teachSam- Arbeitsbereiche:
Arbeitstechniken - Deutsch - Geschichte - Politik - Pädagogik - PsychologieMedien - Methodik und Didaktik - Projekte - So navigiert man auf teachSam - So sucht man auf teachSam - teachSam braucht Werbung


 

Quellenauswahl

Johann Georg August Wirth: Gründungsaufruf für den Presse- und Vaterlandsverein, Januar 1832

 Vom Wiener Kongress bis zur Revolution 1815-1848/49

 
GESCHICHTE
Grundbegriffe der Geschichte Europäische Geschichte Reformation und Glaubenskriege (1517-1648) Beginn des bürgerlichen Zeitalters Deutsche Geschichte Deutsche Verfassungsgeschichte Reformation und Glaubenskriege 1517 - 1648 Deutschland zur Zeit des Absolutismus 1648-1790 ▪ Kontinuität und Wandel im Deutschen Reich 1763-1806 [  Vom Wiener Kongress bis zur Revolution 1815-1849/49 Überblick Deutschland und die Revolutionen von 1830 und 1848 in Frankreich Hambacher Fest 1832 • Politische Bewegungen Quellenauswahl Bausteine ] Das deutsche Kaiserreich 1871-1919 Weimarer Republik 1918/19-1933 Nationalsozialistische Diktatur 1933-1945 ▪ Deutschland 1945 bis 1990 Deutschland nach der Wiedervereinigung
 

Hoch! dreimal hoch leben die vereinigten Freistaaten Deutschlands! ... Rede von Johann Georg August Wirth auf dem Hambacher Fest (1832)

»Johann Georg August Wirth (1798-1848) verfasste im Januar 1832 den nachfolgenden Gründungsaufruf für den Presse- und Vaterlandsverein (Auszüge):

"Die Könige haben unter sich einen Bund geschlossen. - Der Bund gilt der Unterdrückung der Völker. Die Mittel sind, dass der Wille des Königs mit Hülfe der Gewalt als oberstes Gesetz geltend gemacht, alle Wünsche und Aufträge des Volkes zur Beförderung der gesellschaftlichen Zwecke schnöde zurückgewiesen und die Verteidigung der Volksrechte durch Vernichtung der freien Presse und durch Terrorismus gegen deren unabhängige Organe unmöglich gemacht werde. Die Früchte des Bundes sind: Verarmung der Völker und Entweihung der menschlichen Würde durch Kriecherei und Sklavensinn. Dieser Bund [...] hat seine Hauptstütze in Deutschland. [...] Sollen die Völker endlich die Freiheit erlangen, soll der Verarmung und dem Elende Europas ein Ziel gesetzt werden, so muss Russland von Preußen und Österreich durch ein demokratisch organisiertes Polen getrennt, das Übergewicht des preußischen und österreichischen Königs durch die Organisation eines deutschen Reiches, mit demokratischer Verfassung, aufgehoben, und eine europäische Staatenordnung durch ein treues Bündnis des französischen, deutschen und polnischen Volkes vorbereitet werden. [...] Dessen ungeachtet gibt es gleichwohl ein völlig erlaubtes und völlig gesetzmäßiges Mittel, um den feindseligen und hartnäckigen Widerstand der Könige gegen die Interessen des Vaterlandes zu überwinden. Auch der größte Despot hat nur Gewalt über den Körper: über den Geist gebietet keine andere Macht, als die moralische. [...] Aus dem geistigen Bündnisse entspringt aber die Macht der öffentlichen Meinung, und da diese schwerer in die Wagschale der Gewalten fällt, als alle Macht der Fürsten, so führt die Wiedergeburt Deutschlands im Geiste von selbst auch auf die materielle Vereinigung. Die Aufgabe unseres Volkes besteht daher darin, die Notwendigkeit der Organisation eines deutschen Reiches, im demokratischen Sinne, zur lebendigen Überzeugung aller deutschen Bürger zu erheben [...] Das Mittel zur Wiedervereinigung Deutschlands im Geiste ist aber einzig und allein die freie Presse [...] Es kommt jetzt nur darauf an, die Presse, wo sie frei ist, gegen die faktische Gewalt der Könige zu schützen und dann zum Gemeingute der deutschen Nation zu erheben. [...] Diejenigen Journale, welche als der Hebel für die Nationalsache angesehen werden, müssen deshalb in das Eigentum des Volkes übergehen und ihre Redaktoren absetzbare Diener des Volkes werden. [...] Die besten Söhne des deutschen Vaterlandes müssen daher ihre geistige Kraft den Journalen des Volkes widmen, indem sie bei denselben als Mitredakteure, Korrespondenten oder Mitarbeiter Anstellung suchen. - Wer auch geneigt ist, sich rücksichtslos dem Vaterlande zu weihen, muss doch die Mittel haben, das physische Leben zu erhalten. Das deutsche Volk soll daher für die Subsistenz aller derer sorgen, welche sich seinem Dienste widmen, und auch für die Subsistenz der Familien seiner Verteidiger, wenn diese im Gefängnisse sitzen oder sonst arbeits- oder dienstunfähig sind. [...] Darum endlich muss das deutsche Volk durch besondere Vorkehrungen Fürsorge treffen, dass die Journale, welche es für geeignet hält, die Volkssache zu führen, in jeder Gemeinde gehalten und nötigenfalls auf öffentliche Kosten angeschafft werden. Alle diese Zwecke zu erreichen, liegt in der Macht der deutschen Nation. Das Mittel dazu ist die Bildung eines öffentlichen Vereines zur Unterstützung der freien Presse. Die Mitglieder des Vereines übernehmen freiwillig die Verbindlichkeit: 1. nach Maßgabe ihres Einkommens und Vermögens einen regelmäßigen Geldbeitrag zu leisten, 2. zur Verbreitung der Journale des Vereines aus allen Kräften mitzuwirken, 3. so weit es in ihrem Vermögen liegt, beizutragen, dass öffentliche Anzeigen und Bekanntmachungen von Privaten und Behörden in den Journalen des Volkes eingerückt werden, 4. diese Journale, so weit es Zeit und Fähigkeit erlauben, durch Aufsätze und Korrespondenz-Artikel zu unterstützen, und endlich 5. zur Spedition der Blätter des Volkes, durch expresse Boten, aus allen Kräften mitzuwirken.
Schließt sich jeder Deutsche, dem die heilige Sache des Vaterlandes und der Völker am Herzen liegt, diesem Vereine an, so ist zur Wiedergeburt Deutschlands und der Organisation Europas im demokratischen Sinne, auf gesetzmäßigem Wege der Grundstein gelegt."

(aus: Hauptstaatsarchiv München, MA 7755, an moderne Rechtschreibung angepasst)

Biographische Autornotiz
»Johann Georg August Wirth (1798-1848), politischer Schriftsteller des Vormärz; Jurastudium an der Universität Erlangen, dort 1817 Mitglied im Corps Franconia; nach dem Scheitern seiner juristischen Karriere 1831 Übersiedlung nach München; Tätigkeit als Redakteur der regierungstreuen Cottaschen Zeitschrift; nach Wechsel des politischen Lager Gründung der Zeitschrift "Deutsche Tribüne". Gerät immer wieder mit der Staatsmacht in Konflikt, versucht aber unbeirrt die Lücken der Zensur zu finden, um für die die Erweiterung der bürgerlichen Freiheiten und Rechte einzutreten. Seine Hoffnung, in der zum bayerischen Königreich gehörenden Pfalz (Rheinbayern) mehr Spielraum für seine publizistische Tätigkeiten zu finden, erfüllt sich nicht. 1832 wird seine Zeitung vom Bundestag des Deutschen Bundes verboten. Im Mai 1832 ist Wirth Mitorganisator des Hambacher Fests, wo er eine Rede hält; wird mit Siebenpfeiffer und weiteren elf weiteren Wortführern des Pressvereins verhaftet und in einem Hochverratsprozess in der Festung Landau vor Gericht gestellt; dank der pfälzischen Geschworenengerichtsbarkeit kommt es aber beim Freispruch der Angeklagten.  Im November 1833 werden Wirth und Siebenpfeiffer wegen Beleidigung inländischer und ausländischer Behörden vor dem  Zuchtpolizeigericht, bei dem keine Geschworenen mitwirken konnten, zu einer zweijährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Während Siebenpfeiffer der Haft durch Flucht in die Schweiz entkommt, lässt Wirth einen Befreiungsversuch pfälzischer Sympathisanten ungenutzt, muss seine Haft ohne Anrechnung seiner 22 Monate dauernden Untersuchungshaft in Kaiserslautern absitzen. Nach seiner Freilassung wird er in Hof unter Polizeiaufsicht gestellt, flieht allerdings 1836 nach Frankreich und von dort in die thurgauische Schweiz. 1840 gab er die in Konstanz erscheinende "Deutsche Volkshalle" heraus und verfasst eine Geschichte der Deutschen (Stuttgart 1843-45, 4 Bde.; 4. Aufl., fortges. von Zimmermann, 1860-62); 1847 Umsiedelung nach Karlsruhe; wird in den überwiegend zu den thüringischen Kleinstaaten zählenden preußischen Fürstentümern als Abgeordneter des preußischen Fürstentums Schleiz-Lobenstein, in die deutsche Nationalversammlung gewählt, verstirbt jedoch bald darauf am 26. Juli 1848  kurz nach der Eröffnung der ersten deutschen Nationalversammlung in der Paulskirche zu Frankfurt.

Hoch! dreimal hoch leben die vereinigten Freistaaten Deutschlands! ... Rede von Johann Georg August Wirth auf dem Hambacher Fest (1832)

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 12.10.2023

   
   Arbeitsanregungen:
  1. Welche Gründe veranlassen Wirth zur Abfassung des Gründungsaufrufs.

  2. Erläutern Sie die politischen Ziele, die der Verein nach Auffassung Wirths anstreben soll.

  3. Welche Bedeutung besitzt in diesem Zusammenhang die Presse für Wirth?

  4. Was erwartet Wirth von den Vereinsmitgliedern?

 
   
 

 
ARBEITSTECHNIKEN und mehr
Arbeits- und ZeitmanagementKreative ArbeitstechnikenTeamarbeit ▪ Portfolio ● Arbeit mit Bildern  Arbeit mit Texten Arbeit mit Film und VideoMündliche KommunikationVisualisierenPräsentationArbeitstechniken für das Internet Sonstige digitale Arbeitstechniken 
  

 
  Creative Commons Lizenzvertrag Dieses Werk ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International License (CC-BY-SA)
Dies gilt für alle Inhalte, sofern sie nicht von
externen Quellen eingebunden werden oder anderweitig gekennzeichnet sind. Autor: Gert Egle/www.teachsam.de
-
CC-Lizenz