Die
▪
Mimik des
Gesichts liefert im Rahmen der
▪nonverbalen
Kommunikation wichtige Hinweise auf Gefühle und interpersonale
Einstellungen.
Man kann sieben verschiedene Hauptgruppen von Gesichtsausdrücken für
Gefühle unterscheiden (vgl.
Argyle 1979, 8. Aufl. 2000, S.204):
-
Freude
-
Überraschung
-
Angst
-
Traurigkeit
-
Wut
-
Ekel, Abscheu
-
Interesse
Diese Gesichtausdrücke können zum Teil interpersonalen Einstellungen
entsprechen, wenn klar ist, welcher Mensch Gegenstand des entsprechenden
Gefühls ist (z. B. Angst, Wut).
Auch wenn es erstaunlich gut gelingt, Gefühle "aus schematischen Diagrammen
von Gesichtern" zu erkennen, "bei denen nur Mund und Augenbrauen" anders
ausfallen, so bezieht im Allgemeinen jedes Gefühl das ganze Gesicht in sein
Ausdrucksmuster ein. (Argyle
1979, 8. Aufl. 2000, S.204f.) In Untersuchungen von Frois-Wittmann
(1930) wurden als Ausdrucksmuster für wütend und glücklich festgestellt:
-
Wütender Gesichtsausdruck: gerunzelte Stirn, hochgezogenes oberes
Augenlid, gebogenes unteres Lid, die unteren Zähne sind entblößt, hängende
Unterlippe
-
Glücklicher Gesichtsausdruck: hängendes oberes Lid, geweitete
Nasenflügel, offene Lippen, gehobene und zurückgezogene Mundwinkel
Dass man Gefühle dennoch nicht so ohne weiteres in einem Gesicht ablesen
kann, hängt damit zusammen, dass wir negative Gefühlsregungen - besonders im
Gesicht - sorgfältig kontrollieren. Dennoch kann es zu einem
inkongruenten Verhalten kommen. Wer auf die Frage "Wie fühlst du dich
dabei?" antwortet: "Ausgezeichnet!" und dabei die Augen niederschlägt und
die Mundwinkel herabzieht, hat vielleicht für einen Moment die Kontrolle
über sein Gesicht verloren oder möchte eine bestimmte Botschaft senden.
Welches Gesicht wir in welchen Situationen machen, ist in
vielerlei Hinsicht gelernt und das Ergebnis eines über Erziehung und
Nachahmung vermittelten individuellen Sozialisationsprozesses verschiedener
Kulturen. Nur bestimmte Gefühle haben einen universalen Gesichtsausdruck
bei allen Menschen gefunden.
Auch wenn die Redensart "Sein Gesicht wahren" meist im übertragenen Sinn
gebraucht wird, kann man darin doch auch ganz wörtlich die Fähigkeit zu
einer gewissen Kontrolle des eigenen Gesichtsausdrucks erkennen. Das
Mienenspiel des Gesichts dient damit auch der bewussten Selbstdarstellung
und Selbstinszenierung.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
18.12.2023