Es ist einer der bekannten "»Geschichten
vom Herrn Keuner", von »Bertolt
Brecht (1898-1956):
Herr K. trifft einen Bekannten, dem er schon
längere Zeit nicht mehr begegnet ist. Der Bekannte sagt zu ihm: "Sie
haben sich gar nicht verändert.“ ´Wie in seinen Grundfesten
erschüttert, stößt Herr K. darauf hin ein "Oh!" als Antwort heraus
und "erbleicht". Keine feststellbare Veränderung in der ganzen Zeit,
keine Entwicklung. Einfach niederschmetternd für K. die Erfahrung,
dass man sich, wie schon »George
Herbert Mead (1863-1931) dargelegt hat, "nur mit den Augen der
anderen sehen kann" (Krappmann
1997, S.79) und nur über die Reaktionen der anderen auf das
eigene Verhalten die Frage beantworten kann: "Wer bin ich?"
Entwicklung
kann sich, wenn man dem handlungstheoretischen Ansatz der
Entwicklungspsychologie folgt, nicht passiv oder aktiv aus sich
selbst heraus vollziehen, wird aber genauso wenig nur von äußeren
Faktoren geprägt.
Die Entwicklung eines Menschen erfolgt stets "aus
dem komplexen Zusammenspiel innerer Entwicklungsdynamiken, äußeren
Gestaltungsfaktoren und der Eigengestaltungskraft der
heranwachsenden Person." (Fend
2003, S.208)
Findet Entwicklung statt, stützt sie sich auf
"Eigen-" wie "Fremdgestaltung".
Wie dies im Einzelnen aussieht,
hängt von der aktiven Selbstgestaltung ebenso ab, wie von der
Entstehung einer inneren Bereitschaft dazu (endogene
Voraussetzungen) und den Einflüssen der Umwelt (exogene
Voraussetzungen).
Die Umwelt ist dabei an der Entwicklung einer
Person so maßgeblich, und zwar aktiv mitbeteiligt, dass man von
einem Prozess des Ko-Konstruktivismus sprechen kann. (vgl.
ebd
2003, S.207ff.)
Wie innere und äußere Faktoren bei der Entwicklung "ko-konstruieren"
kann aufgezeigt werden, wenn man die inneren Entwicklungsprozesse
eines jungen Menschen in den Kontext der sozialen bzw.
sozialgeschichtlichen Bedingungen stellt, die während des
Aufwachsens in bestimmten Altersstufen von Bedeutung sind.
Im
Konzept der altersspezifischen Entwicklungsaufgaben wird dabei
deutlich, "wie sich die
Kompetenz der
Lebensbewältigung allmählich, also altersspezifisch aufbaut"
(ebd.,
S.210), die, wenn die Entwicklungsaufgaben erfolgreich bewältig
werden können, so etwas wie eine "lebenstüchtige Persönlichkeit" (ebd.,)
hervorbringt.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
23.05.2024