Kein Internet-Dienst soll jemals so schnell gewachsen sein, wie WhatsApp,
das 2009 im kalifornischen »Santa
Clara von »Jan
Koum (geb. 1976) und »Brian
Acton (geb. 1972) gegründet wurde und inzwischen zu Multimilliardären
gemacht hat. Im Februar 2014 wurde WhatsApp für 19 Milliarden
US-Dollar von Facebook geschluckt.
2,7 Milliarden Menschen nutzen nach Angaben von Facebook im April
2019 die Dienste Facebook, Instagram, WhatsApp oder den Messenger
überhaupt und 2,1 Milliarden davon jeden Tag. In Deutschland sind es
nach Angaben des Konzerns 32 Millionen Menschen, die täglich, davon
29 Millionen über ein mobiles Endgerät, Facebook nutzen. (https://allfacebook.de/zahlen_fakten/offiziell-facebook-nutzerzahlen-deutschland,
20.05.19) WhatsApp soll im Januar 2018 1,5 Milliarden Nutzerinnen
und Nutzer monatlich gehabt haben.
Für Deutschland hat man herausgefunden, dass sich die
überwiegende Anzahl aller Internetnutzerinnen und -nutzer im
"Ökosystem" von Facebook aufhalten. Die ersten fünf Plätze gehören
alle dazu und zwar in dieser Reihenfolge: 76% Youtube, 75% WhatsApp,
63% Facebook, 37% Facebook Messenger, 33% Instagram (Quelle:
DATAREPORTAL
We are Social/Hootsuite’s jährliche globale Studie zur
Internetnutzung,
Digital 2019) Braucht es mehr um die Bedeutung dieser Dienste im
Leben der Menschen zu verdeutlichen?
WhatsApp, "ein »internetbasierter,
plattformübergreifender »Instant-Messaging-Dienst
für den Austausch von Textnachrichten, Bild-
, Video-
und Ton-Dateien sowie »Standortinformationen zwischen
Benutzern von »Mobilgeräten wie
»Smartphones"
(Wikipedia,
30.11.14) wird mit einer kostenlosen App installiert und kann nach der
Registrierung durch den Nutzer mit dessen Mobilfunk-Nummer genutzt werden.
Dabei werden auch standardmäßig alle Telefon-Adressbucheinträge des
neuregistrierten Nutzers ausgelesen, um zu erfassen und dem Nutzer
anzuzeigen, mit wem davon er über WhatsApp kommunizieren kann.
WhatsApp unterscheidet sich von SMS zunächst einmal dadurch, dass es nicht
als eigene Dienstleistung vom jeweiligen Mobilfunkanbieter zur Verfügung
gestellt wird, sondern wie andere Dienste seiner Art das Internet als »Instant-Messaging-Programm
nutzt. Das sind Programme zum Nachrichtensofortversand, mit dessen Hilfe
zwei oder mehrere Teilnehmer mit Textnachrichten kommunizieren können (»chatten)
WhatsApp kann aber noch weit mehr. Zur Kommunikation können über den Dienst
auch Foto-, Video- und Audiodateien sowie Kontaktdateien ausgetauscht werden
und, wer will, kann anderen auch seinen per »GPS
ermittelten Standort mitteilen, an dem er sich gerade befindet.
In der Kritik der Öffentlichkeit stand WhatsApp lange, unter anderem wegen
der unverschlüsselten Übertragung seiner Daten. Seit Mitte November 2014 hat
die Firma daher entschieden, eine »Ende-zu-Ende-Verschlüsselung
für den Dienst zu entwickeln, die die Datenübertragung auf die in USA
stehenden Server und zurück sicher machen soll. Neben den
Sicherheitsbedenken richtet sich die Kritik der WhatsApp-Gegner aber auch
auf die Tatsache, dass sich WhatsApp mit seinen Geschäftsbedingungen freie
Hand verschafft, um die von den Nutzern produzierten Medien für eigene
kommerzielle Zwecke zu nutzen.
Für das rasante Wachstum von WhatsApp haben auch sich ändernde Präferenzen
bei der Nutzung sozialer Netzwerke durch Jugendliche beigetragen.
Schon seit längerem hat man in Deutschland auch bei der
Altersgruppe der 13- bis 19-Jährigen zwar einen Rückgang bei der
Facebook-Nutzung festgestellt: Irgendwie können offenbar vor
allem die Jüngeren immer weniger mit dem "klassischen" sozialen
Netzwerk, das noch 2014 mit weitem Abstand an der Spitze gestanden
hat (vgl.
JIM-Studie 2014), etwas anfangen. Das bedeutet allerdings nicht, dass
auch der seit Jahren festgestellte allmähliche Rückgang des der für
Kommunikation aufgewendeten Anteils der Onlinenutzung auf eine
geringere Bedeutung von Social Media-Plattformen im Leben der jungen
Leute hinweist. Im Gegenteil: "Die Nutzung der Social
Media-Plattformen verfestigt sich kontinuierlich im Alltag der
Jugendlichen." (JIM-Studie
2018, S.38)
Dabei spielt es offenbar kaum eine Rolle, dass das
Glücklichkeitslevel unter Jugendlichen in den letzten Jahren, wenn
es um Freundschaften und das emotionale Wohlbefinden geht, stark
gesunken ist, wie eine britische Studie aus dem Jahr 2018 zeigt
(Studie von »YouGov
unter britischen Jugendlichen im Auftrag von "»Prince's
Trust"):
Auch wenn mehr als ein Viertel der jungen Briten erklärt, die
sozialen Medien trügen zu ihrem Glücksempfinden bei, weil sie ihrer
Generation, wie sie glauben, eine Stimme gäben, um Einfluss auf die
Zukunft zu nehmen, rangiert der Glücksfaktor sozialer Medien
allerdings deutlich hinter anderen Glücksfaktoren wie Sport treiben
(44%), genügend Geld verdienen, um sich leisten zu können, was man
will (62%) oder Zeit mit der Familie zu verbringen (77%)
https://www.theguardian.com/society/2019/feb/05/youth-unhappiness-uk-doubles-in-past-10-years,
20.05.19)
Was der Digital Report 2019
(s. o.) für alle Internetnutzer feststellt, zeigt sich auch bei den
deutschen Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren: "Die vorgegebene
Liste potentieller Dienste wird mit deutlichem Abstand von WhatsApp
angeführt: 95 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen nutzen diesen
Messenger mindestens mehrmals pro Woche (täglich: 82 %) – die
WhatsApp-Nutzer schätzen, dass sie pro Tag 36 WhatsApp-Nachrichten
erhalten. Instagram verzeichnet zwei Drittel regelmäßige Nutzer
(täglich: 51 %), Snapchat 54 Prozent (täglich: 46 %) und Facebook
landet weit abgeschlagen auf dem vierten Rang (15 %; täglich: 8 %).
Twitter bleibt nach wie vor eine Nischenplattform und wird nur von
acht Prozent der Jugendlichen regelmäßig genutzt." (JIM-Studie
2018, S.38)
Social Media-Plattformen sprechen unterschiedliche
Nutzergruppen an
Die verschiedenen Social Media- Plattformen, die in Deutschland
von den Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren zur Kommunikation
genutzt werden, haben dabei ihre jeweils eigenen Fans. Ihre
Nutzergemeinde lässt sich oft gut nach Alter und Geschlecht
differenzieren.
Geschlechtsspezifische Unterschiede
-
So weisen z.
B. die Plattformen Snapchat, Pinterest und Instagram
Unterschiede bei der Nutzung durch Mädchen und Jungen auf.
Bei Snapchat sind die Mädchen mit 62 Prozent deutlich
aktiver als die Jungen (47 %), Pinterest wird von 16 Prozent
der Mädchen und nur 3 Prozent der Jungen genutzt und bei
Instagram sind 73 Prozent der Mädchen in diesem Alter und 61
Prozent der Jungen "unterwegs". (vgl.
JIM-Studie 2018, S.39)
-
Twitter,
insgesamt nicht gerade ein "Renner" bei den jungen Leuten
wird von 10 Prozent der Jungen und 5 Prozent der Mädchen der
Altersgruppe von 12 bis 19 Jahren genutzt. (vgl.
ebd.)
Altersmäßige Unterschiede
-
Die jüngsten
Jugendlichen zwischen 12 und 13 Jahren sind "bei den großen
Plattformen (etwas) weniger aktiv" (vgl.
ebd.)
-
WhatsApp
steht in allen Altersgruppen an erster Stelle
-
Instagram
punktet besonders stark bei den 14- bis 17-Jährigen
-
Wer unter 18
Jahre alt ist, hat mir Facebook nicht mehr viel am Hut, je
älter die Jugendlichen sind, desto eher sind sie auf der
"klassischen" Social Media-Plattform aktiv, die 18-19
Jährigen sind darauf 2018 (noch) zu einem knappen Drittel
regelmäßig aktiv, allerdings deutlich weniger als im Jahr
zuvor (47 %). (vgl.
ebd.)
-
Auch Snapchat
hat seine Stellung 2018 vor allem bei den Jugendlichen
zwischen 18 und 19 Jahren verbessert und wird jetzt von
dieser Altersgruppe etwa genauso häufig genutzt wie bei den
jüngeren Jugendlichen (vgl.
ebd.)
So what?
Ist Facebook bei Jugendlichen nun etwa "out", wie viele
meinen? Mitnichten, auch wenn es einen Trend bei den jüngeren
zur Nutzung anderer Social Media-Plattformen gibt. Und »Mark
Zuckerberg (geb. 1984) werden sicher über solche
Entwicklungen keine grauen Haare wachsen, solange sich die
"Wanderungsbewegungen" der Internetnutzerinnen und Nutzer
innerhalb des von Facebook fortlaufend erweiterten "Ökosystems"
des Internetgiganten abspielt und seine Kasse weiter klingeln
lässt.
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Fragenkatalog zur Diagrammauswahl
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
16.01.2024