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Pär Lagerkvist, Das machte nichts

Text mit Interpretationshinweisen im Parallelkonspekt

 
 
 

Im Wartesaal eines kleinen Bahnhofs saß ein Mann, der mit dem Zug fahren würde. Es sollte eine lange Reise werden. Der Raum war trostlos und leer und nur von einer qualmenden Petroleumlampe schwach erleuchtet. Aber das machte nichts, denn er würde ja mit dem Zug fahren. Der Boden war ungefegt. In den Ecken hatte sich der Schmutz angesammelt, lag vergessener Plunder herum. Der Ofen war verrostet, kein Feuer brannte in ihm. Es war kalt, der Mann zog frierend den Mantel um sich. Aber das machte nichts, denn er wartete ja nur auf den Zug. Draußen war es finster, und der Wind blies, drückte gegen die Scheiben; alles hier war roh und kalt. Er aber würde weit fort in ein anderes Land reisen.

I.    Die Ausgangssituation: Mann wartet im Wartesaal eines kleinen Bahnhofes auf den Zug

  • unbekanntes Ziel der Reise, aber "lang“,
     "weit fort in ein anderes Land“ (Zeitdauer, Wegstrecke?)

  • Beschreibung des Raumes: roh und kalt - "
    alles hier “schwache Beleuchtung Schmutz, Plunder, verrosteter Ofen,

    • Bedeutung des weiteren Raumes für den Mann: mglw. Motiv für seinen Wunsch abzureisen;

  •  Gewissheit der Reise (Konditional)

Er saß fast regungslos und sah vor sich hin. Oben an den dunklen Wänden hingen Werbeplakate mit hohen, sonnigen Bergen, blauen Meeresküsten und verträumten Städten. Darunter war angegeben, wo diese lagen, aber man konnte nicht lesen, was da stand. Nur aus einem Raum gegenüber drang das Klickern eines Telegrafenapparates. Aber es schien, dass da kein Mensch war. Es war auch keiner da. Nur der Mann im Wartesaal und der Apparat da drinnen, der Botschaften entgegennahm.

II.    Das Verhalten des Mannes während des Wartens

  • sitzt regungslos, sieht vor sich hin

  • sieht auf die Werbeplakate (man?)

  • hört Geräusch eines Telegrafenapparates aus dem menschenleeren Raum gegenüber

  • vergewissert sich (?), ob jemand im Raum

Die Zeit verging, und es schien, als altere der Mann. Seine Hände wurden runzlig, sein Bart ergraute und wuchs hinab über seine Brust. Spinnweben breiteten sich über den Fußboden und den Unrat und über die Lampe, so dass sie noch schlechter Licht gab. Sie überzogen auch die Fenster mit Finsternis und dem Sturm dahinter. Aber das machte nichts, weil er ja mit dem Zug fahren würde. Er saß da, alt und zusammengesunken, und starrte vor sich hin. Schließlich erschauerte er, als fühlte er die Kälte, und lehnte sich ein wenig zurück, an die Wand.

III.  Der Alterungsprozess des Mannes

  • äußere Zeichen der Alterung

  • Vergehen der Zeit: Spinnweben

  • allmähliches Eintreten der "Finsternis“

  • Festhalten an der Gewissheit der Reise

  • sinkt zusammen, muss Kälte , wahrnehmen, stirbt

   Da kam der Zug. Donnernd fuhr er in den Bahnhof ein und blieb mit einem Ruck stehen. Der Schaffner kam herein und trat zu dem Alten in seiner Ecke. Er nahm ihn und trug ihn hinaus, der Körper war schlaff und pendelte hin und her, der Kopf hing nach unten. Man warf ihn in einen leeren Wagen und schlug die Tür hinter ihm zu, das Signal erklang.

IV. Die Ankunft des Zuges

  • Schaffner hebt den leblosen Körper auf

  • Leichnam des alten Mannes wird in einen leeren Wagen geworfen

 

Er würde mit dem Zug fahren.

IV. Die absurde Erfüllung des Reisewunsches des Mannes

 

(aus: Pär Lagerkvist, Schlimme Geschichten, aus dem Schwedischen von Erik Gloßmann, München: Franz Schneekluth-Verlag 1992, S.103-105)

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 13.10.2013

 
     
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