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Beispiele

Beispielthema

Textungebundener kommentierender Leserbrief

 
FAChbereich Deutsch
Glossar Schulische Schreibformen Erörterndes Schreiben Freie Erörterung (Problem- und Sacherörterung Didaktische und methodische Aspekte
Kompetenzen beim Erörtern Merkmale Erörterungstypen ▪ Grundtypen: linear oder dialektisch Weitere Typen der freien Problem- und Sacherörterung Kommentierender Leserbrief (textungebunden) Didaktische Aspekte Merkmale Arbeitsschritte beim produktorientierten Schreiben [ Beispielaufsätze Staat und Polizei müssen gegen Unfallgaffer viel härter durchgreifen] Stellungnahme Literarische Erörterung  Texterörterung Materialgestützte Erörterung ● Operatoren im Fach Deutsch 
 

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Themenbereich: Unfallgaffer
Wo viele sind, will keiner helfen (Texterörterung)
Was hat Facebook mit Unfallgaffern zu tun? (2011)

Das Thema

Staat und Polizei müssen gegen Unfallgaffer viel härter durchgreifen.
Verfassen Sie einen kommentierenden Leserbrief zu diesem Thema.

Beispiel eines kommentierenden Leserbriefs zum Thema

Ja, ja. ja! Es spricht mir aus der Seele, wenn jetzt endlich gefordert wird, dass der Staat gegen Unfallgaffer härter durchgreifen will. Was bisher möglich ist, kann doch niemanden abschrecken, seine Schaulust zu befriedigen.

Das fängt schon damit an, dass es viel zu geringe Bußgelder verhängt werden, wenn jemand die geforderte Rettungsgasse nicht freihält (gerade mal 20 €) oder die Rettungsmaßnahmen an einem Unfallort behindert (40 €).
Auch wenn es nicht immer in solchen Fällen um Leben und Tod gehen mag, sollten gerade solche Verhaltensweisen stärker sanktioniert werden, weil von ihnen unter Umständen eine gewisse erzieherische Funktion ausgeht, wenn es dann zu einem wirklichen schweren Unfall kommt, und das Überleben der Verunglückten auf Messers Schneide steht. Zwanzig oder vierzig Euro sind für die meisten eben nur "Peanuts", wenn man für einen Kinobesuch mit Maxi-Popcorn-Menü schon mal das Gleiche oder sogar mehr an der Kasse liegen lässt. Mindestens verdoppelt sollten also diese Bußgelder werden. Und warum eigentlich nicht gleich einen Punkt in der Flensburger "Verkehrssünder-Kartei"?
Es geht eben nicht immer um die Fälle, bei denen Schaulustige bei schweren Unfällen oder Katastrophen einfach den Anordnungen der Polizei nicht folgen. Über diesen Straftätern schwebt ja immerhin die Drohung von Bußgeldern bis zu einer Höhe von 5000 €, kein Pappenstiel mehr, wenn man nicht gerade in einem Maserati sitzt. Und wer gar lieber das Smartphone zückt und das Geschehen filmt, statt Erste Hilfe zu leisten, der muss nicht nur mit empfindlichen Geldbußen rechnen, sondern vielleicht auch für Monate hinter Gitter. Gut so!

Aber bei dem ganzen Ruf nach härterem Durchgreifen, darf man eben auch die Realität an einem Ort, wo es gekracht hat, nicht vergessen. Wer einmal unweit eines schweren Unfalls auf einer deutschen Autobahn zu stehen gekommen ist, weiß aus eigener Anschauung, was da von den Rettungskräften und der Polizei alles zu tun ist. Die Unfallstelle muss gesichert werden, die Verletzten versorgt, brennende Fahrzeuge gelöscht, Unfalltote geborgen und letzten Ende soll die Unfallstelle auch so schnell wie möglich wieder geräumt werden, damit der Stau dahinter nicht von Hamburg bis München reicht. Wer um alles in der Welt, soll sich dann noch darum kümmern, den Gaffern mit einem Strafzettel zu Leibe zu rücken! So kann es schon schein, dass gar nicht so viele Bußgelder verhängt werden, aber gerade deshalb sollten sie im Falle eines Falles so hoch sein, dass sie den Betroffenen auch wehtun und andere vielleicht abschrecken!

Kein Pardon aber für diejenigen, die auf der Gegenfahrbahn gegenüber der Unfallstelle einfach stehen bleiben, um als Gaffer mit Logenplatz die Szenerie beobachten zu können. Nicht nur, dass sie oft selbst Auffahrunfälle auf der Gegenseite verursachen, dafür müssen sie in jedem Fall zur Rechenschaft gezogen werden! Nein, es ist die "Moral", die hinter dieser Schaulust steckt, die mir Sorge bereitet. Wie bei "Ups - der Pannenshow" im Fernsehen, werden die Handys und Smartphones gezückt, um den Schauer, der einen vielleicht im Angesicht der Autotrümmer, der Sichtblenden um die Toten und Verletzten, des ohrenbetäubenden Lärms von Rettungshubschraubern ergreift, für die Ewigkeit, d. h. nicht selten für YouTube zu konservieren. Um so etwas den Riegel vorschieben zu können, bedarf es aber auch mehr als ein härteres Durchgreifen des Staates. Diesen Gaffer-Paparazzis muss die Gesellschaft als Ganzes das Handwerk legen, jeder einzelne von uns ist gefragt, die nicht nur in diesen Fällen überbordende Lust am Miterleben des Leids anderer zu ächten. Wir müssen alle dazwischentreten, wenn besonders aggressive Exemplare von Gaffern, Notärzte. Rettungskräfte oder Polizeibeamte anpöbeln oder sogar körperlich angreifen, wenn sie vor Ort ihren Dienst machen.
Auch wenn das Gefühl, es könnte alles auch einem selbst passiert sein, im Gaffen dem einen oder anderen Erleichterung verschaffen mag: Gaffen ist und bleibt Sensationslust, purer Voyerismus und fördert die Abstumpfung gegen alles per se Schreckliche der Welt. So eine Welt will ich nicht. Und deshalb noch einmal:
Ja, ja. ja! Es spricht mir aus der Seele, wenn jetzt endlich gefordert wird, dass der Staat gegen Unfallgaffer härter durchgreifen will. Allerdings an die Adresse der Politiker gerichtet: Den Worten müssen auch endlich Taten folgen! (663 Wörter)

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Themenbereich: Unfallgaffer
Wo viele sind, will keiner helfen (Texterörterung)
Was hat Facebook mit Unfallgaffern zu tun? (2011)

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 31.12.2023

     
   
   Arbeitsanregungen:
  1. Arbeiten Sie die wichtigsten Thesen des Verfassers heraus.

  2. Woran erkennen Sie die Merkmale der Schreibform eines freien kommentierenden Leserbriefs?

  3. Was unterscheidet den Leserbrief von einer ▪ dialektischen Erörterung oder einer ▪ Stellungnahme? Was würde in diesen Schreibformen anders ausfallen?

 
   
 

 
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