Der deutsche
Schriftsteller • Wolfgang Borchert wurde am 20.
Mai 1921 in Hamburg geboren und verstarb am 20. November 1947 in Basel.
Sein
Werk, das Kurzgeschichten, Gedichte und ein Theaterstück umfasst, trug
maßgeblich zu seiner Bekanntheit in der »Trümmerliteratur
nach dem »Zweiten
Weltkrieg (1939-1945) bei.
Das Heimkehrerdrama
»Draußen
vor der Tür machte ihn einem größeren Publikum. Seine kurzen
Prosaerzählungen •
Nachts schlafen
die Ratten doch,
▪ Die Küchenuhr,
▪ An diesem Dienstag,
▪
Die Kirschen,
▪
Das Brot, ▪
Die drei dunklen Könige,
▪
Lesebuchgeschichten, ▪
Mein bleicher Bruder,
▪ Die Katze war im
Schnee erfroren, ▪
Der Kaffee ist
undefinierbar, ▪
Die lange lange
Straße lang, ▪ Die Mauer,
▪
Das Gewitter, ▪
Die traurigen
Geranien, ▪
Im Schnee, im sauberen Schnee, ▪
Bleib doch, Giraffe
und
▪
Gottes Auge
gelten bis heute als besonders musterhafte Beispiele der
Literaturgattung der •
Kurzgeschichte.
Etliche von ihnen sind
auch heute noch nicht aus dem Literaturunterunterricht in der
Sekundarstufe I und II wegzudenken, zumal einige von ihnen sie als
prototypisch für die gesamte Gattung angesehen werden. Aber auch die
Themen, die sie behandeln, sind immer noch aktuell.
In seiner Jugend
verfasste Wolfgang Borchert bereits zahlreiche Gedichte und wollte
zunächst Schauspieler werden.
Im April 1940 kam es
nach dem Umzug der Familie in den Stadtteil Hamburg-Alsterdorf zu einem
ersten Konflikt Borcherts mit der Staatsmacht. Borchert wurde von der
Gestapo in Gewahrsam genommen und über Nacht inhaftiert sowie einem
Verhör unterzogen. Ihm wurde vorgeworfen, in seinen Gedichten die
Homosexualität zu verherrlichen und ein Verhältnis mit einem jungen Mann
namens Rieke zu haben. Einige Zeitzeugen berichteten von einem
regelmäßigen Besucher dieses Namens in der Buchhandlung Boysen, während
andere die These aufstellten, die von Borchert in einem Brief gepriesene
"Rilke-Liebe" sei von den Polizisten falsch entziffert und
missinterpretiert worden.
Es besteht die
Möglichkeit, dass auch gesellschaftskritische Schriften Borcherts an die
Gestapo gelangt waren oder dass die Familie seit einer Denunziation
gegen Hertha Borchert aus dem Jahr 1934, in der der Familie "eine
sonderbare Stellung der nationalsozialistischen Bewegung gegenüber"
vorgeworfen wurde, überwacht wurde. Borchert berichtete seiner
Jugendliebe Ruth Hager, dass seine Post oft von der Gestapo geöffnet
werde. Er fügte jedoch sorglos hinzu: "Nun, sie werden es schon wieder
lassen."
Im Dezember 1940 brach
Borchert seine Lehre ab und konzentrierte sich fortan auf die
Schauspielausbildung, die er am 21. März 1941 mit einer Abschlussprüfung
bestand. Bereits am 3. April wurde er von der Landesbühne Osthannover
engagiert, einem Tourneetheater mit Sitz in Lüneburg. Borcherts
Einberufung zum Kriegsdienst im Juni 1941 beendete nach eigenen Worten
die "schönste Zeit" seines Lebens. In einem Brief formulierte der junge
Schauspieler seinen Unmut darüber, dass er aus seinem "Lebenstraum
gerissen" worden sei.
In den Monaten Juli bis
September des Jahres 1941 absolvierte Borchert seine Grundausbildung. Er
litt unter dem militärischen Drill, gleichzeitig erwachte sein
Widerstandsgeist, der sich in zahlreichen Briefen an Verwandte und
Freunde Ausdruck verschaffte. Borcherts Einheit nahm am deutschen
Angriff auf die Sowjetunion teil. Am 10. September 1941 verließ er
Weimar, erreichte später Pytalowo und Witebsk. Im Dezember wurde er an
die Front bei Smolensk abkommandiert.
Borcherts
Fronterfahrung fand später in vielen Kurzgeschichten Ausdruck. Am 23.
Februar 1942 erlitt Borchert eine Schussverletzung an der linken Hand,
so dass der linke Mittelfinger amputiert werden musste. Sein Vorgesetzte
Borcherts äußerte in einem Vermerk den Verdacht, dass sich Borchert sich
die Verletzung selbst beigebracht hatte, allerdings blieben auch
erhebliche Zweifel, so dass die vermeintliche Selbstverstümmelung die
hart bestraft worden wäre, folgenlos blieb und auch niemals wirklich
aufgeklärt worden ist, da auch Borchert sich zu den Vorgängen
ausschwieg.
Am 3. März 1942 kam
Borchert mit Diphtherie ins Heimatlazarett nach Schwabach. Unmittelbar
nach seiner Genesung wurde er am 25. Juni desselben Jahres im
Städtischen Krankenhaus unter dem Vorwurf der Selbstverstümmelung
inhaftiert.
Der Prozess fand am 31.
Juli in Nürnberg statt. Die Anklage forderte die Todesstrafe, das
Gericht entschied jedoch auf Freispruch. Borchert verblieb jedoch
weiterhin in Untersuchungshaft, da die zusammengetragenen belastenden
Indizien, insbesondere seine briefliche Korrespondenz mit ihrer
unverhohlen geäußerten Kritik, zu einer Anklage wegen Verstoßes gegen
das Heimtückegesetz führten. In einem zweiten Prozess wurde Borchert zu
acht Monaten Gefängnis verurteilt, jedoch auf Antrag der Verteidigung in
sechs Wochen verschärften Arrest mit anschließender so genannter
"Frontbewährung" umgewandelt.
Am 8. Oktober 1942
wurde Borchert aus der Haft entlassen. Er kehrte zum Ersatztruppenteil
in Saalfeld zurück und wurde dann nach Jena versetzt. Im November 1942
wurde er erneut an die Front versetzt und fungierte als Melder während
der Kämpfe um Toropez. Borchert erlitt bei den Einsätzen Erfrierungen
zweiten Grades an beiden Füßen, die im Feldlazarett behandelt wurden.
Darüber hinaus litt er an einem fieberhaften Infekt, anhaltender
Gelbsucht sowie dem Verdacht auf Fleckfieber, der sich jedoch nicht
bestätigte.
Im Januar 1943 wurde
Borchert in das Seuchenlazarett Smolensk verlegt, in dem er erfuhr, dass
täglich "ein halbes Dutzend Tote rausgetragen wurden". Wegen seiner noch
immer bestehenden Gehunfähigkeit wurde Borchert im März zur Genesung ins
Reservelazarett Elend im Harz überstellt, wo ihm auch Heimaturlaube
ermöglicht wurden.
Wenige Wochen nach dem
ersten Hamburg-Besuch fand Borchert die Stadt bei einem erneuten
Heimaturlaub im August 1943 durch Bombenangriffe weitgehend zerstört
vor. Nichtsdestotrotz bewahrte sich Borchert seinen Tatendrang und
seinen Humor. Er nutzte den Urlaub für die Erstellung von Gedichten über
seine Heimatstadt und für Auftritte mit komischen Versen im Kabarett
Bronzekeller.
Zurückgekehrt zu seiner
Einheit in Jena wurde Borchert, noch immer unter Fieberanfällen leidend,
für frontdienstuntauglich erklärt. Das Zeugnis seines Kompaniechefs,
demzufolge Borcherts komödiantische Einlagen im Krieg wiederholt die
Moral der Kompanie aufgerichtet hätten, ermöglichte die Versetzung zum
Fronttheater einer Truppenbetreuung.
Borchert selbst
verspürte eine gewisse Euphorie angesichts dieses bevorstehenden Ziels,
als er sich in der Nacht des 30. Novembers in einer Durchgangskompanie
in Kassel-Wilhelmshöhe befand und seinen Stubenkameraden in
ausgelassener Stimmung eine Goebbels-Parodie vorführte, die das
Sprichwort "Lügen haben kurze Beine" auf Goebbels' Klumpfuß bezog. Am
darauffolgenden Tag wurde er aufgrund einer Denunziation verhaftet und
in das Lazaretten-Krankenhaus in Jena überführt. Borchert zeigte sich
überrascht von der Heftigkeit der auf seine Darbietung folgenden
Reaktionen, da er sich noch an den in den Lazaretten vorherrschenden
offenen Ton und den Galgenhumor gewöhnt hatte. In einem Brief an seinen
Anwalt Curt Hager betonte er, dass er sich "keineswegs schuldig fühle
für so ein Staatsverbrechen", er habe "schlimmstens eine Dummheit"
begangen.
Im Januar 1944 kam
Borchert zur Untersuchungshaft ins Zellengefängnis Lehrter Straße in
Berlin-Moabit. Er litt unter den schlechten Haftbedingungen, sowohl was
die sanitären Zustände als auch was die Verpflegung betraf, und es wurde
ihm jedwede ärztliche Versorgung verweigert.
In einer Zelle saßen
fünf bis sechs Häftlinge, darunter sowohl politische Gefangene als auch
zivile Straftäter, und es kam wiederholt zu körperlichen
Auseinandersetzungen. Am 21. August wurde vor dem Zentralgericht des
Heeres die Verhandlung Borcherts durchgeführt. Er wurde wegen
Wehrkraftzersetzung zu einer Gefängnisstrafe von neun Monaten
verurteilt, wobei fünf Monate der Untersuchungshaft angerechnet wurden.
Das Urteil erlangte am 4. September Rechtskraft, und gleichzeitig wurde
Borchert "Strafaufschub zwecks Feindbewährung" gewährt. Seine Einstufung
als "bedingt kriegsverwendungsfähig" verhinderte einen erneuten
Fronteinsatz.
Die letzten
Kriegsmonate verbrachte Borchert in der Garnison in Jena. Als am 29.
März 1945 amerikanische Truppen Frankfurt am Main besetzten, kam es zu
einem letzten Einsatz der Einheit Borcherts, die sich jedoch bei
Frankfurt ohne Widerstand ergab. Während der Überführung in französische
Gefangenschaft gelang Borchert die Flucht vom Lieferwagen. Er setzte
seine Reise zu Fuß fort und erreichte am 10. Mai 1945, schwer krank und
völlig erschöpft, Hamburg.
Auch in der
Nachkriegszeit litt Borchert an verschiedenen Erkrankungen und einer
Leberschädigung. Nach einigen Versuchen, sich erneut als Schauspieler
und Kabarettist zu betätigen, blieb er ans Krankenbett gefesselt.
In dieser Zeit
entstanden zwischen Januar 1946 und September 1947 zahlreiche
Kurzgeschichten sowie innerhalb eines Zeitraums von acht Tagen das Drama
»Draußen
vor der Tür.
Ein Kuraufenthalt in
der Schweiz, den er aufgrund seiner Erkrankung absolvierte, sollte sich
als tödlich erweisen.
Borchert verstarb im
Alter von 26 Jahren an den Folgen seiner Lebererkrankung.
Zu Lebzeiten war er
durch die Radioausstrahlung seines Heimkehrerdramas im Januar 1947
bekannt geworden, doch sein eigentlicher Publikumserfolg setzte erst
nach seinem Tod ein, beginnend mit der Theateruraufführung von
Draußen vor der Tür am 21. November 1947, einen Tag nach seinem Tod.
(vgl.
Wikipedia)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
14.05.2025