Schreibprobleme haben viele Ursachen
Probleme die beim Schreiben auftreten können
vielfältige Ursachen haben, die z. T. auch persönlichkeitsbedingt
sind. Dennoch gibt es auch eine ganze Reihe von anderen Ursachen,
die auf Schwierigkeiten beruhen, die während des Schreibprozesses
auftreten und die nicht unbedingt persönlichkeitsbedingt sind.
Die Forschung kennt verschiedene (kognitive) Ursachen
für Schreibblockaden
Auf der Grundlage der
empirischen Forschungen von Mike
Rose (1984/2009, S. 4ff., zit. n.
Girgensohn/Sennewald 2012, S.43f.)
lassen sich sechs verschiedene
Ursachen von
Schreibblockaden unterscheiden.
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Zu starre, unangemessene und falsche Anwendung von Regeln während des
Schreibprozesses Sprachliche, formale oder prozessbezogene Schreibanweisungen werden ohne
Anpassungen an eigene Schreiberfahrungen und -strategien befolgt.
Beispiel: Wer am liebsten in knappen Hauptsätzen
schreibt, kann, wenn er / sie schon beim
ersten Textentwurf seine Sätze länger und mit einem variablen Umgang von
Hauptsätzen und Hauptsatz-Nebensatz-Konstruktionen gestalten
will, beim Schreiben ins Stocken geraten.
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Nicht
haltbare Alltagshypothesen über das Schreiben stehen dem Anfangen
oder Fortsetzen des Schreibens im Wege
Nicht-Ok-Botschaften wie "Schreiben liegt mir einfach nicht"
rechtfertigen die Schwierigkeiten und verstellen den Blick auf
Lösungsmöglichkeiten. Beispiel: Manche vertrauen auf
einen das Schreiben inspirierenden Moment, der u. U. nicht
eintritt.
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Zu frühzeitige
Überarbeitung des Textes im Schreibprozess Der Text wird
beim Schreiben selbst andauernd und fortlaufend mit
Nachträgen,
Korrekturen,
Verbesserungen,
Umsetzungen
und Neufassungen)
überarbeitet. Dies
kann zur Folge haben, dass der Überblick über das Textganze und unter
Umständen der rote Faden verloren geht.
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Geeignete Planungs- und Argumentationsstrategien fehlen oder vorhandene werden nicht flexibel genug gehandhabt Ohne (Vor-)Wissen zum Thema und die Art und Weise, wie man es
angehen kann bzw. muss, kann man
Schreibaufgaben meistens nicht
bewältigen. (deklaratives
und prozedurales Wissen)
Beispiele: Wer nicht weiß, was das
Wesentliche eines Textinhaltes ausmacht und wie man es
"ermittelt", wird an schulischen Schreibaufgaben zur
Inhaltsangabe mit
hoher Wahrscheinlichkeit scheitern
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Widersprüchliche Regeln, Vorannahmen und Planungsstrategien werden
befolgt Ein schematisches Befolgen stilistischer Regeln kann z. B.
beim sogenannten
wissenschaftspropädeutischen Schreiben in der Schule dazu führen, dass
der Schreibfluss immer wieder stockt. Beispiel: Das kann passieren, wenn ein Schreiber die
Aufforderung, sowohl "Ich-Formen" als auch das Passiv zu
vermeiden, gleichzeitig umsetzen will. Wenn ein Schreiber in
einem solchen Fall nicht über die erforderliche
Formulierungskompetenz
verfügt, die ihm einen flexiblen Umgang mit den stilistischen Vorgaben
ermöglicht, steht er vor größeren Problemen.
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Unzutreffende Beurteilung des eigenen Schreibens
mit unpassenden
oder falsch verstandenen Kriterien Manchmal kommt es auch vor,
dass man bisher gemachte Schreiberfahrungen und / oder
verinnerlichte (internalisierte) Beurteilungen der
eigenen Texte durch Dritte im positiven wie negativen Sinne
falsch einschätzt. Das kann zu
unangemessenen Ansprüchen an das eigene Schreiben führen und damit den
Schreibprozess blockieren.
Für Gisbert
Keseling (2004) sind Schreibstörungen ebenfalls kognitive
Störungen, die meist auf ineffektive Schreibstrategien zurückzuführen
sind. Dabei betont er die Unterschiede von Schreibschwierigkeiten und Schreibblockaden:
Erstere seien meistens Ausgangspunkt der letzteren (vgl.
ebd. S.19). Die Untersuchungen und Erfahrungen, die Keseling
mit Studierenden im Zusammenhang mit Semester- oder
Abschlussarbeiten machte, lässt ihn von fünf unterschiedlichen
Typen
von Schreibblockaden ausgehen.
» Fragebogen zur
Selbsterkundung Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
11.01.2024
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