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zur Erfassung von Erstleseeindrücken
Schülerinnen und Schüler einer 11. Klasse haben sich zu dem Text
»Der
Verkehrsunfall« von
Robert Musil
wie folgt geäußert:
-
Dem Erzähler geht es in
seiner Geschichte nicht um einen Bericht über einen Unfall. Das lässt
sich sofort erkennen. Er kritisiert nämlich das Verhalten der Passanten,
die den Unfall mitbekommen. Zuerst sind sie kopflos, dann sichern sich
sich irgendwie ab mit Vorstellungen, die die Dinge irgendwie in Ordnung
bringen. Der Erzähler lehnt das Verhalten der Passanten klar ab. Mit
welchem Recht jedoch, muss man sich fragen. Denn auch er scheint ja nur
zuzusehen. Und nicht nur das. Er gafft nicht nur, sondern spioniert den
anderen Passanten geradezu hinterher. Dadurch wirkt er wie ein
unangenehmer Moralist.
-
Was hätten die Passanten denn
anderes tun können? Es ist irgendwie nicht einleuchtend, warum der
Erzähler sich so aufregt und das Geschehen so ironisch betrachtet. Man
kennt das doch. Wenn ein Unglück passiert, zieht einen dieses Geschehen
geradezu magnetisch an, und alles läuft einfach ab. Wenn man nicht
wirklich helfen kann, denkt man nach, vielleicht eben auch über das, was
– Gott sei Dank" so glatt abläuft und ist beruhigt. Vielleicht tut man
auch nur so. Soll man etwa losschreien und nichts tun? Was will der
Autor eigentlich?
-
Der Autor beschreibt einen
Verkehrsunfall. Er berichtet über die Ursache eines schweren Unfalls und
über die Rettung des Verletzten. Dazu beschreibt er noch die Leute, die
dem Geschehen zusehen. Der Bericht über den Unfall könnte fast so in der
Zeitung stehen, dann allerdings vielleicht nicht so ausführlich. Denn
Reporter haben für ihre Berichterstattung ja nicht so viel Zeit wie ein
Dichter.
-
Die Geschichte ist
gesellschaftskritisch. Und selbst ein Unfall kann Anlass dazu geben.
Dazu reicht schon ein Blick auf die beiden Hauptpersonen der Geschichte.
Die beiden höhergestellten Personen verhalten sich angesichts des
Unfalls kalt und unbarmherzig. Sie wollen mit dem Unfall nichts zu tun
haben. Ihnen geht es nur um ihre Ruhe, die sie mit allerlei künstlichen
Erklärungen über Ursachen und Hergang des Geschehens wieder herstellen
wollen. Musil aber lässt solche Entschuldigungen nicht gelten. Doch wen
kümmert das schon? Würden sie lesen, was der Autor geschrieben hat,
würde die Kritik genauso an ihnen abprallen wie das Geschehen am
Unfallort. Denn Leute solchen Schlages leben weiter mit ihren Initialen
an den Hemden.
(nach:
Frommer 1988, S.65)
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
20.10.2020
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