|
[Jochen Vogt verwendet im Anschluss an Müller und Lämmert
für die Spanne, "die von der sprachlichen Realisierung, von der
Lektüre, gefüllt wird" den Begriff Erzählzeit.]
Dieser allgemein üblich gewordene Begriff ist gleichwohl nicht ohne
Missverständlichkeit; präziser wäre es, von »Lesezeit« zu sprechen.
Man könnte sie empirisch messen, wird aber statt diesen - aus praktischen
Gründen - ihr räumliches Äquivalent, den Textumfang nach Druckseiten
bzw. Zeilen erfassen. Dieser Erzähl- oder Lesezeit steht die innere
Zeiterstreckung des Erzählgeschehens gegenüber [...], jene Zeitdauer
also, die das erzählte Geschehen in Wirklichkeit ausfüllen würde. Diese
erzählte Zeit lässt sich aus den expliziten oder impliziten
Zeitangaben im Text (manchmal als Datierung fiktiven Geschehens im Rahmen
der historischen Zeit) erschließen. Analytisch nutzbar werden diese
Kategorien freilich erst, wenn sie aufeinander bezogen sind. [...] Wir
bezeichnen diese Relation als das Erzähltempo eines Textes bzw.
einer Textpartie.
(aus:
Vogt
1990, S.101)
|
|