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Selbstdarstellung von Rechtsextremisten im Social Web

Adolf88

Neonazistische Rechtsextreme


Neonazistische Rechtsextreme als die klassischen Vertreter/innen des Rechtsextremismus nehmen im Internet meist kein Blatt vor den Mund. Mit Profilnamen wie "Adolf88", "Eva Braun" oder "Frank Judenfeind" zeigen sie oft unverblümt, wo sie herkommen und wo sie hinwollen. Ihre Profile „strotzen vor rechtsextremen Codes, rechtsextremer Symbolik, NS- und Gewaltverherrlichung. Rechtsextreme Musik wird verbreitet, NS-Größen werden zitiert.“ (Baldauf/Rafael 2011, S,8)
Wer zu dieser Gruppierung zählt, zeigt dies auch oft mit seinem Profilbild. Dabei werden gern "Anleihen bei der Skinkultur, etwa Bomberjacke und Glatze bzw. Renee-Kranz bei Frauen über Hooligan-Outfits bis hin zu szenepopulären Marken wie Thor Steinar und T-Shirts, die mit Szenecodes versehen sind", gemacht. (ebd.) Akronyme als Erkennungszeichen wie z. B. RAHOWA ("Racial holy war" = Heiliger Rassenkrieg) gehören ebenso dazu wie Runenzeichen (z. B. die Hagal-Rune), Symbole mit Bezug zum Nationalsozialismus (z. B. Eisernes Kreuz, Reichsadler oder Reichsflagge,  Zahnrad), aber auch Zahlencodes der Szene wie z. B. die Zahl 444 für "Deutschland den Deutschen" oder 4/20 als Hinweis auf Adolf Hitlers Geburtstag nach amerikanischer Datumszählung (Monat/Tag). Mit 88 als Anspielung auf den 8. Buchstaben des Alphabets, also HH für „Heil Hitler“, oder einer ganzen Anzahl weiterer rechtsextremer Zahlencodes werden gerne Posts markiert oder mit "gruSS" als Anspielung auf die SS der Nazis unterzeichnet.
Aber auch von den anderen Möglichkeiten, die Facebook & Co. zur Selbstdarstellung bieten, wird von den neonazistischen Rechtsextremen reger Gebrauch gemacht. Offene Bildergalerien stellen die Profilinhaber und ihre Gesinnungsfreunde mit demonstrativ zur Schau getragenen Gesten wie z. B. beim "Hitlergruß" dar. Hinweise auf Musik- und Filmgeschmack, Lieblingsbücher wie Adolf Hitlers "Mein Kampf", bestimmte Interessen wie "Wewelsburg" oder "Trümmerfrauen" und, nicht zu vergessen, Hinweise auf Vorbilder aus der NS-Vergangenheit runden das Profil neonazisitischer Rechtsextremer häufig ab.. Kurzum: Die Rechtsextremisten nutzen die "Vorderbühne", wie Erving Goffman (1969/2001, S.100) das genannt hat, um sich in der Szene zu profilieren. Die Idealisierung des eigenen Selbst, die andere möglichen Selbste ausblenden, soll, wenn man Goffmans Theorie auf die neonazistischen Rechtesextremen anwendet, "die offiziell anerkannten Werte" der rechtsextremen Szene in einem weitaus stärkeren Maße verkörpern und belegen als in seinem sonstigen Verhalten. Die besonders stark ausgeprägte idealisierte Selbstdarstellung neonazistischer Rechtsextremer kann dementsprechend als ein "Ritual" betrachtet werden, "das heißt, als eine ausdrückliche Erneuerung und Bestätigung der Gemeinschaft." (ebd., S.36) Damit werden schon bestehende rechtsextreme Selbstkonzepte und Selbstschemata im Zuge gegenseitiger Rückversicherung gestärkt.
Profile dieser Gruppe stehen dabei in einem regelrechten Wettstreit um die beste Selbstdarstellung, das "krasseste Profil". Und wenn ein Profil aufgrund von Beschwerden anderer User gelöscht wird, erscheint es eben in leicht modifizierter Form wieder an anderer Stelle und trägt die Anzahl der Löschungen wie eine Auszeichnung vor sich her. Auch wenn man, "die Strahlkraft solcher Profile über die Szene hinaus" als "sehr gering" ansehen kann (vgl. Baldauf/Rafael 2011,  S.9), bieten sie eben eine sehr stabile Identitätsplattform für Rechtsextreme, die ihnen auf dem Weg der kollektiven Selbstvergewisserung jenen sozialen Rückhalt verschafft, der zur Aufrechterhaltung rechtsextremer Identitätsfacetten in einer "feindlich" wahrgenommenen Umwelt eben nötig ist.

Gert Egle, www.teachsam.de, 09.10.2012, zuletzt bearbeitet am: 21.12.2013

 

 


   Arbeitsanregungen:

  1. Arbeiten Sie heraus, wie sich neonazistische Rechtsextreme in sozialen Netzwerken darstellen.

  2. Erläutern Sie, welche Funktion diese Selbstdarstellung für ihre Anhänger besitzt.
     

 
      
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