Clustering ist eine
▪
kreative
Arbeitstechnik, die auf einem gelenkten, aber nicht-linearen
assoziativen
Verfahren basiert. Die Methode basiert auf der "Verknüpfung von Ideen
und Vorstellungen" (Rico
1984, S.28)
Beim Clustering bedient
man sich herkömmlicher Assoziationstechniken, geht aber in Bezug auf die Vernetzung der Ideen
über die rein assoziative Reihung hinaus. (vgl.▪
Beispiele
)
Clustering wird außer zu Ideenfindung in
unterschiedlichsten Bereichen, z. B. in der Psychologie auch als therapeutische
Schreibtechnik, eingesetzt, um verborgene Gefühle, Traumerfahrungen und
Erinnerungen ins Bewusstsein zu rücken (vgl. u. a.
Werder
1993, S.78).
Clustering ist von Gabriele L.
Rico zu Ende der siebziger Jahre entwickelt worden (G.
L. Rico, 1984). Beinahe zeitgleich mit der "Erfindung" des in manchem
ähnlichen ▪ Mind Mapping durch Tony Buzan im Jahr 1976
(vgl. ▪
FAQ) entwickelte sie damit
für ihre kreative Schreibwerkstatt ein "nicht-lineares
Brainstorming-Verfahren, das mit der freien Assoziation verwandt ist." (Rico
1984, S.27)
Mit seiner Hilfe gelang es ihr, die
Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer zum Verfassen vielfältiger Texte zu
motivieren. Ausgangspunkt der Überlegungen Ricos ist die Vorstellung, dass die
vielfältigen Eindrücke, Erfahrungen, Bilder und Ereignisse, die in unserem Gedächtnis
gespeichert sind, nicht ohne weiteres abgerufen werden können. Sie können als
Assoziationsketten aber wieder in unser Bewusstsein gelangen, wenn es uns gelingt, einen
geeigneten Schlüssel dafür zu finden. Clustering - der Name Cluster
entstand aufgrund einer spontanen "Eingebung" Ricos (ebd., S.29) -
stellt ein "Knüpfen" von »Ideennetzen« um einen "Kern" als "Sturmzentrum
von Bedeutungen, Klängen und
Assoziationen" (Northrop
Frye) dar. Beim Clustering sollen sich die spontan auftretenden
Assoziationen zu Bildmustern entwickeln, die uns eine Vielzahl von Gedanken,
Erfahrungen, Gefühlen und Eindrücken zugänglich machen, die in der
▪
rechten Gehirnhälfte
gespeichert werden. Dazu soll es uns helfen, Blockaden zu überwinden, die
durch die Dominanz des begrifflichen Denkens entstehen, und uns in eine
Situation kindlichen Staunens versetzen. Denn "Staunen", so betont Rico,
"bedeutet zu akzeptieren, dass sich vieles unserem bewussten Wissen
entzieht. Es ist der natürliche Zustand zu Beginn jedes kreativen Aktes." (Rico
1984, S.28)
Clustering und die rechte Gehirnhälfte
Unter dem Blickwinkel der
mittlerweile im Fortgang der Forschung schon modifizierten
Hemisphärentheorie der Hirnforschung sieht Rico fünf Aspekte, die das
Clustering in besonderer Weise mit den Leistungen der
▪
rechten Gehirnhälfte
verbinden.
-
Clustering überwindet die Dominanz der linken Gehirnhälfte mit ihrer
systematischen und analytischen Arbeitsweise zu Gunsten der spontanen
rechtshemisphärischen Assoziationen, die in nicht-linearer Form notiert
werden.
-
Da beim Clustering Grammatik, Folgerichtigkeit und kausale
Verknüpfungen im Allgemeinen keine Rolle spielen, "haben Wörter die
Tendenz, ihre herkömmliche begriffliche Bezeichnungsfunktion aufzugeben
und Bildcharakter abzunehmen, von wörtlicher Bedeutung zu komplexen und
poetischen Vorstellungsbildern überzugehen." (Rico
1984, S.84)
-
Beim Clustering bekommt die rechte Gehirnhälfte die Möglichkeit, jene
Wahrnehmungen und Muster zu entwickeln, die für ihre spezifische Form der
bildlichen Informationsverarbeitung typisch sind.
-
Clustering lässt den emotional eingefärbten Bildern, Ideen und
Erinnerungen freien Lauf, bis der Prozess beim Erreichen einer vorläufigen
Ganzheit abgeschlossen ist.
-
Clustering stützt sich auf "das kindliche, staunende, unschuldige,
spielerische, offene, flexible, nach Mustern suchende" bildliche Denken.
Merkmale des Clustering
Folgende Merkmale kennzeichnen das Clustering:
-
Clustering ist eine Art "Kurzschrift
des bildlichen Denkens" (Rico
1984, S.30.) Dabei orientiert es sich nicht nur daran, wie mit
Hilfe des bildlichen Denkens Informationen verarbeitet werden, sondern
hilft auch, der "hemmende(n) Zensur des begrifflichen Denkens" zu
entkommen. Wer "clustert", tut dies gewöhnlich mit einer deutlich
verringerten Anspannung, weniger Ängsten und Widerstand gegenüber Neuem,
Unbekanntem oder Mehrdeutigen. (vgl.
ebd., S. 34)
-
Clustering ist als eine nicht-lineare assoziative Methode "ein
sich selbst strukturierender Prozess", bei dem man nur scheinbar
wahllos Wörter und Wendungen um einen Mittelpunkt (=Kern) herum notiert
und gruppiert. Der Fluss dieser Einfälle führt schließlich zu
Bildmustern, die ein "Ideennetz" entstehen lassen. (vgl.
ebd., S.27, 34)
Gert
Egle, zuletzt bearbeitet am:
15.01.2024
|