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Die
Muster, nach denen einzelne Personen allein leben, als Paare allein
zusammenleben oder als Paar oder als Einzelperson mit Kindern
zusammenleben werden als Lebensformen bezeichnet. (vgl.
(Keine) Lust auf Kinder, BiB 2012, S.20)
Was als Lebensform zu
gelten hat, kann dabei nach unterschiedlichen Kriterien festgelegt
werden. Das Bundesinstitut für Bevölkerungsentwicklung hat dafür ein
Schema entwickelt, das die folgenden vier Kriterien zugrunde gelegt:
(vgl. ebd.)
-
Bezug zur Ehe (verheiratet, nicht
verheiratet)
-
Partnersituation (allein oder mit
einem Partner leben)
-
Kindersituation (Kinder haben bzw.
kinderlos sein)
-
Haushaltssituation (eigener
Haushalt oder elterlicher Haushalt, im Haushalt zusammen bzw. in
getrennten Haushalten leben).


(vgl.
(Keine) Lust auf Kinder, BiB 2012, S.22)
Neben dem "einfachen" Begriff Lebensformen begegnet man häufig dem Begriff "moderne Lebensformen".
Seine sagen, dass der Begriff darauf
verweisen soll, dass sich das Leben der Familien seit den 50er- und 60er-Jahren
des vorigen Jahrhunderts so sehr verändert hat, dass man von einem
"grundsätzlichen Gestaltwandel" sprechen kann. Und dieser Wandel habe
Neues hervorgebracht, was man bisher so nicht kannte und lebte. (vgl.
Schneider 1995)
Was dabei Neuartiges herausgekommen ist, trägt
demzufolge auch zurecht das Attribut "modern", ist in diesem Sinne eine
Entwicklung unseres modernen Lebens. (vgl.
Schneider 1995)
Andere können mit dem Begriff nicht sonderlich viel anfangen, weil seine
Annahmen, historisch gesehen, mehr als fragwürdig erscheinen. Im Grunde
genommen sei die heutige Vielfalt von Lebensformen gar keine neue
Entwicklung der Moderne, sondern, historisch gesehen, eher eine
„Rückkehr zur Vielfalt“, wie sie früher durchaus schon einmal bestanden
habe. Nicht die Vielfalt an sich sei etwas Neues, sondern neuartig seien
(lediglich) die Motive und Umstände, die zu ihrer Entstehung in unserer
Zeit geführt haben. Die so genannten nichtkonventionellen Lebensformen,
streng genommen alle außer der auf einer Ehe gegründeten Form, sind
nämlich früher "infolge ökonomischer und sozialer Umstände häufig als
Notlösung entstanden und (waren) gesellschaftlich mehr oder weniger
unterprivilegiert"
(ebd.,
S.111). Heute hingegen entstünden diese Lebensformen häufiger auch nicht
auf der Grundlage freier Entscheidungen. (vgl. ebd.) Eine
letztendliche Wahlfreiheit, in welcher Lebensform man leben will, gibt
es nach dieser Auffassung eben bestenfalls für einen sehr geringen
privilegierten Teil der Gesellschaft. Was sich beim genaueren Hinsehen
herausstellt, sei vor allem zweierlei: G Gesellschaftlich seien
unterschiedliche Lebensformen heute eben sowohl vor dem Gesetz als auch
in den Einstellungen der Menschen zumindest dem allgemeinen Bekenntnis
nach sehr viel stärker akzeptiert als früher: Wer in einem allgemein
tolerierten Rahmen "anders" lebt, wird heutzutage nicht mehr so ohne
weiteres und mit Zustimmung einer Mehrheit und auch nicht in dem früher
üblichen Umfang diskriminiert.
Eine der wichtigsten Voraussetzungen für die heutige Entwicklung ist der
Gewinn der ökonomischen Unabhängigkeit der Frauen von den Männern sowie
veränderte Werte und Lebensstile, denen der/die einzelnen männlichen
oder weiblichen Individuen ihren Anspruch auf ein eigenes Leben und
eigenes Lebensglück biografisch umsetzen wollen. (vgl.
ebd., vgl.
Beck 1995).
Didaktisch ist der Begriff "Moderne Lebensformen" durchaus verwendbar,
wenn er einfach beschreiben soll, dass sich unter dem Einfluss
verschiedenster Aspekte des Strukturwandels eine Pluralität von
Lebensformen entwickelt hat, denen die Mitglieder der Gesellschaft
tolerant begegnen. Dabei sollen die Schülerinnen und Schüler lernen,
dass man die gleichberechtigte Existenz andersartiger mit der jeweils
selbst gelebten Lebensform anerkennen muss.
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Gert Egle. zuletzt bearbeitet am:
14.01.2023