1883 /
1889-93 /
1893-1901 /
1896 /
1901-1906 /
1902 /
1904-1905 /
1906 /
1907 /
1908 /
1909 /
1910 /
1911 /
1912 /
1913 /
1914 /
1915 /
1916 /
1917 /
1918 / 1919 /
1920 /
1921 /
1922 /
1923 /
1924

1883
3. Juli: Franz Kafka als ältestes Kind des jüdischen Kaufmanns Hermann Kafka (1852-1931)
und seiner Frau Julie geb. Löwy (1856-1934) in Prag im Haus »Zum Turm« geboren. Zwei
früh verstorbene Brüder: Georg (1885-87) und Heinrich (1887/88). Drei Schwestern: Elli
(1889), Valli (1890) und Ottla (1892), in Auschwitz ermordet. Häufige Wohnungswechsel der
Familie.
1889-93
Besuch der »Deutschen Knabenschule« (Volksschule) am Fleischmarkt.
1893-1901
»Altstädter Deutsches Gymnasium« im Kinsky-Palais.
1896
13. Juni: Bar-Mizwah (jüdische »Konfirmation«).
1901-06
Studium an der Deutschen Universität in Prag: erst zwei Wochen Chemie, dann Jura, im 2.
Semester Germanistik.
1902
Erste Begegnung mit Max Brod, dem späteren Herausgeber der Werke Franz Kafkas.
1904-05
Entstehung der Beschreibung eines Kampfes (Novelle), der ersten erhaltenen literarischen
Arbeit Kafkas. Die ersten regelmäßigen Zusammenkünfte mit den Freunden
Oskar Baum, Max
Brod und Felix Weltsch.
1906
Konzipient in der Prager Advokatur seines Onkels Dr. Richard Löwy. Staatsprüfungen.
18. Juni: Promotion zum Dr. juris. Rechtspraxis (Referendariat) beim Landgericht Prag bis
September 1907.
1907
Entstehung der »Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande« (Romanfragment).
Oktober: Aushilfskraft in der Versicherungsanstalt »Assicurazioni Generali« bis Juli
1908. Kurs für Arbeitsversicherung an der Prager Handelsakademie.
1908
Erste Veröffentlichung: Betrachtung (8 Prosastücke) in der Zeitschrift »Hyperion«.
Ende Juli: Eintritt in die »Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt
für das Königreich
Böhmen in Prag« als Aushilfsbeamter (Beförderungen: 1910 Konzipist, 1913 Vizesekretär,
1920 Sekretär, 1922 Obersekretär).
1909
September: Mit Max und Otto Brod nach Riva am Gardasee und zur Flugwoche in
Brescia. Die
Aeroplane in Brescia (Feuilleton), veröffentlicht in der »Deutschen Zeitung Bohemia«.
1910
Bekanntschaft mit Franz Werfel. Ferienreisen nach
Paris und Berlin. Beginn der
Tagebücher. Häufige Besuche von Theatervorstellungen einer ostjüdischen
Schauspieltruppe, die bis 1912 in Prag gastiert, und Beginn der Freundschaft mit dem
jiddischen Schauspieler Jizchak Löwy. Wachsendes Interesse am Judentum und
Zionismus.
1911
Längere Dienstreisen nach Nordböhmen und Ferienreise mit Max Brod in die
Schweiz, nach
Italien und Frankreich.
Reisetagebücher.
Beginn der Arbeit am Roman »Der Verschollene (Amerika)«.
1912
Ferienreise mit Max Brod nach Weimar, dann drei Wochen im
Naturheilsanatorium »Jungborn«
im Harz.
Vorbereitung der ersten Buchveröffentlichung: Betrachtung (18
Prosastücke) erscheint im
Dezember im Rowohlt-Verlag.
13. August: Franz Kafka lernt bei Max Brod die Prokuristin
Felice Bauer aus Berlin kennen.
20. September: Kafka beginnt mit dem Schreiben der
Briefe an Felice.
22./23. September: »Das Urteil (Eine Geschichte)« entsteht. Wiederaufnahme der Arbeit am
»Verschollenen« (2. Fassung, 1. Kapitel »Der Heizer« und fünf weitere Kapitel entstehen bis
zum Dezember).
November/Dezember: Niederschrift der »Verwandlung« (Erzählung).
4. Dezember: Kafka liest auf einem Prager Autorenabend zum ersten Mal öffentlich
»Das
Urteil« vor.
1913
Ostern: Erster Besuch bei Felice Bauer in Berlin, dem bis zum Juli 1914 sechs weitere
Besuche folgen.
September: Reise mit seinem Chef, Direktor Marschner, nach Wien zum Internationalen
Kongress für Rettungswesen und Unfallverhütung, dabei auch Besuch des XI.
Zionisten-Kongresses.
»Der Heizer« erscheint in der neuen, vor allem expressionistische Literatur fördernden
Buchreihe »Der Jüngste Tag«, »Das Urteil« in dem von Max Brod herausgegebenen
literarischen Jahrbuch »Arkadia«.
1914
30. Mai: Reise nach Berlin in Begleitung des Vaters zur
Verlobungsfeier mit Felice Bauer.
12. Juli: Aussprache mit Felice im Hotel »Askanischer Hof« in Berlin vor Zeugen und
Lösung des Verlöbnisses.
August: Beginn der Arbeit am Roman »Der Prozess«, zum ersten Mal allein in einem eigenen
Zimmer, zuerst in der Prager Bilek-Gasse (Wohnung der
Schwester Valli), dann in der
Nerudagasse (Wohnung der Schwester Elli).
Oktober: Entstehung der Erzählung »In der Strafkolonie«.
Wiederaufnahme des Briefwechsels mit Felice Bauer.
1915
Mitte Januar: Kafka schreibt an mehreren Werken gleichzeitig und gibt die Arbeit am
»Prozess« auf. Erstes Wiedersehen mit Felice Bauer.
März: Eigenes Zimmer in der Langen Gasse.
Mai/Juni: Zusammentreffen mit Felice Bauer.
»Die Verwandlung« erscheint.
Carl Sternheim gibt den
Fontane-Preis an Kafka weiter.
1916
14. April: Robert Musil besucht Kafka in Prag.
Juli: Mit Felice Bauer in Marienbad.
November: Mit Felice in München, wo Kafka »In der Strafkolonie« öffentlich vorliest.
Zimmer in einem von Ottla hergerichteten Häuschen in der
Prager Alchimistengasse; dort
entstehen bis April 1917 eine Reihe von parabolischen Erzählungen des Bandes
»Ein Landarzt«
(u. a. Auf der Galerie,
Das nächste Dorf,
Eine kaiserliche Botschaft).
1917
Kafka beginnt Hebräisch zu lernen.
Juli: Zweite Verlobung mit Felice Bauer in Prag.
9./10. August: Blutsturz. Kafka lebt
wieder bei den Eltern.
4. September: Lungentuberkulose diagnostiziert.
Zur Erholung nach Zürau (Nordböhmen), wo Ottla ein kleines Gut bewirtschaftet.
Entstehung der Aphorismen.
Weihnachten: Franz Kafka und Felice Bauer treffen sich in Prag:
endgültige Lösung des
Verlöbnisses.
1918
April/Mai: Nach Rückkehr aus Zürau wieder Büroarbeit. Dienstreisen, Gartenarbeit und
Erholungsurlaub.
Oktober/November: Schwer an Spanischer Grippe erkrankt.
Erholung in Schelesen (Nordböhmen). Weihnachten in Prag.
1919
Kafka lernt die aus einer tschechisch-jüdischen Handwerkerfamilie stammende
Julie Wohryzeck in Schelesen kennen und verlobt sich mit ihr, doch auch diese Verlobung wird
wieder gelöst (1920).
»In der Strafkolonie« erscheint.
November: »Brief an den Vater«.
Nach Dienstantritt bald wieder Dienstunfähigkeit wegen Krankheit. Der Band »Ein Landarzt«
erscheint.
1920
Januar/Februar: Entstehung der Aphorismen-Reihe Er. Kuraufenthalt in Meran.
Beginn des Briefwechsels mit der tschechischen Journalistin
Milena Jesenská, die seine
Dichtungen ins Tschechische übersetzt; Kafka besucht sie in Wien.
Nach einem Vierteljahr Bürodienst erneute Beurlaubung.
Ab Dezember bis August 1921 Kuraufenthalt in der Hohen Tatra.
Entstehung kürzerer parabolischer Erzählungen wie »Heimkehr« und
»Kleine Fabel«.
1921
Wiederaufnahme der Arbeit im Büro für zwei Monate, doch ab November dauernde Beurlaubung
vom Dienst.
Übergabe der Tagebücher der Jahre 1910 bis 1920 an Milena, die inzwischen nach Prag
umgezogen ist, und Beginn neuer Tagebuchaufzeichnungen.
1922
Januar: Kafka erleidet vor Schlaflosigkeit und Verzweiflung einen
Nervenzusammenbruch.
Dreiwöchiger Erholungsaufenthalt in Spindelmühle (Riesengebirge).
Ende Februar: Beginn der Arbeit an dem Roman »Das Schloss«, die Ende August nach einem
erneuten Zusammenbruch aufgegeben wird.
Entstehung der Erzählungen »Erstes Leid«, »Ein Hungerkünstler« und
»Forschungen eines Hundes«.
1. Juli: Pensionierung.
Erholung in Planá (Westböhmen), wo Ottla eine Sommerwohnung hat.
1923
Winter/Frühjahr: Kafka häufig krank im Bett. Intensiver Hebräischunterricht. Plan, nach
Palästina zu reisen.
Juni: Letzte Begegnung mit Milena.
Juli/August: Mit der Schwester Elli und ihren Kindern im
Ostseebad Müritz, wo Kafka im
Berliner Jüdischen Volksheim die in chassidischer Tradition erzogene und aus Polen
stammende Kinderhelferin Dora Diamant kennen lernt.
August/September: Mit der Schwester Ottla in Schelesen.
24. September: Übersiedlung zu Dora Diamant nach Berlin.
Entstehung der Erzählungen »Eine kleine Frau« und »Der Bau«.
Besuche in der »Hochschule für die Wissenschaft des Judentums« und Hebräischstudien.
1924
Februar: Verschlechterung des Gesundheitszustandes.
17. März: Mit Max Brod Rückkehr nach Prag, wo Kafka seine letzte Erzählung »Josefine,
die Sängerin oder Das Volk der Mäuse« schreibt.
Kehlkopftuberkulose wird festgestellt. Vom
Sanatorium »Wiener Wald« in Niederösterreich
kommt Kafka über die Universitätsklinik Wien am 19. April in das »Sanatorium Dr.
Hoffmann« in Kierling bei Klosterneuburg,
wo Dora Diamant und der seit 1921 mit ihm befreundete junge Arzt Robert
Klopstock ihn pflegen;
gestorben
am 3.6.1924 in Kierling
bei Wien;
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
14.11.2023