Die Art und Weise, wie diese Selbstvergewisserung
und Abgrenzung inhaltlich und sprachlich-rhetorisch geschieht, hat sich in
dem Bedeutungsgehalt des Begriffs Stammtischparole niedergeschlagen.
Hier
werden Äußerungen gemacht, die mit höchstem
Geltungsanspruch vertreten
werden, auch wenn sich ihre Begründung meist nur auf vordergründige, nicht
selten suggestiv wirkende Plausibilität stützen kann.
Der "gesunde
Menschenverstand“ feiert in der Runde der Stammtischbrüder fröhliche
Urstände, wenn unter dem Schutz der Gleichgesinnten nicht selten lauthals
und provokativ pauschale Urteile über "Gott und die Welt“ abgegeben werden.
Inhaltliche Borniertheit und provokative Abgrenzung von anderen
Grundüberzeugungen, Menschenbildern und Lebensformen sind für
Stammtischparolen, wie sie hier verstanden werden, kategorisch.
Mehr:
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Merkmale von
Stammtischparolen
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Motive, Inhalte und
Wirkungen von Stammtischparolen
▪
Auswahlliste von
Stammtischparolen
▪
Gegen bestimmte Stammtischparolen
argumentieren
Wer es mit Stammtischparolen in solchen Situationen zu tun hat,
lernt die Grenzen ▪
vernunftorientierter
Argumentation und des
▪
partnerschaftlichen Argumentierens schnell kennen.
In solchen
Situationen ist die Anwendung der Normen für vernünftiges
Argumentieren geradezu unmöglich, weil sich dem die
Rahmenbedingungen genauso entgegenstellen wie das fehlende
gemeinsame Interesse an einer Konsensfindung.
Wo kein "Interesse an
der Erörterung der Umstände und Ursachen der Meinungsverschiedenheit
gegeben" ist (Kienpointner 1996,
S.26),
sind Vernunft und Argumente eben machtlos.