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KMK-Abiturstandards (2012): Sich mit pragmatischen Texten
auseinandersetzen
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Liste der Bildungsstandards
mit Textmarken zur Verlinkung
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Aufgabenart: Analyse pragmatischer Texte »
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Aufgabenart: Erörterung pragmatischer Texte »
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Erweiterter Textbegriff
(Überblick)
Sachtexte
sind in allen Kommunikationsbereichen der modernen Informationsgesellschaft
unverzichtbar. Dementsprechend begegnen sie uns auch im Alltag überall
und natürlich auch in der Schule: "Wir lernen aus dem Schulbuchkapitel,
[...] lesen die Handyrechnung, informieren uns in der Fernsehzeitschrift
über das Programm, lassen uns von der Bedienungsanleitung die Funktionsweise
des Getränkeautomaten erklären, gruseln uns vor dem Beipackzettel der
Kopfschmerztablette aufgeführten Nebenwirkungen, schlagen in Wikipedia einen
unklaren Begriff nach, informieren uns über das tagespolitische Geschehen in
der Zeitung und ärgern uns über die völlig inakzeptable Position des
Kommentars, [...]" (vgl.
ISB (Hg.) 2010, Bd. II, S.255) Die Liste könnte beliebig verlängert
werden.
Sachtexte sind eine Großgruppe bzw. hierarchisch ausgedrückt eine Klasse von Texten, die vor allem durch ihren Bezug
auf die außertextliche Realität, auf reale Sachverhalte, Personen oder
Ereignisse zu kennzeichnen ist. Die KMK-Bildungsstandards für das
schriftliche Abitur definieren sie als Texte, "die sich in informierender,
erklärender und argumentierender oder ähnlicher Weise mit Sachverhalten von
Welt, Ideen oder Theorien auseinandersetzen." (BISTA
AHR-D 2012, S.25)
Kontinuierliche und diskontinuierliche Sachtexte
Wir unterscheiden hier im Arbeitsbereich
▪ Sachtexte analysieren (Textanalyse)
in der großen Gruppe von
Sachtexten
(auch: pragmatische Texte,
Gebrauchstexte,
expositorische Texte,
nichtfiktionale Texte)
zwischen ▪
kontinuierlichen und diskontinuierlichen Sachtexten. Damit
tragen wir der Tatsache Rechnung, dass die große Gruppe
diskontinuierlicher Sachtexte auch eine Vielzahl von Mischformen
enthält, die kontinuierliche Sachtexte mit zusätzlichen
diskontinuierlichen Elementen (Tabellen, Grafiken u. ä.)
"anreichern" und dadurch insgesamt den Charakter
diskontinuierlicher Sachtexte (textlinguistisch: ▪
komplexe Texte) annehmen.

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Zu den Sachtexten, die auch als
pragmatische Texte,
Gebrauchstexte,
expositorische Texte
oder nicht-fiktionale Texte
bezeichnet werden, gehören nicht nur die herkömmlichen schriftsprachlichen
Texte, die beim Lesen gewöhnlich kontinuierlich rezipiert werden
(kontinuierliche oder lineare Sachtexte), sondern auf der Grundlage des ▪
erweiterten
Textbegriffs
auch Bild-Text-Kombinationen, wie sie z. B. in ▪
Werbeanzeigen oder
▪
Infografiken
vorkommen. Da die Rezeption solcher Texte anders verläuft, spricht man in
diesem Zusammenhang auch von diskontinuierlichen bzw. nicht-linearen
Sachtexten.
Sachtexte und literarische Texte
Sachtexte zeichnen sich im Gegensatz zu literarischen Texten vor allem durch
ihren Bezug auf die außertextliche Realität aus, auf reale Sachverhalte,
Personen oder Ereignisse. Daher werden sie auch im Gegensatz zu diesen als
nicht-fiktionale Texte bezeichnet, Texte also, die nicht wie die
literarischen, die fiktionalen, eine bloß vorgestellte Wirklichkeit (Als-ob-Wirklichkeit)
darstellen.
Dieser Realitätsbezug bedeutet indessen nicht, dass die
Aussagen, die über die Wirklichkeit gemacht werden zutreffen, in diesem
Sinne wahr sind. Und: Was Realität ist und was bloß für Realität gehalten
wird, lässt sich auch nicht immer ganz genau sagen.
Eines der Modelle, das »Karl
Bühler (1879-1963)
auf der Basis der sogenannten Grundfunktionen der Sprache mit seinem »Organon-Modell
(1934) entwickelt hat, zeigt wie sich ▪ kontinuierliche Sachtexte
mit ihren Funktionen von denen literarischer (poetischer Texte)
unterscheiden lassen. Hier ist es um die von
»Roman
Jakobson (1896-1982) in seinem ▪
Kommunikationsmodell
enthaltene ▪
poetische Funktion ergänzt.

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Die "Formel" der schulischen Textanalyse:
Texterfassung + Textbeschreibung + Textuntersuchung
Literarische Texte sind grundsätzlich vieldeutig und lassen unterschiedliche
Lesarten und Interpretationen zu. Pragmatische Texte (Sachtexte) hingegen
zielen darauf, in der Kommunikation mit ihren Leser*innen bestimmte
Wirkungen zu erzeugen. Sie wollen entweder als Textganzes oder in bestimmten
Teilen des Textes über etwas informieren, etwas beschreiben, etwas erklären,
wollen appellieren, erzählen oder argumentieren, um eine bestimmtes
Kommunikationsziel zu erreichen. Sie können das so tun, dass wir beim Lesen,
sofern wir über das zum Verständnis des Textes nötige Wissen verfügen, dies
ohne weiteres erkennen, sie können aber auch so gestaltet sein, dass man
sich das vollständige Verständnis mit "Textarbeit", wie man sagt, erst
einmal erarbeiten muss. Anders gesagt: Die Analyse eines Sachtextes ist
stets ein Vorgang des Erschließens.
In
der schreibenden Auseinandersetzung mit einem derartigen Text
kann man verschiedene Erschließungsverfahren anwenden und dabei
zu einem vertieften Textverständnis gelangen, das die Grundlage
der weiteren Reflexion über das Thema des Textes oder einzelner
darin behandelter Sachverhalte ermöglicht. Zugleich eröffnet die
differenzierte Analyse eines Textes vielfältige Möglichkeiten
der Anschlusskommunikation, bei der man sich mit anderen darüber
in unterschiedlicher medialer Weise darüber austauschen kann
Wenn man auf
eine kurze Formel bringen will, worum es bei der ▪
Analyse von Sachtexten in der Schule
geht, dann kann man sagen: Textanalyse = Texterfassung +
Textbeschreibung + Textuntersuchung
Natürlich sind
diese drei "Elemente" der Analyse in der Praxis nicht immer streng
voneinander abzuheben und auch der Schreibprozess lässt sich
nicht in jedem Fall in einem Nacheinander organisieren.
Die
Schreibaufgaben zur Textanalyse werden dabei in der Regel mit
dem Operator ▪
Analysieren versehen, der auch Untersuchen heißen kann. Wie
andere ▪
Operatoren im Fach Deutsch auch soll dieser Operator
angeben, welche Handlungen bei der Bewältigung der
Schreibaufgaben durchzuführen sind.
Dass der
Operator ▪
Analysieren auch immer wieder einmal bei Schreibaufgaben zum
▪ Interpretieren
fiktionaler bzw. literarischer Texte verwendet wird, soll
nicht darüber hinwegtäuschen, dass er sich in der Regel auf
Schreibaufgaben bezieht, die mit einem
Sachtext
(auch:
pragmatischer Texte,
Gebrauchstext,
expositorischer Texte,
nicht-fiktionaler Text) zusammenhängen.
Analyse pragmatischer Texte als Abiturstandard
Unter dem
Blickwinkel der ▪ Kompetenzen,
die im Zusammenhang mit der Schreibform vorauszusetzen sind,
geben, zumindest was die Abiturstandards angeht, die
einschlägigen Vorgaben der Kultusministerkonferenz (▪
KMK-Bildungsstandards Deutsch) bzw. der Kultusministerien
der Länder Auskunft.
Die
▪ schulische Schreibform
▪ Textanalyse gehört zu den gängigen
▪
Aufgabenarten für die
schriftliche Reifeprüfung (Abitur).
Als ▪
Analyse pragmatischer Texte zählt
sie zu den Aufgabenarten des ▪
textbezogenen
Schreibens und verbindet sich häufig mit der ▪
Erörterung pragmatischer Texte zu einer
▪
Mischform, bei der der Schwerpunkt
der Aufgabe aber dann auf der Analyse liegt (vgl. ▪
KMK-Bildungsstandards für die Allgemeine Hochschulreife für das
Fach Deutsch (2012) – »BISTA-AHR-D 2012).
Auch die ▪
vergleichende Analyse von Sachtexten ist eine gängige
Schreibaufgabe im schriftlichen Abitur. Bisher beziehen sich die
Schreibaufgaben zur Textanalyse im Abitur auf ▪
kontinuierliche pragmatische Texte.
Auch wenn das
Konzept des
untersuchenden
Erschließens
(▪
EPA.2002) von jeweils einzeln und im Verbund miteinander zu
bestimmenden Kompetenzen im kompetenzorientierten Deutsch- bzw.
Schreibunterricht prinzipiell "abgelöst" ist, stellt es als ein
Rahmenstrategiekonzept aber immer noch eine Möglichkeit dar,
sich über das, was bei einer Textanalyse im Grunde zu tun ist, ▪
einen Überblick zu verschaffen.
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KMK-Abiturstandards (2012): Sich mit pragmatischen Texten
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Liste der Bildungsstandards
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Erweiterter Textbegriff
(Überblick)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
28.02.2023
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