Radfahrerfreuden
»Alfred Heizmann
(1949-2017)
Nint ischt schöner als ein Schpaziergang auf dem Rundwanderweg der Insel
Reichenau. Man hot de See, die Felder und die herrlichen Glashäuser. Man
trifft Leut und kann bis noch Allensbach, in de Hegau und in die Schweiz
luegen. Und - sell ischt das Wichtigschte: man kann sich nicht verlaufen, es
hot nämlich überall Wegweiser für die Wanderer. Es hot natürlich au
Wegweiser für die Radfahrer, aber die sellen mond einen ganz andere Weg,
nämlich de Radweg, benützen, und von
sellem aus sieht mer halt nicht immer
ge Allensbach, in den Hegau oder die Schweiz. Was macht mer jetzt mit seinem
Göppel? Du fahrscht halt auf em Wanderweg, wo denn sonscht? Gellen Sie, des
ischt luschtig, wenn mer mit Karacho doher braust und mit der Fahrradschelle
Alarm schlägt. Dann jucken die Fueßgänger ins Gebüsch oder machen einen
Satz in d' Felder. Es gibt nint Schöneres, wie wenn so ein komischer
Wanderer mit beiden Vorderfüßen in den Kohlräblein liegt und fluechet.
Ich fahr bsonders gern am Sunntig auf em Rundwanderweg, weil do das Publikum
größer ischt. Es ischt immer wieder überraschend, was sich die Leite
einfallen lossen, um sich und ihre Kindskärren in Sicherheit zu bringe. Ich
hab jo an meinem Montenbaik keine Schelle, und des ischt besser wegen der
Konmunikation. Ich arbeite mit Zuruf: "Bahn frei" oder "Außem
Weg, alte Schapfe" oder "Gleich gehörscht du der Katze" oder
sonscht was Nettes. No jucken die Wanderer und fueßled wie die Bleeden. Das
ischt der Sieg der Muskelmotorisierten über die Fueßtruppen!
Was halt nach wie vor gefährlich ischt, sind Kinder. Es gibt jo Leite, die
lossen ihre Kinder beim Schpaziergang frei rumlaufen! Also, im Wald und auf
Fueßwegen gehören Kinder und Hunde an die Leine. Wenn ich mit meinem
Göppel so ein Kind verkarren täte, no wäre ich am End noch der Dackel.
Zu den Risikogruppen gehört auch der ältere Mitbürger oder Senior oder
halt die Alten. Die hören mich auf ´em Fahrrad weder schellen noch ruefen
noch schnaufen. Am beschten wär's, alle Fueßgänger täten sich anseile
wie im Gebirge. Dort ischt es mindeschtens so gfährlich wie auf einem
Fueßwanderweg. I mein, wenn du im zwölfte Gang in eine Fueßgängerzone
brausescht, dann lebscht du auch gefährlich.
Reschtrisiko:
Ein Radfahrer im großen und ganzen
überwindet auch Fueßgängerschanzen.
Ischt ein Wanderer parat,
und er dappt ihm vors Rad,
liegen beide am End auf dem Ranzen.
(aus: Alfred Heizmann, Aber hallo! Alfred Heizmann hintergründig &
schelmisch, Konstanz: Stadler-Verlag 2000, S.40f.., veröffentl. mit freundl.
Genehmigung des Autors)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
27.08.2023