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Der Ansatz der Faktorenanalyse, einer statistischen Methode, mit der anhand
bestimmter Testaufgaben (Testitems) erforscht wird, in welcher Beziehung
verschiedene Faktoren zueinander stehen, versucht, wie andere Ansätze der
Intelligenzforschung auch, eine Antwort auf die
Grundfrage zu erhalten, ob Intelligenz
etwas wie eine einzige, einheitliche Fähigkeit ist oder ob sie aus
verschiedenen besonderen Fähigkeiten besteht, die zusammenwirken.
Dass
es als "intelligent" angesehene Menschen gibt, die sich in der Art der ihnen
eigenen Intelligenz voneinander unterscheiden, hat wohl als erster der
deutsche Philosoph und Wissenschaftler »Gottfried
Wilhelm Leibniz (1646-1716) geahnt (vgl.
Hofstätter 1957, S. 174). Seine und auch die Annahmen anderer
Wissenschaftler vor und nach der
Epoche der Aufklärung wurden jedoch erst Anfang des 19. Jahrhunderts so
konzipiert, dass sie in empirischen Untersuchungen analysiert werden
konnten.
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Im Jahre 1904 entwickelte
Charles
Spearman (1863-1945) seine
Zwei-Faktoren-Theorie der
Intelligenz. Er nahm an, dass es eine generelle Intelligenz gibt,
die "unserem ganzen intelligenten Verhalten, vom Navigieren auf dem Meer bis
zum Erzielen hervorragender Schulleistungen, zugrunde liegt." (Myers
2005, S. 460)
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Schon der amerikanische
Ingenieur und Psychologe
Louis
Leon Thurnstone (1887-1955) kritisierte seit Mitte der zwanziger Jahre
des vorigen Jahrhunderts den Ansatz der Zwei-Faktoren-Theorie Spearmans.
Seine Versuche mit Testpersonen ergaben, dass es seiner Ansicht nach eine
begrenzte Anzahl von Begabungsfaktoren gibt, die sich aber nicht zu einer
einzigen generellen Fähigkeit zusammenfassen lassen. Stattdessen unterscheidet er
sieben
Primärfaktoren
intelligenter Leistungen (primary
mental abilities).
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G. H. Thomson und
Edward
Lee Thorndike (1874-1949), der zu den Begründern des »Behaviorismus
zählt, vertreten mit der "Sampling-Theorie" der
Intelligenz die Ansicht, dass "alle Leistungen (...) aus einer
großen Anzahl nicht näher identifizierter, elementarer Begabungsfaktoren
(schöpfen), von denen sie aber jeweils nur einige in Anspruch nehmen;" (Hofstätter
1957, S. 175f.)
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Der US-amerikanische Persönlichkeitsbiologe
Raymond
Cattell (1905-1998) geht bei seiner Faktorenanalyse von einer anderen
Einteilung der Intelligenz in zwei sehr unterschiedliche Kategorien aus, die
er fluide oder flüssige und kristalline oder kristallisierte Intelligenz
nennt.
Neuere Forschungen haben die Bindung der Intelligenzforschung an
schulische Leistungen und Hochleistungen überwunden und den Begriff der
Intelligenz auf andere Bereiche angewendet. Dabei nimmt das Konzept der
multiplen Intelligenz des amerikanischen Psychologen Gardner eine
herausragende Rolle ein.
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