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Bausteine: Aichinger, Das Fenstertheater

Motive als Strukturelemente erkennen und beschreiben

Was und wie wird erzählt?

 
FAChbereich Deutsch
Glossar
Literatur Autorinnen und Autoren.... Ilse Aichinger Das Fenstertheater Aspekte der Erzähltextanalyse [ Bausteine Fragen und Arbeitsanregungen zum Text Anregungen zur produktiven Textarbeit Textpuzzle Ideen für den Titel und den Schluss: Kreative Lösungen miteinander vergleichen  ▪ Einen Parallelkonspekt erstellen Den Text in Sinnabschnitte gliedern und die Inhaltliche Gliederung herausarbeiten ▪ Ein Musterbeispiel zur Inhaltsangabe analysieren Die erzähltechnischen Mittel analysieren Die sprachlichen und rhetorischen Mittel analysieren Motive als Strukturelemente erkennen und beschreiben◄ ▪ Schritt für Schritt zur literarischen Charakteristik: Arbeitsschritte beim Schreiben jede/r für sich allein (produktorientiertes Schreiben) Schreibkonferenz Interpretationsskizze ] Links ins Internet Schreibformen Operatoren im Fach Deutsch
  

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Literarische Motive können allerlei: Sie strukturieren einen Text und beeinflussen, wie er rezipiert wird

Literarische Motive sind so etwas wie ganz allgemeine Vorstellungen über bestimmte Situationen oder Sachverhalte, die sich über unterschiedliche Dichtungen hinweg immer wieder zeigen. So kann z. B. das Insel-Motiv, die Vorstellung also, das jemand oder eine Gruppe von Menschen isoliert von anderen auf einer Insel leben, in allen möglichen literarischen Texten gestaltet sein. Und trotzdem beruht es auf einer in allen konkreten Gestaltungen gemeinsamen Grundidee darüber, was es ausmacht. Die Zahl literarischer Motive ist dabei fast unüberschaubar und Gegenstand einer eigenen wissenschaftlichen Teildisziplin.

Bei der schulischen Textinterpretation können literarische Motive eine wichtige Rolle spielen, auch wenn sie kaum auf einer text- oder gattungsübergreifenden vergleichenden Analyse beruhen dürften. Dafür müsste man verschiedene Gestaltungen des Motivs im Werk eines Autors bzw. einer Autorin, in den unterschiedlichen Literaturgattungen und zu verschiedenen Zeiten heranziehen.

So führt die Berücksichtigung literarischer Motive im schulischen Literaturunterricht häufig ein Schattendasein. Mit dem teachSam-Arbeitsbereich zum sogenannten ▪ Robinsonmotiv haben wir ein Beispiel die unterrichtliche Beschäftigung mit einem in der Literatur und den Medien immer wieder gestalteten Motiv zusammengestellt. Wen's interessiert ...

Was leisten Motive?

Motive werden von einem Autor bzw. einer Autorin eines literarischen Textes in der Regel sehr bewusst in einen Text "eingebaut". Werden sie vom Leser bei der Rezeption wahrgenommen, können sie bei jedem einzelnen Leser - bewusst oder unbewusst - Assoziationen aufrufen, die mit diesen Motiven verbunden werden. Oft sind dies auch Vorstellungen, die in der Gesellschaft in einer bestimmten Zeit über ein bestimmtes Phänomen weit verbreitet sind. In diesem Fall spricht man von Konnotationen.

In einer Erzählung können Motive darüber hinaus verschiedene Funktionen haben. Sie können

  • die Erzählung strukturieren, indem sie mehrmals oder immer wieder auftauchen und damit das, was da jeweils erzählt wird, miteinander in Beziehung setzen (tun sie das systematisch, spricht man von einem Leitmotiv)

  • ein Geschehen einfach nur veranschaulichen und damit gewissermaßen illustrieren

  • Spannung erzeugen

  • eine allgemeine und abstrahierte Richtung vorgeben, wie der Text nach Ansicht des Autors bzw. der Autorin verstanden und interpretiert werden kann (Steuerung und Lenkung der Rezeption)

Dass die Begriffe Thema, Stoff und Motiv häufig nicht einfach voneinander abgegrenzt werden können, sollte man im Umgang mit dem Begriff zumindest wissen.

Nicht nur Motive finden, sondern sie auch im Funktionszusammenhang beschreiben

Das Identifizieren von literarischen Motiven in einem literarischen Text ist kein Selbstzweck. Wer sich mit ihnen im Rahmen der schulischen Textinterpretation befasst, sollte sie in ihrer Funktion für das Textganze beschreiben können. Die schulische Motivanalyse ist also stets der Textinterpretation untergeordnet, zu der sie allerdings wichtige Beiträge leisten kann.

Wer also Motive in seiner Textinterpretation verwenden will, sollte stets danach fragen, welche Funktion(en) (s. o.) sie für das Textganze haben und sie unter Berücksichtigung dieses Aspekts beschreiben.

Natürlich sind die sprachlichen Mittel, die in einem Text zu finden sind, nicht gleichermaßen für die Gestaltung der Aussage von Bedeutung. Daher konzentriert man sich also am besten auf die sprachlichen, stilistischen und rhetorischen Mittel, deren Funktion einem klar ist und begnügt sich bei anderen mit knappen Randbemerkungen.

Motive, die in Ilse Aichingers Kurzgeschichte eine Rolle spielen

In  ▪ Ilse Aichingers Kurzgeschichte ▪ »Das Fenstertheater« spielen z. B. die Motive des Lichts, der Nähe und des Spiels eine größere Rolle.

Dabei werden diese Motive jeweils in einem Motivgegensatz verwendet.

  • Beim ▪ Motiv des Lichts kann man z. B. den Motivgegensatz von hell und dunkel gestaltet sehen.

  • Das Motiv der Nähe ist im Gegensatz zu dem der Ferne gestaltet.

  • Das Motiv des Spiels spielt in der Beziehung zwischen dem alten Mann und der Frau eine wichtige Rolle.

Motivgegensatz von Nähe und Ferne

Am Beispiel des Motivgegensatzes von Nähe und Ferne lässt sich zeigen, was damit gemeint ist und was es bedeutet:

Wohnung  der Frau im vorletzten Stock

Straße / Alles zu tief unten

weit weg vom pulsierenden Leben auf der Straße bzw. der Öffentlichkeit, private Zurückgezogenheit symbolisch für die Vielfältigkeit des Lebens, quasi Schnittpunkt des Lebens, nicht erreichbar, keine Teilhabe
Im Funktionszusammenhang beschreiben

An einem Beispiel soll demonstriert werden, wie die Beschreibung des Motivgegensatzes von Nähe und Ferne im oben dargestellten Funktionszusammenhang aussehen könnte:

Die Lebenssituation der Frau, die eingangs unvermittelt, wie dies bei einer Kurzgeschichte üblich ist, dargestellt wird, wird durch den Motivgegensatz von nah und fern unterstrichen. In ihren eigenen vier Wänden in der vorletzten Etage eines wohl höheren Wohnblocks lebt sie offenbar sehr zurückgezogen, hat wenig Kontakt zu Menschen außerhalb. Sie verlässt ihren Nahbereich, die Privatsphäre ihrer Wohnung so selten, dass sie neugierig auf alles, was Abwechslung in ihren so isolierten Alltag bringen könnte, sogar wünscht, dass der Wind ihr Neues zutragen könnte. Wo das Leben pulsiert, ist fern, die Straße, auf die sie von ihrem Fenster aus herunterblicken kann, liegt "zu tief unten" und Geräusche von dort, dringen nur wie ein allgemeines Rauschen von dort herauf an ihr Ohr. Ganz und gar alles, so bringt der Satz "Alles lag zu tief unten." auf den Punkt, alles, was für die Frau von Interesse sein könnte, was ihre Teilnahme am öffentlichen Leben ihres Viertels, symbolisch ein sozial eingebundenes Leben ausmacht, liegt in einer für sie unüberwindbaren Ferne, auch wenn sie räumlich nur die Treppen von ihrer Wohnung hinunter auf die Straße sie davon räumlich trennen. Einen Grund gibt es aber, die Grenze von nah und fern zu überwinden: Ihre Neugierde bei dem von ihr veranlassten Polizeieinsatz reiht sie ein in die namenlose Gruppe von Gaffern, die im Schlepptau des Überfallkommandos in die Wohnung des harmlosen alten Mannes von gegenüber eindringen.

Motiv des Lichts - verschiedene Formen der Annäherung

Wie oben erwähnt ist das Motiv des Lichts in seinem Motivgegensatz von Helligkeit und Dunkelheit ein weiteres Motiv in ▪ Ilse Aichingers Kurzgeschichte ▪ »Das Fenstertheater« .

Der Sprachgebrauch

Um die allgemeine Bedeutung des Lichtmotivs zu erkennen, gehen wir vom Sprachgebrauch aus und stellen einfach einmal in einer WordCloud Ausdrücke und Redewendungen zusammen, die auf verschiedene Bedeutungsaspekte des Begriffs Licht verweisen. Dies soll helfen, die Gestaltung und die Funktion des Motivgegensatzes von Helligkeit und Dunkelheit in der Geschichte Aichingers zu analysieren und im Funktionszusammenhang nach obigem Muster zu beschreiben.


Für größere Darstellung bitte anklicken!

Was verbinde ich / verbinden wir mit Licht und Dunkelheit?

Als Alternative oder Ergänzung bietet sich auch eine freie Assoziation zu dem Thema Licht und Dunkel (Helligkeit und Dunkelheit) an.

Sie kann z. B. als Brainstorming oder Clustering zum Thema jede/r für sich, in der Kleingruppe oder im Plenum mit einem gemeinsamen (stillen) Brainstorming oder Clustering an der Wandtafel (Dabei werden Kreidestücke an mehrere Schülerinnen und Schüler verteilt, die ihre Assoziationen, z. B. links Dunkelheit, rechts Helligkeit (Licht) an die Tafel schreiben. Sie geben die Kreide dann jeweils weiter, bis jede/r Schüler/-in "zu Wort gekommen" ist.)

Im Anschluss daran werden die Ergebnisse des Brainstormings im Plenum besprochen.

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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 16.12.2023

     
   
   Arbeitsanregungen:
  1. Untersuchen Sie am Text von ▪ Ilse Aichingers Kurzgeschichte ▪ "Das Fenstertheater", wie das Motiv des Lichts (hell und dunkel) gestaltet ist, was es bedeutet und welche Funktion es im Rahmen der Geschichte hat.
  2. Verfahren Sie in gleicher Weise mit dem Motiv des Spiels.
  3. Gestalten Sie nach dem Muster des obigen Beispiels zu einem der beiden zu untersuchenden Motive kurze Texte, die diese Motive in einen Funktionszusammenhang stellen.
 
 
 

 
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