•
Szenenschema
Nach den Formkonventionen des so genannten Regeldramas (•
Lehre von den drei Einheiten) durfte ein Theaterstück nur an
einem einzigen Ort spielen (Einheit des Orts), nicht länger als 24
Stunden dauern (Einheit der Zeit) und nur eine einzige Haupthandlung
ohne Abschweifungen (Einheit der Handlung) haben.
• Friedrich Schillers
Drama • "Die
Räuber" kennt solche engen Grenzen nicht.
Das Drama besitzt 5 Akte, das aber in seiner Gesamtkomposition dem
pyramidalen
•
Modell des (aristotelischen) Dramenaufbaus wie beim Drama der
geschlossenen Form nicht folgt. Dies liegt nicht zuletzt an dem
Vorhandensein verschiedener parallel verlaufender oder einander
überlagernder Handlungsstränge, die einen jeweils anderen
Spannungsverlauf haben.
Der
•
Verlauf der dramatischen Handlung
in den "Räubern" lässt je nach den zugrunde gelegten
Unterscheidungskriterien Einteilungen in einer unterschiedlichen Anzahl
zu.
Die Haupthandlungen: Familien- und
Räuberhandlung
Von den
in den Räubern parallel verlaufenden und sich überlagernden Handlungen
stellen die so genannte Familienhandlung
des zugrunde liegenden konventionellen Familiendramas und die
Räuberhandlung die beiden
Haupthandlungen
dar. Sie haben jeweils ihre eigene Geschichte, bleiben aber auf
vielfältige Art und Weise aufeinander bezogen, auch wenn Schiller in
seinem Jugendwerk, wie die Forschung immer wieder bemängelt hat, die
Verknüpfung der beiden Haupthandlungsstränge nicht wirklich gelungen
ist. (vgl.
Scherpe (1979/21983, S.16, vgl.
Staiger
1967, S.252) Die Ursachen dafür sind komplex, dürften aber auch
darauf zurückzuführen sein, das Schiller "auf Effekte, auf überraschende
Wendungen und Kontraste" aus war, wie
Hellberg
(22007, S.53) im Anschluss an die Feststellungen
»Emil Staigers (1908-1987) betont. Und die Inszenierung des
Freiherrn Wolfgang Heribert Dalberg bei der Uraufführung des Stückes am
13. Januar 1782 am Mannheimer Hoftheater, der den "rebellischen Gestus
des Stücks" (Scherpe
(1979/21983, S.11) auf verschiedene Art und Weise nicht
zuletzt mit einem "August Wilhelm Iffland in der Rolle des Franz als
Virtuose des Schmerzes und der Raserei" (ebd.
S.12) durch das "Opernhafte, in dem sich das Hoftheater gefiel" (ebd.)
einebnen ließ, ließ mit der "gestische(n) Überzeichnung (...) nur das
Herzerreißende und Sentimentale übrig und keineswegs die Versinnlichung
des Gedankens, wie der Autor es gern gehabt hätte." (ebd.)
Neben diesen Haupthandlungen gibt es noch
Nebenhandlungen mit einem eigenen Gewicht, die aber in den
jeweiligen Hauptstrang eingebunden sind. So gibt es die in der
Räuberhandlung die Intrige •
Spiegelbergs gegen den Hauptmann
• Karl Moor und die
•
Kosinsky-Geschichte. Zudem könnte man noch
die Liebeshandlung von •
Karl und
•
Amalia als einen, allerdings
untergeordneten, Handlungsstrang ansehen.
Franz-Handlung
und Karl-Handlung
Unterscheidet man nach
Franz-Handlung
und Karl-Handlung, dann ordnen sich bestimmte Teile davon
entweder der Familien- oder Räuberhandlung unter.
Als beispielsweise
•
Karl sich im
•
dritten Akt entscheidet,
•
nach Franken zurückzukehren
(•
III,2),
dominiert in der Karl-Handlung wieder die Familienhandlung, wie
Mittelberg/Seiffert (1997, S.25) in ihrer
•
Strukturskizze
der Handlungsstränge darstellen:
(E =
Exposition,
eM =
erregendes
Moment, stH = steigende Handlung,
H = Höhepunkt(e) - P =
Peripetie, K =
Katastrophe
Mittelberg/Seiffert
(1997, S.25) räumen freilich auch ein, dass man die Handlung
auch so sehen kann, "dass die Höhepunkte beider Handlungsstränge am
Ende des • II. Aktes liegen und dass alles Folgende einer fallenden
Handlung gleichkommt, in die das
Moment der letzten Spannung eingebettet ist."
Ähnlich
sieht es wohl Michael
Hoffmann (1996, S.86), der behauptet: "Die
konventionelle Abfolge eines Dramas -
Exposition,
Intrige/Verwicklung,
Peripetie/Anagnorisis,
Katastrophe/Auflösung -
lässt sich in den Räubern problemlos wiedererkennen. Entsprechend dem Charakter des Dramas der
feindlichen Brüder haben wir es mit einer doppelten Exposition und
demzufolge mit einer doppelten Auflösung zu tun". (ähnlich auch
Hellberg
22007, S.43)
Zwei Komponenten der Räuberhandlung:
Räuberinterne Handlung und Rebellionshandlung
Eine
Unterteilung
in vier Handlungsstränge nehmen Cornelia
Zenner u. a. (2005, S. 42) im nachfolgenden Schaubild vor.
Es
differenziert
die Räuberhandlung dadurch dass es quasi eine
räuberinterne Handlung (= Räuberhandlung) von einer auf die
Gesellschaft als Ganzes gerichteten (Rebellions-)Handlung
(=Gesellschaftliche Handlung) unterscheidet.
Damit werden die oben
genannten Nebenhandlungen von •
Kosinsky und
•
Spiegelberg elementarer
Bestandteil der so definierten Räuberhandlung.
•
Szenenschema
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
01.11.2023
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