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Schillers Verhältnis zur Französischen Revolution (1789-1799)

Überblick

 Schillers Verhältnis zu verschiedenen Strömungen seiner Zeit

 
FAChbereich Deutsch
Glossar Literatur Autorinnen und Autoren Friedrich Schiller
Biographie Kurzbiographie Leben in Personen und Begegnungen ( Personenregister) Die Eltern: Johann Caspar und Dorothea Schiller Frühe Kindheit (1759-66) ▪ Kindheit und frühe Jugend (1767-73) In der Karlsschule (1773-1780) ▪ Biographische Konzepte Schillers Verhältnis zu verschiedenen Strömungen seiner Zeit [ Schiller und die Französische Revolution (1789-1799) Überblick ] Bausteine Werke Bausteine Links ins Internet ...   Schreibformen ● Operatoren im Fach Deutsch
 

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Französische Revolution 1789-1799
Ursachen der Revolution
Verlauf der Revolution
Die Errichtung der Republik 1792
Jakobiner und Sansculotten 1793/94

Historischer Hintergrund der Weimarer Klassik (1786-1806)
 ▪ Frankreichbild in Deutschland or und nach der Revolution von 1789
 
Deutsche Intellektuelle und die Französische Revolution 1789-1794

Das Verhältnis ▪ Friedrich Schillers zu den revolutionären Ereignissen in Frankreich vor, während und nach der ▪ Französischen Revolution (1789-1799)  Haltung hat sich, wie das zahlreicher anderer deutscher Intellektueller auch, im Zuge des Fortgangs der Revolution und ihrer Gewaltexzesse verändert.

Schiller war auch zu Beginn der Revolution kein glühender Revolutionsanhänger, hat aber die Ereignisse, über deren Verlauf er sich im »Journal de Paris (1777-1840) regelmäßig informierte, zumindest anfangs durchaus wohlwollend betrachtet. In der ersten französischen Tageszeitung, die ab 1789 eine Beilage über die französische Nationalversammlung enthielt, erschienen auch sonst, nur einmal kurz für ein paar Monate wegen eines Druckverbots (10.8.-1.12.1792) unterbrochen, viele politische Artikel über das Geschehen in Paris und Frankreich.

Schiller teilte aber, auch wenn er die Ereignisse in Frankreich zunächst "mit einiger Sympathie" (Alt, Bd. II 2004, S.112) verfolgte, den "ungebremste(n) Enthusiasmus, mit dem der Bastillesturm, die Festsetzung des Königs und das Engagement der Nationalversammlung" (ebd., S.114) von Publizisten wie  z.B. »Joachim Heinrich von Campe (1746-1818), »Georg Forster (1754-1794), »Georg Friedrich Rebmann (1768-1824), »Karl Friedrich Reinhard (1761-1837) oder »Georg Kerner (1770-1812) aufgenommen wurde, in dieser Form nicht. Während diese sich auf den Weg nach Paris machten, um als Augenzeugen dort dabei zu sein, verharrte Schiller wohl zunächst in einer Art wohlwollender Distanz, während Goethe in Weimar die ganze Sache von Anfang an mit einer größeren Skepsis betrachtete.

Schiller, der politisch nach den eigenen leidvollen Erfahrungen, die er mit dem absolutistischen Despotismus in seiner Jugend im ▪ Württemberg von Herzog ▪ Carl Eugen (1728-1793) gemacht hat, allen Grund dazu gehabt hätte, grundlegende gesellschaftliche Umwälzungen zu befürworten, verharrte in zum Teil widersprüchlichen Ansichten über den »aufgeklärten Absolutismus (vgl. Berghahn 2007, S.580)

Ihm, dem, wie anderen bürgerlichen Autoren der Zeit auch, die "Idee einer konstitutionellen Monarchie" (Hofmann 2003, S. 32) am meisten einleuchtete, passte es nicht, wenn sich politische Auseinandersetzungen auf die Straße verlegten und dort gewalttätig eskalierten. (vgl. Alt, Bd. II 2004, S.123)

Was passieren konnte, wenn das Volk die Sache selbst in die Hand nahm, hatten ihm schon die gewalttätigen Auseinandersetzungen in der ersten Phase der Revolution vor Augen geführt. Wie er sie erlebt und als "Ochlokratietrauma" (Zelle 2005, S.412) (»Ochlokratie = Pöbelherrschaft, in der eine Masse ihre politischen Entschlüsse als Mehrheit oder durch Gewalt durchsetzt) verarbeitet, ist wohl einer der Schlüssel dafür, dass sich Schiller von der Revolution abwendet.

Was Schiller an der Revolution so schockiert, ist "die dionysische Entgrenzung der Volksmassen – darunter namentlich diejenige der Frauen" (ebd.). Was er über ▪ den Marsch der  Frauen nach Versailles am 6. Oktober 1789 erfährt, kann er nicht wie die von der Revolution Begeisterten einfach als Kollateralschäden eines grundsätzlich zu bejahenden revolutionären Prozesses werten.

Mit dem Schlachtruf "Versailles schlemmt, Paris hungert" waren die meist aus dem Arbeiterviertel Saint-Antoine stammenden Frauen (»Poissarden = Fischweiber), mit Spießen und Kanonen bewaffnet und dabei von Tausenden »Nationalgardisten unterstützt, zum königlichen »Schloss nach Versailles marschiert. »Ludwig XVI. (1754-1793), der die Frauen empfangen muss, sagt Lebensmittellieferungen zu, unterschreibt die »Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte vom August des gleichen Jahres, stimmt der Abschaffung der Adelsprivilegien zu und erfüllt damit Forderungen der Nationalversammlung. Die Frauen, die über Nacht in Versailles ausharren, dringen am nächsten Morgen gewaltsam ins Schloss ein und zwingen den König, nach Paris umzuziehen. In einem großen Triumphzug ziehen alle gemeinsam nach Paris. Der König lebt fortan in den »Tuilerien, seinem Stadtschloss in Paris.

Schiller erfährt über die Geschehnisse u. a. wahre Horrorgeschichten, die sich historisch nicht verifizieren lassen. So schreibt ihm »Charlotte von Lengefeld (1766-1826), ab 1790 seine Ehefrau, dass sie in einem Brief ihres Schwagers »Friedrich Wilhelm Beulwitz (1755-1829) aus Frankreich, von dem man nicht weiß, ob er das ganze "mit Angstlust imaginiert" (Zelle 2005, S.413) hat, davon gelesen habe, wie einige Frauen einem erschlagenen Soldaten der königlichen Leibwache das Herz herausgerissen und sein Blut aus Pokalen getrunken hätten. "Es wäre weit gekommen,", so fügt sie hinzu, "wenn sie so sehr ihre Weiblichkeit vergessen konnten." (zit. n. ebd.) Im Übrigen wird das mehr oder weniger gleiche barbarische Verhalten auch Frauen während der Septembermorde 1792 nachgesagt, nur dass ihre Opfer dabei ermordete Aristokraten gewesen sein sollen. (vgl. Bluche 1986, S.100-102)

Dem "mythische(n) Schema bacchantischer Mänaden" (ebd.) konnten sich Friedrich und Charlotte wie andere Zeitgenossen auch offenbar kaum entziehen, wenn es darum ging alle diese ihnen zugetragenen furchtbaren "Geschichten" irgendwie einzuordnen. So könnte sich zumindest erklären, dass der "Bacchantinnentopos der Pariser Poissarden" ihm wie eine "anarchische Triebentfesselung" (ebd., S.414) vorkommt, die ihn vor der zerstörerischen Menschennatur regelrecht zurückschaudern lässt.

Der Topos der Bacchantinnen geht auf die griechische Mythologie zurück. Sie sind Begleiterinnen des Gottes »Bacchus bzw. »Dionysos, dem Gott des Weines und des Rausches. Bacchantinnen sind Teilnehmerinnen, sogenannte »Mänaden, einer Kultfeier (Orgie), in deren Verlauf Dionysos in Raserei Mania (μανία) verfällt. Wie der Gott waren auch die Bacchantinnen, wenn sie tranken,  völlig außer sich in einem Taumel von Wahnsinn, durchstreiften die Wälder, töteten Tiere, die sie regelrecht zerrissen. Und der Mythologie nach wurde auch »Pentheus auf dem »Kithairon von seinen Tanten »Ino und »Autonoë und seiner Mutter »Agaue, die ihn, da er sich verkleidet hatte, um die Mänaden zu belauschen, für ein wildes Tier hielten, in einem bacchantischen Rausch zerfleischt.

In jedem Fall haben Friedrich Schiller solche Berichte und Berichte von anderen gewalttätigen Exzessen, die das Klischee des Bacchantinnentopos bestätigten, während der Revolution so sehr beschäftigt, dass er noch zehn Jahre später in seinem ▪ Lied von der Glocke (1800) von "Weibern" sprach, die zu "Hyänen" werden "Und treiben mit Entsetzen Scherz, / Noch zuckend, mit des Panthers Zähnen, / Zerreißen sie des Feindes Herz." (Alt, Bd. II 2004, S.122).

Was Schiller schon frühzeitig im Zusammenhang mit den Entwicklungen der Französischen Revolution umtreibt, sind nicht die ideologischen Fragen oder die konkreten politischen Konfliktlösungen, sondern die anthropologischen Konstanten, die sich in ihren Extremen zeigten. So gesehen scheitert die Französische Revolution nach Ansicht Schillers auch nicht an bestimmten konkreten Gewalttaten, selbst wenn ihn diese natürlich abgestoßen haben.

Dazu zählten auch die »Septembermorde (frz. Massacres de Septembre) des Jahres 1792, einer Massenhysterie der weit mehr als tausend inhaftierte Revolutionsgegner in einem Blutrausch ihrer Mörder und Mörderinnen zum Opfer fielen. Und dazu kamen, so geht es in die frühe Geschichtsschreibung zur Französischen Revolution ein, die vielen tausend Gaffer*innen, die sich aus den Schlächtereien ein Vergnügen, eine Belustigung und ein Schauspiel machten. (vgl. Michelet 1847-53, dt. 1931, S.59) Sie "beobachteten mit Interesse, auf welche Art ein jeder lief, schrie und niederfiel, den Mut, die Feigheit, der der und der gezeigt hatte und urteilten als Kenner. Vor allem die Frauen fanden großes Gefallen daran; war ihr erster Widerwillen einmal überwunden, so wurden sie zu schrecklichen, unersättlichen Zuschauern, wie rasend vor Lust und Neugier." (ebd.,S.59f.)

Und auch die öffentliche Hinrichtung »Ludwigs XVI. (1754-1793) am 21. Januar 1793 hat letzten Endes Schiller nur in seinen Annahmen über die anthropologischen Ursachen dieser Gewaltexzesse bestätigt. Allerdings war er offenbar gewillt, sich aus Abscheu vor dieser Tat, öffentlich zu positionieren und für die Verteidigung des Königs das Wort zu ergreifen.

Am 26. August 1792 wird Schiller als einer von 17 Ausländern, darunter »Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803), »Joachim Heinrich von Campe (1746-1818), »Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827) und »George Washington (1732-1799), dem 1. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, von der Pariser Nationalversammlung zum Ehrenbürger ernannt. Die Abgeordneten wollten damit eine dem Autor aufgrund seiner Dramen ▪ Die Räuber (1781), »Die Verschwörung des Fiesco von Genua (1782) und »Don Karlos (1787) zugeschriebene revolutionäre Grundhaltung und Sympathie für die Französische Revolution ehren. 1792 war er durch die Räuber-Bearbeitung des Elsässer Dramatikers »Jean Henri Lamartelière (1761-1830) in Paris bekannt geworden, wo das Stück unter dem Titel Robert chef de Brigands mit nur ein paar wenigen Änderungen, "um Karl Moors radikale Auflehnung gegen die Gesellschaft in ein Musterdrama für jede Revolution umzuformen" (Berghahn 2007, S.579) ein Publikumserfolg war. (vgl. Alt, Bd. II 2004, S.125)

Mit der Eröffnung des Prozesses gegen den König am 11. Dezember 1792, den »Louis Antoine de Saint-Just (1767-1794) – er wird dem König gemeinsam mit seinem Freund »Maximilien de Robespierre (1758-1794) nur eineinhalb Jahre später am 9. Thermidor (27. Juli 1794) auf die Guillotine folgen – schon vorher öffentlich schuldig gesprochen hatte, stellt sich Schiller dezidiert gegen die Revolutionäre in Frankreich. (vgl. Alt, Bd. II 2004, S.120) Er beginnt sogar an einer Verteidigungsrede für Ludwig XVI. zu arbeiten, weil er irgendwie naiv, sicher auch im Bewusstsein davon, dass ihm unlängst die französische Ehrenbürgerschaft von der Nationalversammlung verliehen worden war, daran glaubt, als "deutscher Schriftsteller, der sich mit Beredtsamkeit über diese Streitfrage erklärt", "einigen Eindruck" "auf diese richtungslosen Köpfe machen" zu können. (zit. n. ebd.) Für eine Weile überlegt er sogar, zusammen mit »Wilhelm von Humboldt (1767-1835) selbst nach Paris zu reisen  "und durch einen Auftritt vor der Nationalversammlung die Position des Königs zu stärken."  (ebd.), S.121) Jetzt scheint ihm jedenfalls die Zeit gekommen, "wo man", wie er in einem Brief am 21. Dezember 1792 an seinen Freund »Christian Gottfried Körner (1756-1831) schreibt, "öffentlich sprechen muss." (zit. n. Safranski 2004, S.363)

Was er dafür aufgeschrieben hat, ist leider nicht erhalten. Und so lässt sich mit Safranski  (2004, S.363) nur spekulieren, was er als "Republikaner im Sinne Montesquieus" (ebd.) wohl der französischen Nation hätte sagen wollen: "Herrschaft der auf Menschenrechte gegründeten Gesetze statt persönlicher Willkür. Diese Herrschaft der Gesetze war auch in der konstitutionellen Monarchie möglich, für sie hätte er wohl Partei ergriffen, gegen Willkür und Pöbelherrschaft unter dem Deckmantel der Demokratie. Das Vorgehen des Nationalkonvents gegen den König, für den Schiller sonst wenig Sympathie empfand, was für ihn ein schlimmes Beispiel für die Tyrannei der Mehrheit. Daher wäre Schiller in seiner Denkschrift zwar für die Freiheit eingetreten, hätte aber ihre strenge Bindung an Recht und Gesetz eingefordert." (ebd.)

Als sich der Prozess gegen den König in Paris aber zusehends gegen den König wendet und die Nationalversammlung mit 70 Stimmen Mehrheit den Weg für die Hinrichtung des Königs freimacht, gibt er das Vorhaben auf, resigniert und äußert sich vollkommen verbittert über den Willkürakt dieser "elenden Schindersknechte". (zit. n. Alt, Bd. II 2004, S.122) Schillers Haltung zur Revolution, die anfangs durchaus wohlwollend gewesen sein mag, sich aber schon nach den ersten Gewaltexzessen in Frankreich  gewandelt hatte, ist damit an einem grundsätzlichen Wendepunkt angelangt.

Aber auch schon zuvor hatte er das revolutionäre Intermezzo der ersten Republikgründung auf deutschem Boden im Schutz französischer Bajonette, die so genannte »Mainzer Republik (1792/93), in der »Georg Forster (1754-1794), den er bis dahin als Prosaschreiber, Naturforscher, Weltreisenden und Aufklärer, durchaus zu schätzen weiß, und vor allem sein Freund »Ludwig Ferdinand Huber (1764-1804) eine führende Rolle spielten, schon klar abgelehnt. (vgl. Safranski 2004, S.365) Dabei hatte Schillers Verurteilung seines Freundes aber auch persönliche Gründe, da dieser mit Georg Forsters Ehefrau »Therese Forster (1764-1829), geb. »Heyne, die er später nach dem Tod Forsters heiratet, ein Verhältnis hat, und dafür seine langjährige Verlobte »Dora Stock (1759-1832), einer Schwägerin »Christian Gottfried Körners (1756-1831), für die Schiller Partei ergreift, sitzen lässt. Dabei geht "Schillers Groll gegen Huber" aber, wie Safranski (2004, S.366) betont, "über das Persönliche hinaus. Er nahm ihn als Beispiel dafür, dass die gegenwärtige Revolution nicht die innerlich freien Menschen anzieht, sondern [...] getriebene und umgetriebene Menschen, nicht charakterfest genug, um ihr Leben in Ordnung zu bringen."

Schiller sieht wohl in alldem nur noch die Bestätigung seiner anthropologischen Annahmen (vgl. Zelle 2005, S.414). Seine politische Schlussfolgerung: "Bevor man dem Bürger eine Verfassung geben könne, [...] müsse man vielmehr für die Verfassung Bürger erschaffen." (ebd., S.415)

Das Mittel und der Weg dazu: Schillers mit universellem Anspruch vertretenes ▪ Konzept der ästhetischen Erziehung des Menschengeschlechts, das "von der Erfahrung der Französischen Revolution unablösbar (ist)". (Plumpe 1993, S.109)

Überwunden werden kann nach Schillers Konzept diese verhängnisvolle Kettung menschlichen Handelns an seine destruktiven Triebe nur durch Erziehung des Menschen, die den "rohe(n) gesetzlosen Triebe(n)" der "niedern Klassen", "die sich nach aufgelöstem Band der bürgerlichen Ordnung entfesseln und mit unlenksamer Wut zu ihrer tierischen Befriedigung eilen"  (Schiller, Über die ästhetische Erziehung, 5. Brief) ebenso entgegenwirken muss, wie der »Erschlaffung der Kultur in den »zivilisierten Klassen«, damit der Mensch im aufgeklärten Zeitalter nicht noch über den jederzeit möglichen Rückfall in seine tierische Natur ins »Teuflische« hinabstürzt. (vgl. (vgl. Zelle 2005, S.414))

Sein Konzept der ▪ ästhetischen Erziehung, das groß angelegte Programm seiner Volks- und der Fürstenerziehung, trägt diesen Grundüberzeugungen Rechnung.

Indem er z. B. wie mit seinem Drama »Don Karlos (1786) den Fürsten einen Spiegel vorhielt, wenn sie ein aufgeklärtes Image pflegten, "ohne den universellen Ideen von menschlicher Freiheit und Würde gerecht zu werden" (Berghahn 2007, S.581), zeigt sich darin auch einer der Wege zu seinem  "Utopia, ein(em) aufgeklärte(n) »neue(n) Staat«, in welchem eine konstitutionelle Monarchie, Freiheit, Gerechtigkeit und Glück für die Untertanen garantiert." (ebd.)

Als die von »Georges Danton (1759-1794), dem Justizminister und Leiter des 1. »Wohlfahrtsausschusses, und »Ètienne Clavière (1735-1793), dem damaligen Finanzminister, unterzeichnete Dokument seiner französischen Ehrenbürgerschaft Schiller fast sechs Jahre später, im März 1798, erreicht, waren die beiden Unterzeichner längst selbst Opfer der Terrorherrschaft des Wohlfahrtsausschusses unter Leitung »Maximilien de Robespierres (1758-1794) geworden und Schiller hatte sich längst nicht nur von diesen "elenden Schindersknechten", sondern auch von der Revolution als solcher losgesagt.

Dass die französische Ehrenbürgerwürde bei Hofe nicht gerade Begeisterung auslöste, zumal Herzog »Karl August (1757-1826) im »ersten Koalitionskrieg während des »ersten und »zweiten Feldzuges vom Juni 1792 bis Dezember 1793 an der Seite Preußens in den Krieg gegen die französischen Revolutionäre zog, versteht sich, weshalb Schiller sicher auch davon nicht sonderlich Aufhebens machte. Dass er darin aber dennoch eine besondere Auszeichnung sah, die für ihn nicht unbedingt für eine revolutionär-republikanische Gesinnung stand, sondern für seine Zustimmung zu ihren Idealen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zeigt, dass er nach seiner Nobilitierung in den Adelskalender von 1803, sehr zum Missfallen des Herzogs, aufnehmen lässt: "Herr D, F. v. Schiller, Bürger von Frankreich, Herzoglich Großmeininingischer Hofrat". ( zit. n. ebd., S.125).

Im November 1802 nämlich war Schiller mit dem von Kaiser Franz II. in Wien unterzeichneten Reichsadelsdiplom in den Adelsstand erhoben worden. Schiller, dem dies, wie er in einem Brief notierte, "ziemlich gleichgültig" war (zit. n. Oellers 2005, S.95), war dennoch darüber froh, weil es die gesellschaftliche Asymmetrie der beiden Von-Lengefeld-Schwestern, seiner Ehefrau »Charlotte Schiller (1766-1826), die ihr "Von" bei der Heirat mit Friedrich Schiller verloren hatte, und ihrer Schwester »Karoline von Wolzogen (1763-1847) beseitigte, von denen nur Karoline Zugang zum Weimarer Hof besaß. (vgl. ebd.)

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Französische Revolution 1789-1799
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 22.10.2023

 
 

 
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