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Benimmunterricht

Ganztagesschule statt Benimmunterricht

Reiner Braun (Auszüge)

 
 
  Richtig ist, dass eine Schule auf intakte Sozialformen angewiesen ist, soll in ihr eine angemessene Arbeitsatmosphäre herrschen. Für das vernünftige Miteinander sollten sich alle an der Schule Beteiligten verantwortlich fühlen.
Um überhaupt Regeln einhalten zu können, bedarf es eines Regelwerkes, das im Sinne eines Schulvertrages von allen Schülerinnen und Schülern unterzeichnet wird. Diese fühlen sich in der Regel als Vertragspartner ernst genommen. Falsch ist, dass ratlose Bildungsminister jetzt die Schülerschaft pauschal der mangelnden Disziplin bezichtigen, um von eigenen bildungspolitischen Misserfolgen und von zentralen bildungspolitischen Fragestellungen abzulenken.
In der klassischen Halbtagsschule bleiben die notwendige soziale Erziehung und die Persönlichkeitsbildung weitgehend auf der Strecke, weil der Fachunterricht fast einhundert Prozent der zur Verfügung stehenden Zeit bindet. Erst die Ganztagsschule würde den Freiraum eröffnen, um Schule in ausreichendem Maß als soziales Gefüge wahrzunehmen. Wer die Unlust und die damit einhergehende Disziplinlosigkeit von Schülerinnen und Schülern beklagt, der muss auch überholte Unterrichtsmethoden und den bisweilen fehlenden Bezug des Unterrichtsstoffes zur Realität in den Blick nehmen.
Einer Schule, der es nicht gelingt, eine Atmosphäre der Achtung und der Anerkennung zu schaffen, wird auch Benimmunterricht nur wenig helfen. Ein Bildungssystem, das auf Selektion und Ausgrenzung statt auf gemeinsames Lernen setzt, schafft sich seine Probleme selbst. In skandinavischen Staaten ist Vandalismus an Schulen ein Fremdwort. Zwischen den Lehrkräften und den Schülerinnen und Schülern herrscht eine entspannte Atmosphäre, weil dort der oberste Grundsatz lautet: Niemand darf beschämt werden.
Schule braucht eine vernünftige Balance zwischen Autorität und Freiheit. Autoritäre Drillmeister sollten ebenso ausgedient haben wie diejenigen, die dem Laisser faire huldigen ohne notwendige Grenzen zu setzen und Orientierung zu geben. Mit der Ankündigung, eine Arbeitsgruppe mit externen Sachverständigen einzusetzen, um Benimm-Bausteine auszuarbeiten, spricht Schreier den Lehrerinnen und Lehrern gegenüber in unverantwortlicher Weise ein Armutszeugnis aus.
Zur Professionalität einer Lehrerkraft gehört, dass sie um die notwendigen Sozialkompetenzen Bescheid weiß und deren Erlernen zum integralen Bestandteil des Unterrichts macht. Wenn aber Kinder ihre Aggressionen von außerhalb der Schule in diese hineintragen, werden gesellschaftliche Defizite deutlich, mit deren Behebung die Schule überfordert ist. "

(Reiner Braun, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion im Saarland, Auszüge aus: Saar-Echo , http://www.saar-echo.de, 18.9.03, gekürzt)
 

 
   
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  2. Nehmen Sie in einem kommentierenden Leserbrief kritisch Stellung.
     

 
      
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