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T 1
"Es ist sehr süß, sowohl in der Stadt als auf dem Lande,
wenn man mit lieben, wackern Nachbarn eines zwanglosen,
freundschaftlichen und vertraulichen Umgangs pflegen darf."
Adolf Freiherr von Knigge |
T 5
"Manchmal treffe ich Harras auf der Treppe, er muss es
außerordentlich eilig haben, er huscht förmlich an mir vorüber. Genau
gesehen habe ich ihn noch gar nicht, den Büroschlüssel hat er schon
vorbereitet in der Hand. Im Augenblick hat er die Tür geöffnet. Wie der
Schwanz einer Ratte ist er hineingeglitten, und ich stehe wieder vor der
Tafel »Harras Bureau«, die ich schon öfter gelesen habe, als sie es
verdient."aus:
Franz Kafka,
Der Nachbar |
T 2
Anfang Dezember 1993 wurde Münchener Werbekauffrau Ute
H. von dem Angestellten einer Autorvermietung für eine Terroristin
gehalten. Das trug ihr polizeiliche Fragen ein und später die Kündigung,
weil bei deren Durchsuchung eine angeblich illegale Untervermietung
festgestellt wurde - laut Ute H. nur der Besuch eines Freundes.
(Pressemeldung)1 |
T 3
"Man soll sich aber hüten, ... ihre Handlungen
auszuspähn, uns in ihre häuslichen Angelegenheiten zu mischen, ihren
Schritten, die uns nichts angehn, nachzuspüren und kleine missfällige
Dinge, die wir an ihnen bemerken, unter die Leute zu bringen."
Adolf Freiherr von Knigge |
T 4
In Kempten wurde eine Friseuse gekündigt, weil sich die unter ihr
wohnende Mieterin durch ihre Lebensgewohnheiten gestört fühlte. Aus
deren für die Hausverwaltung angefertigtem Protokoll: "11.03 Klospülung,
11.34 beide weg, 12.30 Rammeln im Schlafzimmer mit Geschrei, 17.15
Poltern, Knarren, Lustschreie, 20.15 bis 21.45 Fitness und
Liebesgeschrei." (Pressemeldung)2 |
T 6
"Es gibt kleine Gefälligkeiten, die man denen schuldig ist, mit welchen
man in demselben Hause, denen man gegenüber wohnt, oder deren Nachbar
man ist; Gefälligkeiten, die an sich geringe scheinen, doch aber dazu
dienen, Frieden zu erhalten..."
Adolf Freiherr von Knigge |
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T 7
Ein Ehepaar hatte eine Matratze und zwei Klappstühle derart im
Kellergang gelagert, dass eine Mieterin über das Gerümpel stürzte und
sich dabei verletzte; Kosten 8000 DM. Die eine Hälfte davon musste das
Ehepaar zahlen, auf der anderen blieb die geschädigte Frau sitzen, weil
sie, so das Oberlandesgericht, besser hätte aufpassen müssen."
(Pressemeldung)3 |
T 8
Der Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel
hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Doch da kommt ihm
ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will?
Gestern grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber
vielleicht war die Eile nur vorgeschützt und er hat was gegen mich. Und
was? Ich habe ihm nichts angetan; der bildet sich da etwas ein. Wenn
jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm
sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so
einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das
Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen.
Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht's mir wirklich. - Und so
stürmt er hinüber, läutet der Nachbar öffnet, doch noch bevor er "Guten
Tag" sagen kann, schreit ihn unser Mann an: "Behalten Sie sich Ihren
Hammer, Sie Rüpel!"
(aus:
Paul
Watzlawick, Anleitung zum Unglücklichsein, 1983, S. 35f.)
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Pressemeldungen: 1
AZ, Weihnachten 1993 2
AZ, 7. 4. 1993 3
SZ, 5.9.1992
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
12.10.2024
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