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• Prozess gegen
Johann Heinrich Hochdörfer (1833)
»Johann Heinrich Hochdörfer
(1799-1851) zog eine Woche nach dem •
Hambacher Fest Bilanz:
"Der 27. Mai - er ist dem
armen unterdrückten Volke der Bürge geworden, dass der Gedanke der
Befreiung aus schmachvollem Drucke und bitterem Elende kein bloßes
Luftgebilde mehr sei, an dessen Verwirklichung das zagende Herz nicht
glauben dürfte: - in Städten und Dörfern vielmehr pflanzt es nun rasch und
einstimmig das Signal seiner nunmehr entschiedenen Ansprüche auf Recht und
Freiheit auf, mit dem festen Entschlusse zugleich, sein Recht und seine
Freiheit gegen jede Macht zu verteidigen [...] Mögen die volksverachtenden,
Recht und Freiheit des Menschen und des Bürgers zertretenden
Willkürherrscher samt ihren Handlangern die Augen öffnen und einsehen, auf
welchem Punkte sie stehen [...] Noch zwei solcher Eintrachtsfeste, und der
Tempel der Völkerfreiheit ersteht, ersteht auf solchen Säulen, auf solchem
Fundamente, dass alle Macht der Mächtigen nicht mehr im Stande sein wird,
auch nur ein Steinchen an demselben aus seinen Fugen zu rücken, geschweige
denn ihn in seiner Grundfeste zu erschüttern. Seht aber auch hier, ihr
Freunde der Freiheit, was unsere bisher zersplitterte Kraft zum großen und
heiligen Werke der Erlösung unseres deutschen Volkes aus der Knechtschaft
und der Erhebung unseres deutschen Vaterlandes zu Ansehen und Würde zu
einigen vermag. Nichts Äußeres ist es. Nein, es ist die tiefe, lebendige
und gemeinsame Begeisterung für Recht und Würde des Menschen und des
Bürgers. [...]
Glaubt nicht, dieser Weg zur Wiedergeburt unseres Vaterlandes sei zu
lange. Seht vielmehr auf die Riesenschritte, die unser Volk auf diesem
Wege zum Ziele seiner Emanzipation* bereits schon getan hat, und Ihr
werdet Euren Irrtum erkennen [...]
Das mutige Auftreten unseres Volks gegen den Despotismus hängt ab von dem
lebendigen Erkenntnisse und Gefühle seiner Rechte; seine entschlossene
Tatkraft zur Abwehr eines Angriffes - von dem Erkenntnisse und dem Gefühle
seiner Starke. - Besitzt es aber einmal das erstere, so wird ihm das
letztere gar leicht beizubringen sein; ja, es wird nur äußerst wenig Mühe
kosten, es bald von seiner völligen Unbesiegbarkeit zu überzeugen. [...]
Man beginne da, wo die Willkür, die unumschränkte Herrschergewalt die
Menschheit zertritt, wenigstens einmal den literarischen Kampf, den Kampf
der Petitionen und Reklamationen [...] man bekämpfe die Zensur, die
Geistesmörderei, mit entschiedener Festigkeit; man wage es, die Anmaßung
der Lohnknechte der Gewalt zu Paaren zu treiben, die gleisnerischen
Prediger der Ruhe, der Mäßigung, der Besonnenheit und dergleichen zum
Schweigen zu bringen, und die Bahn wird gebrochen sein, das Volk wird
erwachen [...]"
(aus: Der Bürger-Freund.
Ein Volksblatt für deutsche Nationalität und Völker-Freiheit
(Kaiserslautern, Redakteur H. Hochdörfer), Nr. 9 vom 2. Juni 1832, in:
Kermann (Hg.) 1990, S.49)
*wohl zu verstehen als Befreiung aus der Sklaverei
Biographische Autornotiz
»Johann Heinrich Hochdörfer
(1799-1851) geb. 28. Oktober 1799 in
Winzingen, protestantischer Pfarrer in Sembach in der Nordpfalz zwischen
1827 und 1834; Herausgeber liberaler und sozialrevolutionär orientierter
Zeitungen heraus; einer der Hauptredner auf dem Hambacher Fest;
deshalb unter Anklage gestellt und zwei Jahre in Kaiserslautern
inhaftiert; nach seiner Entlassung Schweizer Exil; in Genf bestimmender
Einfluss auf den Kreis des ''Jungen Deutschland'; 1848 Rückkehr in die
Pfalz; unter der Losung ''Kein Heil außer dem Sozialismus'', erschienen im
''Pfälzer Volksmann" (einer Neustadter Zeitung), Beteiligung an den
politischen Auseinandersetzungen; Entlassung aus dem Kirchendienst,
gestorben 28. Januar 1851 in Winzingen.
• Prozess gegen
Johann Heinrich Hochdörfer (1833)
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
12.10.2023