Im
Klappentext
finden sich
die folgenden Ausführungen zu Otto Marchis Roman "Landolts Rezept":
"Otto Marchi erzählt in seinem Roman
die ironische Geschichte eines Mannes, der glaubt, alles berechnen
zu können. Deshalb hat er für alles ein Rezept. Zuerst hatte
Landolt versucht, als Journalist die politischen Ideale der 68-er
Generation zu verwirklichen. Als dies nicht möglich ist, schwört
er ihnen ab und beschränkt sich darauf, wenigstens in seinem
Privatleben ein weiteres Ideal seiner Generation zu verwirklichen:
Die Neuordnung der Geschlechterbeziehungen. Er kümmert sich nur
noch um seine Koch- und Beziehungsrezepte und probiert sie mit fünf
Frauen, die er liebt, gleichzeitig aus.
Unter ihrem Einfluss ringt dieser tragikomische Erneuerer aller
Werte um ein neues männliches Selbstverständnis, versucht seine
Patriarchen-Rolle aufzugeben und lässt sich von Ruth überzeugen,
sich wieder als Redakteur einer Zeitung für seine einstigen Ziele
einzusetzen. Doch auch dieser zweite Versuch misslingt. Er fliegt
wieder hinaus und muss stempeln gehen [...].
Auch seine Beziehungsrezepte führen zu Konflikten: Ida, mit der er
am längsten verbunden ist, wirft ihm vor, sich nicht verändert zu
haben. So beschließt er, sich an ihr zu rächen und ihr die
Patriarchen-Rolle noch einmal vorzuspielen, um sie zu zwingen, ihn
zu verlassen. Das Rezept dazu liefert ihm die Lektüre eines
Klassikers: Landolt lädt Ida zu sich ein, ohne ihr zu sagen, dass
er in einem Tessiner Grotto ein Fest mit allen fünf Frauen
inszenieren will. Doch auch Rosa, Helen, Barbara und Ruth verübeln
ihm dies, solidarisieren sich mit Ida - und auf einen Schlag ist er
alle fünf Beziehungen los.
Beim Stempeln lernt er Hanna kennen. Sie kommen sich näher, aber
Hanna will genau wissen, was früher war, weil Gerüchte über ihn
ausgestreut werden. Und Landolt spürt, dass ihn nur noch ein
weiteres Rezept davor bewahren wird, sie zu verlieren: Er muss ihr
sämtliche Frauengeschichten beichten. Aber auch dies misslingt
zuerst. Er kann ihr seine Erlebnisse nur als Pantomime oder in der
dritten Person schildern, weil er nicht von sich zu erzählen wagt,
und entwickelt stattdessen eine Methode, die Weiber vergessen zu
lernen, die ihn in seinen Erinnerungen immer noch bedrängen. Er mit
der Zeit gelingt es ihm zu erzählen [...] Am Ende muss er sich
jedoch eingestehen: Seine Lebensberechungen sind wieder nicht
aufgegangen, sein Rezeptblock ist aufgebraucht."
Beat Mazenauer (2006) betont in seiner Hommage an Otto Marchi,
dass es sich bei dem 1989 erschienenen Roman "Landolts Rezept um
einen " der beschwingtesten Romane jener Jahre" gehandelt
habe. Die Titelfigur habe "ein gravierendes 'Weiberproblem', das er
zuerst verheimlichen, dann unter blumigen Mogeleien zudecken, schliesslich
mit einem 'idiotischen Fest' offensiv beheben
will, indem er [...] seine alten Geliebten einlädt, um sie
ein letztes Mal zu bekochen. Doch der 'Hornissenschwarm
der Weiber' zieht seine patriarchale Herrlichkeit dabei
kräftig ins Lächerliche. Das Fest ist ein Fiasko,
aber heilsam insofern, als Landolt die Untauglichkeit seiner
alten Rezepte einsieht. Mit Hanna, deren gebieterisches
'Erzähl!' ihn peinigt, könnte so vielleicht
ein Neuanfang gelingen." Die Sprache, die Marchi zur
Gestaltung seiner Aussage verwende, sei dabei geradezu von einem
"Wucher mit rhythmischen, klangmalerischen und metaphorischen
Elementen" gekennzeichnet, die die den Notstand Landolts beschreibe.
Zugleich zeige der Autor dabei "eine wunderbar leichte Frivolität",
die unter Umständen dem Umstand geschuldet sei, dass das Leitmotiv
Schule darin nur am Rande vorkomme.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
18.02.2023