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Lied als lyrische Gattung
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Didaktische und methodische Aspekte
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Textauswahl
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Die von ▪
Martin Opitz
(1597-1639) als eine "literarische Gattung mit Eigengewicht" (Meier 2007,
S.424) konzipierten ▪ Lyrica bzw. Oden, machten im Rahmenkonzept der neuen ▪ "Kunstdichtung
den Weg für ein neues "Kunstlied" frei, das "von seinen technischen Herausforderungen
her einen professionellen Komponisten" (Wels 2018,
S.312) erforderlich machte und dessen musikalischer Kompetenz abverlangte, "die natürliche Betonung der Wörter mit den
Anforderungen der Musik [zu] vermitteln". (ebd.,
S.310) Neben den neuen Kunstliedern gab es aber auch viele Volkslieder, die
seit dem Mittelalter vor allem mündlich tradiert worden sind.
Einen großen Anteil an der Verbreitung und Popularisierung der Kunstlieder hatten
gesellige Lieder-Kreise und lyrische Zentren (z. B. in Königsberg um »Simon
Dach (1605-1659), in Hamburg um »Johann
Rist (1607-1667)). die Liederbücher mit Noten herausbrachten. So wurden
immer mehr Gedichte, darunter auch zahlreiche von
»Paul
Fleming (1609-1640) und ▪
Martin Opitz (1597-1639), im Nachhinein vertont.
Aber nicht nur die Nachvertonung ist gängige Praxis. Im 17. Jahrhundert ist
es durchaus noch üblich, dass sich ein Dichter einer bekannten Melodie
bediente, um die Verbreitung seines Gedichtes zu fördern.
Man betextete,
ähnlich wie wie heutigen Cover-Versionen in der populären Musik, altbekannte
Melodien neu und nutzte damit die Melodie als Container für seinen eigenen
neuen Text. Diese Praxis war keineswegs anrüchig, sondern entfaltete ihren
eigenen Reiz. (vgl. Wels 2018,
S.318f.)
Im Grunde genommen konnten zahlreiche poetische Formen gesungen werden. So
gibt es, allerdings wenige, Sonette, die für den Gesang vorgesehen waren,
Sapphische Oden, Madrigale wurden regelmäßig gesungen und auch in
Alexandriner gesetzte Verse konnten vertont werden. Die meisten Texte, die
sich in den zeitgenössischen Liederbüchern finden, sind jedoch einfach
gebaute Lieder mit vier-, sechs- oder achtzeiligen Strophen. (Harper
2003, S.5)
Dass auch ▪
Martin Opitz
(1597-1639), der mit seinen in den »Teutschen
Poemeta« von 1624 veröffentlichten Liedern sehr erfolgreich gewesen ist,
mit seinen Gedichten alte bekannte Melodien neu betextete, ohne diese
Melodien zu nennen, kann man als Versuch sehen, dass er damit Neuvertonungen
anregen wollte. (vgl.
ebd., S.319)
Aber natürlich gibt es auch andere Erklärungen.
Es kann Opitz auch darum
gegangen sein, damit seine Urheberschaft am Text zu unterstreichen, zumal
die Texte der Lieder in dieser Zeit wohl weit wichtiger waren als die
Melodien, die kaum von größeren Wert waren als der sonstige Buchschmuck.
Denkbar ist auch, dass er angesichts der modischen Kurzlebigkeit von
Melodien, seine Texte davor bewahren wollte, wie jene einfach unmodern zu
werden. Und zuguterletzt ist nicht von der Hand zu wesen, dass Opitz später,
ähnlich wie auch Paul Fleming "seine Lieder als Buchlyrik verstanden wissen
wollte" (van
Ingen 1979, S.6) Womöglich hängt Letzteres auch mit einer aus der
lateinischen Humanistendichtung stammenden Tradition zusammen, Gedichte und
Lieder ausschließlich für die lesende Rezeption vorzusehen und Opitz aus
diesem Grund auch wenig Interesse am Musikalischen hatte. So könnte es also
durchaus plausibel sein, "daß Opitz in seinem Bestreben, die deutsche Lyrik
an die damalige Weltliteratur anzuschließen, sich auch in dieser Hinsicht
von der heimischen Tradition des Liederbuchs distanzieren wollte, wie er
überhaupt die deutsche volkstümliche Dichtung ignorierte." (ebd.n
1979, S.6f.)
Im 17. Jahrhundert bezog sich die Bezeichnung Lied ohnehin "zunächst auf
strophisch gebaute Texte, deren metrische Gestalt an Modellweisen orientiert
ist und die sich bis zu einer Neuvertonung gewissermaßen 'in Warteposition
[...] mit bekannten Melodien' begnügen." Ihre textliche Gestalt
(textuelle Faktur) konnte daher wie eine Einladung zur (Neu-) Vertonung
wirken. Aber natürlich wurden nicht alle Lieder vertont oder mit
Notenmaterial versehen.
Das musste allerdings nicht zur Folge haben, dass
solche Lieder nur lesend rezipiert wurden. Viele von ihnen konnten dennoch
gesungen werden, weil es eine Reihe von Modelltönen und Melodien gab, mit
denen ein solches Lied gesungen werden konnte. Das dürfte auch einer Gründe
dafür sein, "warum das Barocklied ungleich literarischer als musikalisch
überliefert ist." (Dröse
2014, S.261)
Beispiele dafür sind
»Gabriel Voigtländers (1596-1643) »Allerhand Oden vnd Lieder welche
auf allerley [...] Melodien und Arien gerichtet (1647) oder »Caspar Stielers
(1632-1707) »Die Geharnschte Venus oder Liebes=Lieder [...] mit neuen Gesangweisen gesezztet.
(1660)

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»Georg
Greflinger (1620-1677) brachte vier Liederbücher heraus: Selandons
Beständige Liebe (1644) »Seladons
Weltliche Lieder (1651, mit beigefügtem Notenmaterial), Poetische
Rosen und Dörner (1655) Celadonische Musa (1660). Dabei wird seine Leistung und Bedeutung sehr unterschiedlich gesehen. Günther
Müller (1925) betont vor allem, dass es Greflinger zwar mit seinem besonderen Stil gelungen sei, das Volkslied bei
Strophenbau und seiner "scharf gemeißelte(n) rhythmische(n) Prägnanz"
(ebd., S.76) mit den Neuerungen der Opitz-Reform
zu verbinden, zugleich habe er aber dazu beigetragen, dass das "Opitzsche
Kunstlied in Nordwestdeutschland in starkem Maße banalisiert und verflacht
worden" sei. (ebd.,
S.76, vgl. Dröse 2014,
S.27).
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
27.03.2022