Die
Unsicherheit ist groß. Wer Probleme mit dem Schreiben eines Essays hat,
sucht oftmals Hilfe im Internet.
Doch was da an gutgemeinten Ratschlägen angeboten wird, hilft in
Wahrheit nicht viel weiter.
Ist ein Essay eine Erörterung und kann man ihn genauso schreiben?
Meistens gehen die Antworten, die man im Internet erhält, dabei in die Richtung,
dass sich der Essay und das essayistische Schreiben kaum von der freien
Problem- und Sacherörterung unterscheide.
Und wenn das nicht hilft,
werden einfach bestimmte Schreibstrategien nahegelegt, mit der man
angeblich Erfolg gehabt hat.
Solche Ratschläge gehen aber an der Sache vorbei, auch wenn sie, das
muss man ja gar nicht bestreiten, durchaus mal erfolgreich sein können.
Strenggenommen
kann schließlich auch in einem Essay etwas erörtert werden, insofern man
darunter versteht, dass es in einem Essay meistens auch längere Passagen
gibt, die das Thema, um das es geht, ▪
mit
Argumenten entfalten. Und aus diesem und anderen Gründen wird der
Essay in der Schule auch zu den ▪
freieren Formen erörternden
Schreibens gezählt. Allerdings ist Essay jedoch keine ▪
klassische Erörterung. ▪
Das unterscheidet den Essay von der klassischen Erörterung
Wer genauer hinsieht, kann einige wichtige Unterschiede zwischen
Essay und klassischer Erörterung feststellen.
Der Essay verglichen mit der klassischen Erörterung
-
ist in ▪
Aufbau und inhaltlichen Strukturen
sehr viel offener, also im obigen Sinne freier, angelegt
-
orientiert sich
anders als das erörternde Schreiben stärker an den subjektiven
Betrachtungen des Verfassers und gibt dessen subjektive
Perspektiven auf das Thema wieder
-
muss nicht in der
gleichen Weise strukturiert, zielgerichtet und sprachlich
korrekt argumentieren, begründet Schlüsse ziehen und
Stellung nehmen
-
zielt nicht
darauf, seinen Gegenstand nüchtern, sachlich und ausgewogen zu
behandeln, sondern lässt auch eine emotionale Färbung und die
ganz subjektive Wertung von Sachverhalten zu
-
setzt, weil er
stärker an einem vorgestellten Adressaten orientiert ist,
bestimmte auf Wirkung bedachte ▪ rhetorische Mittel
ein, die der sachlich-nüchternen Darstellung ▪
klassischer Erörterungen
zuwiderlaufen, wie z. B. wie etwa
Pointen,
Metaphern,
Klimax,
Wortspiele
und Ironie. etc.
-
zeichnet sich
eher durch eine gewisse Unsystematik seiner Gedanken aus, muss
aber auf seine besondere Art und Weise eigentlich von Anfang bis
Ende einen roten Faden haben
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
30.12.2023
|