zu deutschen Malern der Renaissance, die sich des Thema ungleicher
Paare angenommen haben, gehören u. a. »Albrecht
Dürer (1471-1528), »Lukas
Cranach der Ältere (1472-1533) oder auch »Hans
Baldung (1484-1545). Dazu kommen aber noch zahlreiche ▪
Embleme der Zeit, wie z. B. die von »Theodor
de Bry (1528-1598).
Vor allem bei Lukas Cranach ist das Motiv des ungleichen Paares
seit 1522 auf etwa zwei Dutzend Beispielen dargestellt. Dabei zeigt
er gerne eine Kombination von Paaren, deren Rollen getauscht werden.
In jedem Falle war das Motiv beliebt und ließ sich gut verkaufen.