Da die Ursachen und
Gründe für
▪ Schwierigkeiten bei der Zeit- und Arbeitsplanung wirklich sehr
vielfältig sind, lohnt es sich auch einmal einen etwas genaueren Blick auf
das Thema "Aufschieben" von Aktivitäten und Aufgaben zu werfen.
Manch
einer ist ein geradezu gewohnheitsmäßiger "Aufschieber" und fühlt sich dabei
wie in einem Teufelskreis gefangen, den
Neil Fiore
(1991, S. 8) wie
folgt beschreibt:
"Wir fühlen uns überfordert und unter Druck gesetzt, wir fürchten das
Versagen und bemühen uns noch mehr, langsam wächst der Verdruss, wir
verlieren die Motivation und schieben unsere Aufgabe immer länger vor uns
her. Der Kreislauf beginnt mit dem Gefühl der Überforderung und endet mit
dem Versuch, dem Ganzen durch weitere Verzögerungstaktiken zu entfliehen.
Aber eine Flucht ist nicht möglich, solange man in diesem Teufelskreis
gefangen ist. Am Schluss lässt sich noch nicht einmal mehr die Freiheit
genießen, ohne dass man Schuldgefühle hat. Plötzlich wird jeder Augenblick,
der mit 'Spiel' oder sogar verhältnismäßig 'angenehmerer' Arbeit verbracht
wird, zu einer unangenehmen Ablenkung von dem, was man eigentlich tun
sollte."
Für wen das Aufschieben zu einem dauerhaften persönlichen Problem
geworden ist, kann dem mit Techniken des
▪ Arbeits- und Zeitmanagements
im Allgemeinen nur wenig entgegensetzen.
Hier sind Einstellungen der
Persönlichkeit des einzelnen zu beachten, die ihn zu einem
Verzögerungstaktiker machen. Grundlegend dafür ist die Erkenntnis, dass
solchen Aufschiebetechnikern nicht mit
weisen Ratschlägen wie "... Außer man tut es!", "Du schiebst doch alles nur
auf, weil du einfach zu faul bist", "Das Leben ist eben hart.", "Lernen muss
doch keinen Spaß machen!" geholfen ist.
Denn die Ursachen für das
dauernde Aufschieben von Aktivitäten und Aufgaben, mit denen viele zu
kämpfen haben, können in einer Vielzahl tiefer liegender Probleme zu suchen
sein (z. B. schwaches Selbstwertgefühl, Perfektionismus, Angst vor
Misserfolg oder sogar auch vor Erfolg, Unentschlossenheit ...).
Ein
kleiner Schritt, um dem Teufelskreis entkommen zu können, ist das Führen
eines so genannten Tagebuch des Aufschiebens, mit dem man auch im
Rahmen des Arbeits- und Zeitmanagements sinnvoll arbeiten kann, wenn es zu
andauernden Problemen kommt, denen man durch Planung einfach nicht beizukommen
weiß.
Dieses Tagebuch sollte folgende Informationen umfassen:
-
den Zeitpunkt, an dem Sie eine bestimmte Aktivität oder Aufgabe
aufgeschoben haben
-
die Aktivität oder Aufgabe, die Sie aufgeschoben haben und deren
Priorität im Sinne der
•
ABC-Analyse oder der
• Prioritätenliste
-
die Gedanken und Gefühle, die Sie haben, wenn Sie an die Aufgabe oder
Aktivität denken
-
den Grund für das Aufschieben
-
die Art der Verzögerungstaktik, die Sie angewendet haben
-
Ihre Versuche und Bemühungen, mit Ihrer Nervosität fertig zu werden
oder diese zu verringern und
-
die daraus resultierenden Gefühle und Gedanken, die Sie dabei haben
(vgl.
Fiore 1991, S.53)
Das Tagebuch des Aufschiebens kann helfen,
-
bestimmte
Verhaltensmuster, die Ihnen bis dahin gar nicht bewusst waren,
freizulegen
-
die Art von
Situationen, die sie zum Aufschieben verleiten, genauer zu sehen
-
die belastenden
Gefühle und Gedanken, die Sie zum Aufschieben veranlassen, wahr- und
damit ernst zu nehmen
Wenn Sie das Tagebuch ein paar Tage hintereinander (oder
auch länger) führen, werden Sie schnell feststellen, wie sich durch das
Aufschieben allmählich ein unglaublicher Druck aufbaut, da Sie sich mehr
und mehr von Ihrer Aufgabe überfordert sehen.
Dies und das andere sich
bewusst zu machen, ist das Ziel dieses Tagebuchs. Zugleich eröffnet es
Chancen, aus dem oben genannten Teufelskreis herauszukommen.
Gert
Egle, zuletzt bearbeitet am:
11.01.2024