Vom 30. Wir hatten
gestern Abend hier schon die Folgen der Verdienstlosigkeit gepaart mit
hohen Brotpreisen und missverstandenen, höchst tadelswerten Aufreizungen
zu beklagen!
Gegen Abend verbreitete sich das Gerücht, eine Partei Unzufriedener wolle
einen Freiheitsbaum aufpflanzen, und dabei einige Fruchtmagazine
erbrechen. 50 – 60 bessere Bürger vereinigten sich deshalb, um sowohl das
Eine als das Andere zu verhindern.
Gegen 10 Uhr rotteten sich wirklich mehrere meist betrunkene Schreier
zusammen, zogen heulend und lärmend durch die Strassen, und machten
endlich vor dem Hause eines Magazinbesitzers Halt. Hier wuchs die Rotte
durch Neugierige und Gaffende zu einer bedeutenden Volksmenge an und,
nachdem sie keine besondere Gegenkraft bemerkten, zogen sie wirklich nach
einem Fruchtmagazin, wohin sodann auf die Nachricht, dass wirklich
dasselbe erbrochen sei, die versammelten Bürger in Masse hineilten, dem
weiteren Unfuge zu steuern. Auf einige Anreden an das Volk [...] verlor
sich nach und nach die Menge, und gegen 12 Uhr war es überall wieder
ruhig. [...]
Zweibrücken, 29. Mai. Gestern gingen abends einige
Chevauxlegers*
der hiesigen Garnison in der an den Exerzierplatz grenzenden Allee
spazieren; verfolgt von einem Haufen Jungen, die ihnen Spottlieder
nachsangen und Schimpfreden gegen sie ausstießen, verließ endlich die
Soldaten die Geduld; sie wendeten sich um und versetzten einigen dieser
mutwilligen Knaben Ohrfeigen; ein Handelskommis, der sich unberufen in die
Sache mischte, erhielt ebenfalls Schläge. Dieser Vorfall gab Veranlassung
zu einem Volksauflaufe. Ungefähr 1500 Menschen versammelten sich gegen 9
Uhr vor der Kaserne und drohten sie zu stürmen. Es blieb jedoch beim
Drohen [...]
Die Oggersheimer setzten
in der Nacht vom 29.sten zum 30. Mai einen Freiheitsbaum auf den
Marktplatz, mit der Drohung, ihn unbeschädigt zu lassen [...] Außer einer
Abendversammlung von jungen Leuten mit grünen Zweigen auf dem Marktplatze,
welche Freiheitslieder ablärmten und der Freiheit Lebehoch brachten,
geschah nichts weiteres. Wir glauben, diese Menschen gaben ihren ganzen
Enthusiasmus für eine gute Mahlzeit. Aber der Hunger lässt sie täglich
frecher werden.