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▪
Bildstatistiken/DIAGRAMME analysieren
▪
Didaktische und methodische
Aspekte
▪
Überblick
▪
Aspekte der Schreibaufgabe
▪
Diagrammauswahl
▪
Bausteine
▪
Musterbeispiele für die schulische Analyse
Die
▪ Infografik
mit der Headline
▪
"Kaffee-Themen", die von dem Unternehmen café+co
in Auftrag und von der Werbeagentur Dr. Viktor Bauer PR grafisch gestaltet
wurde, befasst sich mit bestimmten Gesprächsgewohnheiten beim Kaffeegenuss.
Es handelt sich dabei um eine PR-Infografik, bei der eine ▪
Bildstatistik
im Mittelpunkt steht.
Auf die Frage "Worüber
plaudern Sie beim Kaffeetrinken am häufigsten?" werden in Form eines nach
Größe geordneten
Balkendiagramms die
prozentualen Anteile der Antworten nach zehn Kategorien dargestellt. Dabei
konnten die Befragten ihre Zustimmung zu mehreren Kategorien zugleich geben
(Mehrfachnennungen). Als Quelle der statistischen Angaben wird auf eine cafe+co-Studie 5/2004 verwiesen. Die PR-Infografik richtet sich allgemein an
ein breites Publikum, das sich für Kaffee und Kaffeetrinken interessiert,
speziell wohl an jene Personen, die darüber entscheiden, ob Kaffeeautomaten
angeschafft und andere Produkte oder Dienstleistungen der werbenden Firma
gekauft werden. Angaben zum Erscheinungsort und Erscheinungsdatum der
Infografik fehlen.
Die Infografik besteht aus zeichnerischen, typografischen und fotografischen
Elementen.
Zu den typografischen Elementen dieser Infografik zählen die folgenden
Textteile: Headline, Subheadline, Diagrammlegende, Zusatzinformationen,
Quellenangabe, Angabe des Grafikbüros und das Signet bzw. Logo der mit der
Grafik informierenden und zugleich werbenden Firma.
Am oberen linken Grafikrand fällt die Headline ins Auge, die in
vergleichsweise groß dimensionierter Schrift den thematischen Gegenstand der
Grafik, die Themen nämlich, über die sich Menschen beim Kaffeetrinken
unterhalten, sehr deutlich ins Blickfeld rückt. Als untergeordnete Headline
(Subheadline) fungiert, in erheblich kleinere Schrift gesetzt, die Frage,
auf die die Befragten zu antworten hatten. Die Diagrammlegende mit den
Angaben zu den Antwortkategorien und des jeweiligen Zahlenwerts ist in den
Balken des Diagramms untergebracht und ermöglicht so eine schnelle Zuordnung
der Balken zu den Kategorien und den dahinter stehenden prozentualen
Zahlenwerten. Am linken unteren Grafikrand findet man in sehr kleiner
Schrift gehaltene Zusatzinformationen. Sie ersetzen zum einen die im
Diagramm aus Platzgründen verkürzte Kategorienbezeichnung »Mode« durch die
vollständige Kategorienbezeichnung »Mode/Kosmetik«. Zum anderen erhält der
interessierte Leser die Information, dass es sich bei den dargestellten
Zahlenwerten um Prozentzahlen handelt und dass Mehrfachnennungen von
Kategorien durch die Befragten zulässig gewesen sind. Im Anschluss an diese
Zusatzinformationen wird die Quelle für die
dargestellten Daten ausgewiesen,
sie gehen auf eine café+co-Studie aus dem Jahre 2004 zurück. Am rechten
Seitenrand befindet sich, in vertikaler Schriftanordnung und in gleicher
Schriftgröße wie die Zusatzinformationen, der Hinweis auf das Grafikbüro
bzw. die Werbeagentur Dr. Volker Bauer PR, die die Infografik gestaltet hat.
Oberhalb davon, ebenfalls vertikal angeordnet, wird der Quellennachweis für
das verwendete Foto geliefert, das aus dem Angebot der "Bilderbox" stammt.
Am oberen rechten Grafikrand, für das Auge gut wahrzunehmen, befindet sich
das in vergleichsweise große Buchstaben gesetzte Signet der Firma café+co,
die hinter dieser Infografik steht. Darunter wird, in allerdings sehr
kleiner Schrift, noch die Internetadresse der Firma "www.cafeplusco.com"
präsentiert.
Die zeichnerischen Elemente der Infografik beschränken sich auf die
Gestaltung des Balkendiagramms. Das Balkendiagramm, das etwa die halbe
Fläche der gesamten Infografik ausmacht, stellt in einem kombinierten
Rangfolge- und Mengenvergleich mit zehn Antwortkategorien dar, welche Themen
die Menschen in welchem Maße beim gemeinsamen Kaffeeplausch beschäftigen.
Die Kategorien sind im Rangfolgevergleich von unten (niederster Wert) nach
oben geordnet und die ihnen zugeordneten Balken gehen linksbündig vom linken
Grafikrand aus, wobei der längste Balken für die Kategorie »Arbeit« mit dem
Wert von 48% nahezu die ganze Grafikbreite überspannt.
Das Foto eines jungen Paares, das sich, einander zugewandt, fröhlich
lächelnd ansieht, ist als fotografisches Element in die Infografik
integriert. Es nimmt formatfüllend in der rechten Hälfte jenen Raum in der
Fläche der Infografik ein, der von den kürzer geratenen Balken nicht
beansprucht wird. Das in Kontrast und Helligkeit verblasst gehaltene Foto,
auf dem das junge Paar, wahrscheinlich während einer betrieblichen
Kaffeepause, an einem Bistrotisch stehend gezeigt wird, auf dem verschiedene
Tassen und Geschirrelemente, sowie ein Handy zu sehen sind, stellt eine
Alltagssituation dar, eine angeregte Plauderei junger Leute vor dem
Hintergrund eines Kaffeeautomaten. Die junge, langhaarige blonde Frau von
ca. 25 Jahren und ihr etwa gleichaltriger, etwas größerer dunkelhaariger
Gesprächspartner verbreiten eine positive Stimmung, von der ihre
gegenseitige Beziehung, die Assoziationen an einen Flirt der beiden auslöst,
ohnehin gekennzeichnet ist.
Die Aussagen der Infografik sind auf den ersten Blick wenig spektakulär.
Nahezu die Hälfte der befragten Personen gibt an, dass sie sich beim
Kaffeetrinken am häufigsten über die Arbeit unterhalten. Zieht man die
Kategorie »Kollegen/Chef« mit dazu heran, die von etwa einem Drittel der
Befragten genannt worden ist, dann ist die Arbeitswelt das mit Abstand
dominierende Thema der "Kaffeegespräche". Natürlich ist damit keine Aussage
über den konkreten Inhalt solcher Gespräche gemacht, die Qualität der
Gespräche bleibt bei solch einer rein quantitativen Betrachtung außen vor.
So kann es sich dabei um Gespräche über die konkrete Arbeitsverrichtung und
Arbeitsorganisation ebenso handeln wie um "klassisches", mitunter nahe an
Mobbing reichendes "Klatschen" über Kollegen und Chef. Alle anderen
Kategorien beziehen sich auf "Kaffeethemen", die eher im privaten Umfeld des
einzelnen eine Rolle spielen. Hier ergeben sich wohl Rangfolgen von Themen,
die dem Stellenwert bestimmter Themen bzw. Themenfelder im Privatleben
entsprechen. Themen wie Freizeit, Familie, Fußball und Sport stehen dabei
vergleichsweise hoch im Kurs, wenngleich sich höchstens ein Drittel, im
Allgemeinen nur ein Viertel der Befragten dazu bekennen. Partner/Sex, TV und
Mode, jene Themen also, die am ehesten das Klischee einer "klatschenden
Kaffeetante" bedienen, rangieren jedenfalls am unteren Ende der Skala.
Politik, das klassische "Kaffeehaus-Thema" der Männer vergangener Zeiten,
erreicht gerade mal, bei einer nicht nach Geschlechtern differenzierten
Betrachtungsweise, einen Anteil von 19%.
Beim Kaffeetrinken miteinander kann man jedenfalls, so die Hauptaussage der
Grafik, über alles Mögliche reden und das in einer rundum angenehmen und von
positiven Gefühlen besetzten Atmosphäre, an der der Kaffeegenuss selbst, so
legt die Infografik nahe, einen hohen Anteil hat.
Das verwendete Balkendiagramm stellt den Sachverhalt im Rangfolge- und
Mengenvergleich sehr klar und übersichtlich dar, so dass die wesentlichen
Informationen und Aussagen vergleichsweise leicht erschlossen werden können.
Die Zwischenräume zwischen den einzelnen Balken sind angemessen. Der von
oben nach unten bzw. von unten nach oben zu erfassende Rangfolgevergleich
erleichtert die Orientierung und die im Diagramm selbst untergebrachte
Beschriftung in ausreichender Größe macht die einzelnen Kategorien mit ihren
Werten schnell zugänglich. Das Foto schafft dazu die Stimmung, unter deren
positiver Wirkung, das Ganze wahrgenommen werden soll.
Für die Arbeitswelt kann die Erkenntnis, dass beim Kaffeetrinken überwiegend
Themen aus der Arbeit selbst zur Sprache kommen, dazu führen, in
betrieblichen "Kaffeepausen" der Mitarbeiter weniger nur notgedrungen
zugestandene "Arbeitsunterbrechungen" zu sehen, die unter das strenge
zeitliche Diktat einer Stechuhr zu stellen sind. "Kaffeepausen" jedenfalls,
wie sie die Infografik meint, können so im Austausch der Kolleginnen und
Kollegen nicht nur das Betriebsklima, sondern auch die Effizienz der Arbeit
fördern. Allerdings ist, das ist einzuwenden, eine so verstandene
"Kaffeepause" sicherlich nicht an den Konsum des Genussmittels Kaffee
gebunden.
Der werbende Charakter der Infografik wird aus dem Signet erkennbar, das am
oberen rechten Bildschirmrand untergebracht ist. Es weist neben der
Quellenangabe die Grafik als PR-Infografik aus, bei der allerdings die
informative die appellative Textfunktion deutlich dominiert. Wer indessen
mit diesem Firmen- bzw. Markennamen nicht viel anzufangen weiß, könnte
vielleicht vermuten, dass sich hinter dieser Bezeichnung die Kaffee
produzierende Industrie oder ein Verband des Kaffee vertreibenden Handels
"versteckt". In einem solchen Fall allerdings ist der werbende Charakter
nicht so einfach zu erkennen. Insgesamt gesehen soll die PR-Infografik wohl
als eine Art Imagewerbung die Freude am Kaffeegenuss herausstreichen, der
ansonsten in der Presse wegen bestimmter gesundheitlicher Aspekte immer
wieder mit einem kritischen Fragezeichen versehen wird.
Der Blick auf den in Werbesprache gehaltenen
Infotext aus der
Webseite von café+co, die der
Aufgabenstellung zur Analyse ergänzend beigefügt worden
ist, macht diese Absichten offenkundiger. Dem Unternehmen, das
Kaffeeautomaten, "vollautomatische coffee-shops" vertreibt und mit der
Qualität der Automaten ebenso wie der Qualität der darin verwendeten
Füllprodukte wirbt, ist ein positives "Kaffee-Image" wichtig. Zugleich
verweist das verwendete Fotomaterial auf die Orte, an denen man die Produkte
des Unternehmens wohl am häufigsten findet, nämlich in Betriebskantinen,
Cafeterias oder kleineren Bistros in Betrieben und Einrichtungen, die die
männlichen und weiblichen Mitarbeiter während ihrer "Kaffeepause", wie die
meist morgendliche kurze Arbeitsunterbrechung im Allgemeinen genannt wird,
von ihren Arbeitsplätzen weg - vor die "Kaffeeautomaten" locken soll, die
jede Menge mehr als Kaffee bieten können.
Am Ende bleibt die Frage: Was käme heraus, wenn man die Befragung nach
Geschlecht differenzieren würde? Käme die Kaffeetante dann doch noch zu
ihrem Recht oder erwiese sich das Ganze erneut als "kalter Kaffee"?
Infografik ©
www.infografik.at - Hans Auer
Werbegrafik
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
10.01.2024