Viele Arbeitsanweisungen zur
Textanalyse beginnen mit diesem oder einem ähnlichen lautenden
Arbeitsauftrag:
Entwickeln Sie den
inhaltlichen Aufbau des Textes und erklären Sie seine Aussageabsicht.
Was ist zu tun?
Dieser Arbeitsauftrag umfasst zwei Aspekte
Nun zuerst sollte man die beiden Aspekte beachten, auf die der
Arbeitsauftrag zielt. Die beiden Aspekte - inhaltlicher Aufbau und
Aussageabsicht - müssen untersucht werden.
Beim inhaltlichen Aufbau geht es um die
Erfassung der im Text geäußerten Gedanken in ihrem Nacheinander. Gefragt
wird z.B. danach:
Bei der Untersuchung der
Aussageabsicht
muss der Text unter dem Blickwinkel analysiert werden, ob er Hinweise
über die Absichten (Intentionen) enthält, die mit ihm verfolgt werden. Hier
ist also u. a. folgende Fragen angebracht:
-
Will der der Autor mit seinem Text über ein
bestimmtes Thema, einen bestimmten Sachverhalt informieren?
-
Will der Autor mit seinem Text bei seinem Leser eine
bestimmte Handlung auslösen, will er ihm Denkanstöße geben, allgemein
gesagt: will er an ihn appellieren?
-
Möchte der Autor mit seinem Text seinem Leser vor
allem eigene Eindrücke, Gefühle und Überzeugungen mitteilen?
-
Will der Autor mit seinem Text durch einen poetischen
Gebrauch der Sprache, die vom üblichen Sprachgebrauch abweicht, bestimmte
Informationen vermitteln?
Den Arbeitsauftrag in bestimmtem Handlungen erfüllen
Wer den
Arbeitsauftrag ausführt, soll dies mit zwei verschiedenen Handlungen tun.
Wer etwas entwickeln soll,
hat dabei vergleichsweise freie Hand, was die Form anbelangt. Ganz
ausdrücklich ist dabei keine Inhaltsangabe gefordert, die mit ihrem
vergleichsweise strengen Aufbau an den Beginn der Textanalyse gestellt
werden soll. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass wesentliche Ergebnisse
einer eingehenden Textanalyse ja u. U. schon in den
Aussagekern der
Inhaltsangabe eingehen müssten.
Entwickeln
heißt nicht "einfach drauflos"
Gezeigt werden muss nämlich,
was gesagt wird und wie die gemachten Aussagen miteinander zusammenhängen.
Dementsprechend empfiehlt es sich häufig,
-
eine
Einteilung in Sinnabschnitte vorzunehmen
-
inhaltlich
zusammenhängende, aber über den Text verstreute Aussagen zusammenzufassen
(textstrukturierende Bearbeitungsstrategie).
-
oder aber, weil
Gedankenverlauf des Textes - wie bei
Glossen häufig - auf eine Schlusspointe hinausläuft, den Gedanken am
Text entlang zu folgen. Dabei muss man allerdings aufpassen, dass man
nicht nur eine
Paraphrase des Textes abliefert. Man sollte daher, wenn möglich, immer
Elemente der sprachlichen Analyse und Erläuterungen der Aussageabsicht bei
einer solchen textsukzessiven Bearbeitungsstrategie mit einbeziehen.
Wenn etwas erklärt werden soll, dann ist grundsätzlich mehr
verlangt als eine Sache einfach zu benennen.
Da reicht es also nicht, einfach mal zu sagen, der Autor X wolle mit seinem
Text über das Thema Y informieren.
Die Herausarbeitung der dominierenden Aussageabsicht (Textfunktion) ist
natürlich unerlässlich, aber dies muss mit einem klaren Textbezug geschehen.
Dazu kommt noch, dass ein Text im Allgemeinen ja nicht nur Elemente
aufweist, die einer einzigen Absicht zugeschrieben werden können. Denn wer
z. B. etwas Bestimmtes kritisiert, kann dabei natürlich auch seinen eigenen
Gefühlen freien Lauf lassen, über eine bestimmte Sache informieren und
gleichzeitig eine Empfehlung an den Leser aussprechen.
Die Erklärung der Aussageabsicht eines Textes muss diese Sachverhalte
berücksichtigen und am Text zeigen, woran eine bestimmte Aussageabsicht
erkennbar ist. Und auch hier ist natürlich eine ausführliche Begründung
verlangt, sind alle Äußerungen, die nur mal so nebenbei diese Frage
streifen, fehl am Platz.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
03.09.2023
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