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75 Jahre Tempo - Textauswahl

"Hat hier jemand 'n Tempo?"

Die Geschichte eines Papiertaschentuchs

 
 
  Kaum jemand in Deutschland würde sie missverstehen, die Frage eines Hilfesuchenden, die alle Umstehenden in Erwartung eines nahenden Niesanfalls ihres Nächsten zu hektischen Suchaktionen schreiten lässt: "Hat hier jemand 'n Tempo?" Hände kramen in Hosen- und Jackentaschen, so manche sonst sorgsam gehütete Damenhandtasche gewährt plötzlich tiefe Einblicke und lässt neben Spiegel, Labello-Stift, Haarbürste, Kaugummi und einem Kondom für alle Fälle jene blau-weiße Packung mit dem allseits bekannten Schriftzug erkennen, deren weichgefalteter Inhalt sich auch angesichts dieser kurz bevorstehenden Nieskatastrophe mit hunderttausdenfachem Tröpfchen-Fallout als "durchschnupfsicher", englisch: "soak-trough-secure" erweisen wird. Die Rede ist natürlich vom Tempo-Taschentuch, das 2004 seinen 75. Geburtstag feiert, dem Tempo, für viele gar gleichbedeutend mit Papiertaschentuch schlechthin.
Eine gute Gelegenheit, einen Blick zurück zu werfen und die Erfolgsgeschichte des Klassikers Revue passieren zu lassen:
Es begann am 29. Januar 1929: Mit dem Warenzeichen Tempo meldeten die Vereinigten Papierwerke Nürnberg beim Reichspatentamt in Berlin die erste deutsche Papiertaschentuchmarke an. Das praktische Einmaltaschentuch aus Zellstoff und der einprägsame Markenname entsprachen voll dem Zeitgeist. Die 20er Jahre waren eine Zeit des Umbruchs und Neuanfangs. Das gesellschaftliche Leben in den schnell wachsenden Städten pulsierte, technische Innovationen brachten immer neue Rekorde zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Die 20er Jahre besaßen einfach Tempo. Und so kam 1929 das Tempo Taschentuch hinzu. Doch nicht allein der schwungvolle Name, sondern auch die beträchtliche Arbeitserleichterung sowie ein gestiegenes Hygienebewusstsein führten dazu, dass das Tempo Taschentuch rasch zum Verkaufsschlager wurde und das bis dahin verwendete Stofftaschentuch immer mehr aus den Haushalten verdrängte.
Im Jahr 1933, nur vier Jahre nach der Markteinführung, wurden in dem Tempo Werk in Heroldsberg bei Nürnberg bereits 35 Millionen Tempo Taschentücher produziert. 1935 erwarb der Unternehmer Gustav Schickedanz die Vereinigten Papierwerke. Im gleichen Jahr stieg das Jahresvolumen auf 150 Millionen produzierte Taschentücher. Durch den Kauf der Papierwerke Forchheim konnte 1937 die Fertigungskapazität deutlich erhöht werden, so dass 1939 in nunmehr zwei Werken mit insgesamt 400 Millionen produzierten Tempo Taschentüchern eine neue Rekordmarke erreicht werden konnte. Während des Zweiten Weltkriegs kam die Produktion zum Erliegen. Im Dezember 1947 wurde sie in den Werken in Heroldsberg und Forchheim wieder aufgenommen. Verstärkte Handelsbeziehungen mit dem Ausland sowie ausgedehnte Aktivitäten in den Bereichen Marketing und Produktentwicklung führten in den 50er Jahren zu einem stetigen Anstieg der Verkaufszahlen. 1955 wurden erstmals mehr als eine Milliarde Tempo Taschentücher produziert.
Um die starke Nachfrage befriedigen zu können, wurden in den folgenden Jahren die Produktionsstätten in Heroldsberg und Forchheim systematisch ausgebaut und zusätzliche Werke errichtet: 1958 in Glückstadt, 1962 in Neuss, 1972 in Gelsenkirchen. In den fünf Werken wurden 1977 bereits mehr als zehn Milliarden Tempo Taschentücher produziert. Zwischen 1985 und 1987 wurde schließlich die gesamte Tempo Produktion in Neuss konzentriert, und Ende der 80er Jahre stellten dort 18 Taschentuchproduktionsanlagen täglich 80 Millionen Tempo Taschentücher her. 1994 übernahm Procter & Gamble die Vereinten Papierwerke Schickedanz AG und schrieb die Erfolgsgeschichte der Marke fort. 75 Jahre nach der Markteinführung werden im Jahr 2004 weltweit etwa 20 Milliarden Tempo Taschentücher die Verbraucher erreichen.
Ständige Produktverbesserungen sorgen seit 1929 dafür, dass Tempo seine Position als führende Papiertaschentuchmarke in Deutschland seit 75 Jahren behaupten kann. Dabei wurde nicht nur die Qualität des Tempo Taschentuchs stetig verbessert, sondern auch Verpackung und Faltung wurden immer wieder an veränderte Verbraucherbedürfnisse angepasst. Im Jahr 2004 präsentiert sich Tempo weich, reißfest und vor allem "durchschnupfsicher". Denn seit 1998 verbinden verstärkte Kreuzungspunkte die Fasern des Tempo Taschentuchs wie Mikrobrücken miteinander und sorgen so für trockene Hände beim Naseputzen. Auch die Produktpalette wurde in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgebaut, so dass der Verbraucher im Jubiläumsjahr aus sechs Varianten des Klassikers und zahlreichen Packungsgrößen wählen kann. (596 Wörter)

(Gert Egle auf der Grundlage eines Pressetextes der Firma, 2004)

 
     
 
   Arbeitsanregungen:
  1. Gliedern Sie den Text in Sinnabschnitte und geben Sie jedem Sinnabschnitt eine Überschrift.
  2. Verfassen Sie einen Aussagekern für die Inhaltsangabe.
  3. Schreiben Sie eine Inhaltsangabe zum Text.
  4. Der erste Teil des Textes weist Merkmale einer Glosse auf.
    • Begründen Sie diese Behauptung durch die Analyse der sprachlichen Mittel.
    • Bauen Sie diesen Textabschnitt zu einer Glosse weiter aus und führen Sie sie fort.
       
 
      
  [ Text 1 ] Text 2 ]  
      

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