Dass
Texte in einem situativen Kontext stehen und darin gesehen bzw.
betrachtet werden müssen, ist für ▪ pragmatische Ansätze der
▪ Textlinguistik eine Selbstverständlichkeit.
Und auch im fachdidaktischen
Zusammenhang des Unterrichtsfaches Deutsch ist die grundsätzliche
Bedeutung des situativen Kontextes bei der Textproduktion und
Textrezeption unbestritten. Doch nicht immer ist dabei klar, was man
darunter zu verstehen hat.
In keinem Fall erschöpft sich die Analyse des situativen Kontextes, in dem ein Text steht, in der
Erfassung rein außersprachlicher und scheinbar objektivierbarer Größen wie zeitliche
Angaben zu seiner Entstehung, Verbreitung und Rezeption oder
biografische Angaben.
Eine solche Betrachtung, ist, so Kirsten
Adamzik (2004,
S. 61) "für die Beschreibung und Interpretation von Texten weitgehend
uninteressant."
Weitaus wichtiger sei es danach zu fragen, mit welchen
Typisierungen von Texten, mit welchen Kategorien und Messlatten an Texte
herangegangen werde.
Auch wenn Adamzik "einen nicht-zufälligen Zusammenhang"
zwischen solchen objektiven Daten und subjektiven
Situationseinschätzungen konstatiert, ließe sich dieser Zusammenhang
eben "nicht aus den objektiven Daten herleiten, sondern entspricht einer
deutenden Interpretation." Was man von einem Text erwartet, ist z. B. Ergebnis einer bestimmten Situationsdeutung, die sich nicht,
jedenfalls nicht grundsätzlich, aus objektiven Daten ergibt.
Ein Text,
der in der Schule gelesen wird, wird eben anders rezipiert, als ein Text
im privaten Umfeld und ein Brief, der von einem guten Freund stammt,
anders als eine Rechnung für eine Autoreparatur.
Ebenso kann das
Alltagswissen darüber, um was für eine Textsorte es sich bei einem
bestimmten Text handelt, zunächst einmal als eine Interpretation
angesehen werden.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.12.2023