Ein Das-Dass-Problem
ein Leben lang?
Die richtige Schreibung von »das« oder »dass« gehört zu
einem weit verbreiteten
▪
Einzelproblem der
deutschen Rechtschreibung und
▪
Zeichensetzung.
Ja, da stöhnen Schülerinnen und Schüler, genau wie ihre Lehrerinnen und
Lehrer, immer wieder auf. Diese ewigen "Das-dass-Fehler!
Ganze Seitenränder
von Arbeitsheften werden da vollgeschrieben, meistens die Kombination eines
Zeichensetzungsfehlers und eines Rechtschreibfehlers (R, Z)!
Der Fairness
halber sollte eine Lehrperson indessen am Seitenrand auf die andauernde
Wiederholung dieser Fehlerkombination verzichten, da es sich immer um den
gleichen Fehler, also einen Wiederholungsfehler handelt.
-
Ein einfaches »Wh«
als Korrekturzeichen, das die Wiederholung eines einmal festgestellten
Fehlers signalisiert, sollte in jedem Falle reichen.
-
Besser noch: Von
Prüfungsarbeiten abgesehen, kann man nach Kennzeichnung des Fehlers im Text
auch auf das Korrekturzeichen am Rande völlig verzichten!
Die Leidensgeschichte derer, die Probleme mit
»das« und
»dass« haben ist jedenfalls groß, und so
mancher, der in der Schule damit noch durchgekommen ist, erleidet im
Berufsleben Schiffbruch. Kein Wunder füllen Forumsbeiträge im Internet schon
ganze Server!
Immerhin: Mit dem Problem steht man jedenfalls nicht allein
und die Meinungen über die Ursachen des ganzen Schlamassels gehen weit
auseinander.
So äußert sich "Kreszenz" in einem Forumsbeitrag auf der Website von
www.wer-weiss-was.de am 29.1.2005:
"nach jahrzehntelangen Verklickerungsversuchen glaub ich, dass die
richtige Verwendung von "das" und "dass" weniger mit Begreifen als mit
Intuition zu tun hat. Die meisten verstehen den Unterschied sehr wohl,
wenn er ihnen erklärt und demonstriert wird; unmittelbar danach könnten
sie wohl auch einen einschlägigen Lückentext fehlerfrei ausfüllen. Aber
wenn dann einer beim Verfassen eines Textes jedes Mal überlegen muss, ob
er nun "s" oder "ss" schreiben soll, wird's wieder kritisch, trotz aller
Eselsbrücken und Beispielsätze (falls die einem in der Situation
überhaupt noch erinnerlich sind).
Und diese Unsicherheit bleibt - nach meinen Beobachtungen - in den
meisten Fällen bestehen, auch wenn sich der Betreffende stets bemüht.
[...] Mit Schaudern erinnere ich mich an die zerebralen Verrenkungen
(und deren Resultate), zu denen z. B. der Merksatz führte: "Schreibe
'das', wenn man 'dieses', 'jenes' oder 'welches' dafür einsetzen
könnte!"... Es ist wohl so geblieben, dass die einen es "intus" haben
und die anderen - mit wechselnder Trefferquote - im Nebel stochern ..."
Andere geben, entnervt von der ganzen Debatte, ihre Meinung kund, wie
dies Fritz Ruppricht am 31.1.2005 an gleicher Stelle getan hat:
"[...] schon seit langem beobachte ich entnervt, vor allem dort wo
viele Leute schreiben, z.B. in Foren wie diesem, dass viele den
Unterschied zwischen 'das' und 'dass' offensichtlich gar nicht kennen.
Jedes Mal wenn ich schon wieder lesen muss, dass jemand 'das' statt
'dass' verwendet (oder umgekehrt), stellen sich mir die Nackenhaare.
Dieser Fehler kommt leider so häufig vor, dass mich die Angst plagt,
dass das falsch verwendete "das" (anstelle von "dass") auf einmal noch
in der Zukunft als richtig in den Duden eingeht. [...]
Mich nervt das total. [...]"
Und
jetzt? Hilft ja nichts, versuchen wir es dennoch weiter!
Die Antwort auf die Frage: "Warum fällt mir die Schreibung von »das« und
»dass« eigentlich so schwer?" ist jedenfalls einigermaßen einfach wie
komplex.
Und insofern spiegelt sie auch im Kern die kontroversen Meinungen
und "Leidensberichte" der einen wie der anderen wider, die sich zu dem Thema
äußern.
-
Zum einen hören wir im Allgemeinen nicht heraus, ob es sich um den
Laut das mit einfachem (stimmhaftem) s oder mit dem
doppelten (stimmlosem) ss handelt. Das ist regional noch etwas
verschieden, aber generell klingt beides einfach gleich.
-
Wer die korrekte Schreibweise beherrschen will, muss auch über
grammatische Kenntnisse (ebenso
synonym: grammatikalische Kenntnisse) verfügen. Vielen sind diese
durch ihren langjährigen korrekten Gebrauch so in Fleisch und Blut
übergegangen, dass sie die grammatische Regel, die für die jeweilige
Schreibweise verantwortlich ist, sich nicht mehr bewusst machen müssen.
Es klappt halt dann einfach.
Was sind das aber für grammatische Kenntnisse und Regeln?
Du musst zunächst einmal die verschiedenen
▪
Wortarten kennen, die sich hinter dem Laut das verbergen können.
Der
standardsprachliche Gebrauch der entsprechenden Laute, ist wie oben schon
betont, kaum unterscheidbar. In manchen Jargons, Mundarten und ▪
Dialekten freilich (z. B.
alemannisch oder
bairisch) kommt es nicht zu solchen Verwechslungen, weil es für die
verschiedenen Wortarten auch unterschiedliche Laute gibt.
- So ist der Artikel oder das
▪
Relativ- oder das ▪
Demonstrativpronomen gemeint, wenn es mundartlich "des" oder "dös"
heißt. ("Du woaßt, dös kå i." - "Du weißt, ich kann das.")
- Wird dagegen die Konjunktion "dass" verwendet, lautet dies in der
Mundart auch entsprechend "das". ("Du woaßt, dass I dös
kå." - "Du weißt, dass ich das kann.")
Aber solche Lösungen bietet die Standardsprache nicht. Hier hilft eben
nur das richtige Sprachgefühl und die Kenntnis der Grammatik.
-
In einer kurzen ▪
Übersicht
haben wir daher die grammatischen
Grundlagen, die bei der Schreibung von
»das« und
»dass« beachtet werden müssen,
zusammengestellt.
-
Und wer ganz
sicher gehen will, der kann mit der ▪
Ersatzprobe sein
Dass-das-Problem sicher auch auf Dauer lösen.
Die Ersatzprobe: Vielleicht manchmal lästig, aber sehr effektiv
Mag sein, dass die Anwendung der Ersatzprobe manchmal lästig ist,
dennoch ist sie ein überaus geeignetes Mittel, sich über
die korrekte Schreibweise zu vergewissern. Wer sie häufig anwendet, wird es
auch lernen!
-
Was von manchem als mangelnde Intuition oder fehlendes
Sprachgefühl hingestellt wird, trifft zwar insofern den Sachverhalt, dass
nur derjenige, der es gelernt hat, diese Regeln intuitiv korrekt anwenden
kann.
-
Auf der anderen Seite ist aber auch diese, manchem so unabänderlich
erscheinende fehlende Intuition, Ergebnis eines Lernprozesses.
-
Und wer dies
nicht frühzeitig gelernt hat, muss eben umlernen. Das wiederum ist, das
zeigen alle Ergebnisse der modernen Hirnforschung und
Lernpsychologie zwar mitunter recht mühsam, aber immer möglich. Und ob
es nun besonders abgedroschen klingt oder nicht: Übung macht eben auch hier
den Meister.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
19.12.2023
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