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Gestaltende Interpretation literarischer Texte: Häufig gestellte Fragen

Inwiefern muss die gestaltende Interpretation zur Vorlage passen?

 
FAChbereich Deutsch
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Ja, das kann einen schon etwas versunsichern. Auf der einen Seite soll man möglichst kreativ sein, soll selbst auf gute Ideen kommen, um seinen Aufsatz zu schreiben, und dann heißt es: "Aufgepasst, was du schreibst muss auch zu dem literarischen Text passen, um den es geht!"

Worum geht es dabei?

Zunächst einmal soll man die literarische Vorlage nicht einfach als Sprungbrett nutzen, um Ideen zu folgen, die nur wenig mit dem zu tun haben, was in der Vorlage gestaltet worden ist.

Und damit ist gemeint, dass diese Vorlage ja einen bestimmten Inhalt hat, die Ereignisse und Figuren und ihre Beziehung zueinander in einer besonderen Art und Weise gestaltet sowie die Atmosphäre, die von dem Raum ausgeht, in dem das Ganze spielt, eine bestimmte Wirkung hat. Genauso ist das auch mit der Sprache. Die Art und Weise, wie sich z. B. Figuren im Text ausdrücken, oder der Sprachstil, mit dem ein Erzähler die Geschichte darbietet, sind Merkmale, zu denen im Allgemeinen auch das "passen" muss, was man selbst bei seiner Gestaltung schreibt.

Und die Ideen, die man zur Textvorlage gestaltet, dürfen keine reinen Fantasieprodukte sein, die einfach aus der Luft gegriffen, künstlich herbeigeholt und so konstruiert wirken, dass andere ihr Verständnis der literarischen Vorlage darin überhaupt nicht mehr unterbringen können. Wenn man so will, gibt es also eine, wenn auch nicht klar zu definierende Grenze, zwischen dem, was zum Ausgangstext passt oder nicht.

Klar, diese Grenze ist nicht scharf gezogen. Sie lässt sich auch nicht in jedem einzelnen Fall mit der Textvorlage und ihren Strukturen wirklich überzeugend begründen. Nicht umsonst spricht man ja davon, dass literarische Texte mehrdeutig sind, jede/r Leserin* sich also letzten Endes seinen eigenen Reim auf sie macht.

In einer Gruppe von Menschen, die sich professionell mit literarischen Texten befassen, liegt diese Grenze sicherlich woanders, wenngleich nicht unbedingt schärfer gezogen, als bei Schülerinnen*, die unter anderem ihre eigenen Erfahrungen, Vorstellungen, Wünsche und Gefühle mit einfließen lassen, wenn sie kreativ schreiben. Aber vor der Tendenz zu ▪ Happy Ends und Katastrophen muss gewarnt werden, weil sie allzu oft von medialen Vorbildern aus Video-, Film und Fernsehformaten (z. B. Soaps) geprägt sind, die nicht unbedingt zu den "anspruchsvollen" literarischen Texten passen, die die Vorlage für die gestaltende Interpretation darstellen.

Dazu ein paar krasse Beispiele:

  • Wenn z. B. in einer Kurzgeschichte eine problematische Beziehung zwischen einem sich weitgehend fremd gewordenen Paar dargestellt wird, "passt" eben einfach eine ▪ Weitererzählung nicht dazu, wenn die Beziehung mit dem Arrangement eines romantischen Candlelihgt-Dinners "gerettet" wird.

  • Bleibt der Schluss einer derartigen Geschichte in der Vorlage offen, bedeutet das nicht, dass sie bis zu einem ▪ Punkt, an dem alles zu Ende ist, weitererzählt werden muss. Es unterstellt nämlich, dass eine "gute" bzw. gut erzählte Geschichte, ein Ende haben muss oder eben irgendwie "abgerundet" endet, ob mit Happy End oder einer finalen Tragödie. Kein Wunder wird dann oft in die herbeikonstruierte Tragödie (Schicksalsschläge, Unfälle, Gewalttaten) hineingeschrieben, was die Fantasie bereithält.

  • Traumfantasien müssen oft herhalten, wenn man eigentlich spürt, dass sich das, was man zu einer literarischen Vorlage gestaltet, dem nicht recht fügt, was diese vorgibt. Der Traum rechtfertigt dann alle inhaltlichen Gestaltungen, so meint man, weil in Träumen ja schließlich alles möglich bzw. erlaubt ist.

Fazit: Am besten geht man bei seiner Gestaltung behutsam mit der literarischen Vorlage um. Das bedeutet aber auch, dass man sich die Mühe macht, ihn zu erschließen und sich ein Textverständnis zu erarbeiten. Sich ohne das, z. B. gleich nach dem ersten Lesen von einer Idee zum Text mitreißen zu lassen, ist meistens keine gute Idee. Denn, was man auch immer dabei zu Papier bringt, es soll schließlich davon zeugen, wie man die literarische Vorlage verstanden hat.

Daher geht es beim ▪ gestaltenden Interpretieren in der Schule auch immer darum, sich mit anderen, den Mitschülerinnen* ebenso wie mit den Lehrkräften, über das Verständnis der literarischen Vorlage zu verständigen. Anders ist das natürlich, wenn, was aber eher selten ist, solche Aufgaben in Klassenarbeiten und Klausuren gestellt werden.

Was kreativ gestaltet wird, ist also nicht nur ein individueller, kreativer Schöpfungsakt, der einen hinführt, wohin man halt will, sondern eine Deutung der literarischen Vorlage als Gestaltungsaufgabe. Ihre Lösung soll und kann sich begründen lassen und muss also ermöglichen, dass ihre textbezogenen Voraussetzungen reflektiert und kommuniziert werden.

Am besten kann man das in einer Schreibgruppe tun (Kleingruppe, Plenum), indem die kreativen Gestaltungen miteinander verglichen, auf ihre Kompatibilität und Plausibilität überprüft werden. Das garantiert am ehesten, entsprechende Erfahrungen und Kenntnisse ihrer Teilnehmerinnen* vorausgesetzt, dass die Gestaltung zu der literarischen Vorlage passt.

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 26.12.2023

 
 

 
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