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Bemerkungen
- Interpretationshinweise
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Er wagte es nicht, nach Hause zurückzukehren, betrat zum ersten
Mal seit vier Jahren wieder einen Spielsalon, in dem nach
Schulschluss Hochbetrieb herrschte. Das Geklingel und Geknatter
betäubte ihn, es gab nur noch wenige Flipperkästen,
das Tischfußballspiel, in dem er bis zur Matura an jedem
Mittwoch Nachmittag ungeschlagen blieb, stand unbenutzt in
einer Ecke, die meisten Jungen
saßen vor quadratischen Bildschirmen und
rammten mit ausdruckslosen Mienen Walfischen dicke Harpunen in die
Leiber, die berstend zerplatzten,
drückten auf rote Knöpfe und feuerten Torpedos auf Kriegsschiffe
und Unterseeboote ab, schossen
gegnerische Mittelstürmer mit explodierenden Fußbällen in die
Luft, versenkten Spione in Liftschächten und
knallten
sie von den Dächern der Wolkenkratzer.
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I.
Landolt betritt den Spielsalon
personal
gehaltener Erzählerbericht
Zeit
der Handlung:
Personaler
Erzähler fühlt sich beim Betreten des Spielsalons unbehaglich,
weil Atmosphäre verglichen mit seinen früheren Erfahrungen
verändert ist, was sich auch in den Gesichtern der Spieler
widerspiegelt;· weil Spielgeräte, an denen er sich früher einmal
vor anderen beweisen konnte, für die jetzigen Spielsalonbesucher
uninteressant geworden.
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Landolt
quetschte sich in die enge Fahrerkabine eines Rennwagens, warf den
Franken in den Schlitz, stellte den Geschwindigkeitshebel auf
medium
und umklammerte das Steuerrad.
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Übergang
aus der Realität des Spielsalons in die imaginäre raumzeitliche
Deixis des Computerspiels
Übergang
von fiktionaler "Realität" in fiktive Spielsituation·
bildlich bzw. "realer" Spielautomat: Rennwagen· Einwurf
der Münze·
Erzähltempus
Präteritum
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Als
die Karte mit der rot eingezeichneten Rennstrecke
erscheint, ertönen blecherne Fanfaren, auf dem Armaturenbrett
am Rande des Cockpits blinken große blaue Buchstaben auf average
speed 293 km one lap 6
km
ein kleines Flugzeug zieht von links nach rechts eine
Schrifttafel über den Startplatz hinweg, auf dem die Boliden
aufgereiht sind prepare
to qualify. Die Startflagge geht nieder und Landolt presst
den Fuß aufs Gaspedal, treibt die lahme Kiste mit Vollgas auf die
erste Kurve zu, bremst viel zu hart ab, der Horizont steht schief,
er klammert sich ans Steuerrad, schlingert mit geschlossenen Augen
auf die Strohballen am Rand der Kurve zu, die auseinanderspritzen
und den Wagen zurückwerfen. Die Leitlinie in der Mitte der Piste
wird zum weißen Strich, die schneebedeckten Vulkankegel vor dem
dunkelblauen Himmel schmelzen zu Girlanden zusammen, bei
Dreihundertzwanzig beginnt der Bolide zu vibrieren; er rast im
Zickzack weiter, verkrampft sich in die Speichen und stampft wütend
aufs Pedal, wenn ein anderer Wagen haarscharf an ihm vorüberwetzt
und ihm dicke Abgaswolken ins Gesicht pufft, die ihm für Sekunden
die Sicht vernebeln hurry
up sitzt wieder
in Helens knallrotem Cabriolet,
das er noch vierzehn Tage behalten darf, bevor sie wieder zu einem
ihrer Kerle zieht,
hämmert wieder mit der Faust aufs Lenkrad, will
die Karre wieder zu
Bruch fahren, reißt den Fahrthebel auf champion
hinunter und der Wagen hechtet nach vorn, schießt
haarscharf an der Reklametafel vorbei, die Vibrationen haben
aufgehört, Landolt sitzt in einer Rakete und malt elegante Bögen
aufs Pflaster, genießt es
wieder, wenn die Räder an den Randstein krachen
und knallt sich wieder
von der Seite der Straße auf die andere hinüber und freut sich
am aufschrillenden Dröhnen und Rumpeln der dicken Räder, die
er auf den rotweißen Asphaltrillen der Pistenbegrenzung so lange
rasiert, bis sich der Wagen verlangsamt und die anderen Boliden an
ihm vorüberschießen you’re
slow hurry up kann endlich überholen, schiebt sich langsam
an Jakobs Güllenwagen
vorbei, zwängt sich in die Kurve mit einem Ruck vor dessen
Kühlerhaube, stemmt sein Gewicht aufs Bremspedal, die Räder
schleifen funkenstiebend über den Asphalt und Jakobs
Karre fliegt im Bogen über die Kurve hinaus und explodiert
krachend in einem gezackten Feuerball bonus
bonus und Landolt rast weiter, trickst sich an Barbaras
aufgeplusterter Ente
und Idas Leichenwagen vorbei als erster in die Doppelacht, die er
pfeilgerade über Wiesen hinweg durchschneidet, und fliegt unter dem
Geschrei der Zuschauer auf den Tribünen über die Ziellinie hinweg you’re
qualified-prepare for competion |
II.
Spielrunde 1
Tempuswechsel
vom Präteritum zum Präsens: Übergang von Realität in Spielwelt,
imaginärer Zeitbegriff während des Spiels, indem es selbst doch so
sehr auf Zeit ankommt;
umgangssprachliche
Wendungen mit abwertendem Bedeutungsakzent: Kerle, Karre
Landolt
spielt in der gleichen Weise aggressiv wie die anderen Spieler um
ihn herum
zunehmende
Preisgabe der Regeln von Syntax und Zeichensetzung entspricht dem
Verlust der über das Spiel hinausgehenden raumzeitlichen Koordinaten
der fiktionalen Realität im Bewusstsein Landolts. |
Er
drückt den zweiten Franken zitternd
in
den Schlitz und schiebt sich millimetergenau gleich ins
vordere Drittel vor, hängt sich ans Hinterrad der Ente, jagt sie am
Ende der Startgeraden in die Linkskurve hinein, die sie gerade noch
schafft, drosselt das Tempo, hat auf einmal Zeit, braucht nichts
mehr zu überstürzen, weiß, dass bald die zweite Gerade kommt, lässt
ihr bei der Schikane den Vortritt, hängt sich an ihr
aufreizendes Heck, lässt sich nicht abschütteln und nicht
austricksen, zwängt sich nach der Schikane an ihr vorbei, trampelt
mit beiden Füßen aufs Pedal und haut mit den Fäusten you’re
winning aufs Lenkrad, bis er den Wagen näher an sie
heransteuern kann und sich seine Radnabe
langsam in ihre bohrt und sie bonus
bonus vor der nächsten Kurve abbremsen muss, übers Gras
schleudert und in einem Zackenblitz verdonnert; jetzt weiß er, dass
er unschlagbar
ist faster you’re winning
und als der Hornissenschwarm
der Weiber von hinten wieder über ihn herfällt und ihn
zwischen sich zerquetschen will, rammt
er seine spitze
Kühlerhaube frontal ins Heck des Leichenwagens bonus
bonus schleudert mit Powerplay zu Ruths
Panzerambulanz hinüber, knallt
bonus Rosas
Schlammsauger an die Reklametafel, ist endlich allein, rast
weiter übers Asphaltband ‑ und die weißen Kegelberge hüpfen
wie Kängurus vorbei, an deren Fuß eine Flagge langsam größer
wird, gelb wird, zu blinken beginnt slow
down slow down und der Wagen beginnt zu schlittern und zu
schleudern, die Öllache ist groß wie ein See, er stampft den
Bremshebel mit beiden Füßen fast durch den Boden der Kabine, überschlägt
sich und kracht bei den Boxen der Kabine kopfüber auf die
Leitplanken game over
you’re dead |
III.
Spielrunde 2
1.
Penetrationsbild (Erregung) = männliche Dominanz
Tempus
Präsens
a)
L. gewinnt Sicherheit im Spiel und gegenüber den in das Spiel
projizierten Personen seiner fiktionalen Realität
2.
Penetrationsbild:
-
rammt
Idas Leichenwagen
-
Ruth
(Panzerambulanz?) als Frau, die sich L. Penetrationswünschen
widersetzt und ihn wie einen Kranken behandelt;
-
Rosa,
die ihn mit ihrer Lust aufsaugt;
b)
L. fühlt sich "unschlagbar" wie ehemals an den Mittwoch Nachmittagen
vor der Matura);
c)
steigert sich in einen orgiastischen Zustand hinein, in dem er seine
Penetrationsphantasien als männliches Dominanzverhalten ausleben
kann
d)
Spiel endet allerdings ohne erfolgreiches Ausleben der Phantasien
Landolts: Landolt versagt (endgültig?)
Rezept
im Spiel die Oberhand zu bewahren über die Frauen misslingt |
Landolt
blieb noch
lange vor dem Bildschirm sitzen, auf dem unablässig neue Rennen
gestartet und ausgeblendet wurden, erhob sich mühsam und trat auf
die Straße hinaus. Es war Nacht
geworden. Nieselregen hatte eingesetzt, der Verkehr war verebbt. Er
lief im Laufschritt durch den Regen zur Telefonkabine hinüber,
wählte mehrere Nummern, bei denen sich niemand meldete, bis ihm
nichts anderes übrig blieb, als Hanna anzurufen. |
IV.
Tempuswechsel:
Präteritum
erzählte
Zeit: nach mindestens einem ganzen Nachmittag im Spielsalon, den er
ja nach Schulschluss betreten hat, kehrt L. in reale Zeit zurück
(nachts!).
Es
ist also auch während des Spiels sehr viel mehr Zeit vergangen als
die Spielsituation vorgibt. (imaginärer Zeitablauf)
Zeitraffung
im Erzählerbericht |
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
19.02.2023
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