Es war im Winter 1946. Der Krieg war seit über einem Jahr vorbei, aber
der Hunger nicht. In der kleinen Hamburger Wohnung hatten sie überlebt - der
Mann, neunundsechzig, und seine Frau, neunundsechzig. Die Bomben hatten ihr
Viertel weitgehend verschont, nicht aber die Entbehrungen. Vor dem Krieg war
er Buchhalter gewesen, ein Mann der Ordnung und der Zahlen. Sie hatte in
einer Schneiderei gearbeitet. Dreißig Jahre Ehe hatten sie verbracht, ohne
Kinder, aber mit der Gewissheit, füreinander da zu sein. Die Rationierungen
wurden strenger. Zweihundertfünfzig Gramm Brot pro Person und Tag. Ein Laib
musste für beide fast eine Woche reichen. Die Frau schnitt das Brot, immer
genau, immer gerecht. Morgens eine Scheibe, abends eine Scheibe. Sie hatte
gelernt, das Messer präzise zu führen, so wie früher die Schere durch den
Stoff. Der Mann sah ihr dabei zu, wie sie die dünnen Scheiben abschnitt, und
schwieg. Nachts lag er oft wach. Der Hunger nagte an ihm, stärker als an
ihr, glaubte er. Seine Arbeit im Trümmerräumen verbrauchte mehr Kraft, als
die kargen Rationen geben konnten. Manchmal träumte er vom Brot aus der
Vorkriegszeit, vom Duft frischer Brötchen am Sonntagmorgen. Sie bemerkte
seine Unruhe, sagte aber nichts. Sah, wie seine Augen dem Brotkorb folgten,
wenn sie ihn in den Küchenschrank stellte. Beobachtete, wie er langsamer
kaute, um das Gefühl des Essens zu verlängern. An jenem Tag hatte es zum
ersten Mal wieder richtig geregnet. Der Mann kam durchnässt nach Hause. Sie
hatte eine dünne Suppe gekocht, mehr Wasser als Gemüse. Sie aßen schweigend.
Die Scheiben Brot waren so dünn, dass man die Zeitung hindurch lesen konnte,
wenn man eine gehabt hätte. In dieser Nacht würde er aufstehen. In dieser
Nacht würde etwas geschehen, das ihre sorgsam bewahrte Würde in der Not auf
die Probe stellen würde... Diese Vorgeschichte führt direkt in die Situation
von Borcherts Kurzgeschichte "Das Brot" ein, in der der Mann nachts heimlich
aufsteht, um sich zusätzliches Brot zu nehmen, und die Frau ihn dabei
ertappt, aber so tut, als würde sie es nicht bemerken, um seine Würde zu
wahren.
DeutschlandGPT
Der Krieg war vorbei, aber seine Schatten lagen noch über allem. Die
Städte standen nur noch als Gerippe, Fenster schwarz und leer, Dächer
eingestürzt, Straßen voller Schutt. Auch ihr Haus war nicht verschont
geblieben – nur ein Zimmer war noch bewohnbar, das, was am wenigsten
zerbombt war. In diesem kleinen Raum lebten sie nun, das alte Ehepaar. Seit
fast dreißig Jahren verheiratet, das halbe Leben miteinander verbracht, und
jetzt saßen sie abends schweigend an einem kleinen Ofen, wenn sie etwas zum
Heizen hatten. Er hatte früher in der Werkstatt gearbeitet, sie in einer
Wäscherei. Seit dem Krieg hatten sie nichts mehr. Nur die
Lebensmittelkarten, den kalten Ofen und das bisschen Brot, das jeden Tag
abgezählt wurde. Die Brotration war knapp – jeder Bissen musste eingeteilt
werden. Meistens schnitt sie das Brot. Vier Stücke, sorgfältig, gleich groß.
Zwei morgens, zwei abends. Er nahm es schweigend, dankbar. Man redete nicht
viel, wozu auch? Aber er konnte nachts oft nicht schlafen. Der Hunger war
stärker als die Vernunft. Wenn sie schlief, lag er wach. Hörte das Knacken
der Balken, das Pfeifen des Windes durch die Ritzen. Und das leise Klopfen
in seinem Bauch. Manchmal träumte er von früher – von Abenden mit Braten,
mit Wein, mit Gelächter. Dann wachte er auf und hatte den Geschmack von
trockenem Brot im Mund. An diesem Abend hatte sie das Brot wie immer
aufgeteilt. Sie legte seinen Teller hin, dann ihren. Ein stilles Nicken.
Danach gingen sie schlafen. Sie legte sich zuerst hin, wie immer. Er blies
die Lampe aus, wie immer. Und dann lag er wieder wach. Draußen der Wind,
drinnen die Dunkelheit. Und in seinem Kopf nur ein Gedanke: das restliche
Brot in der Küche. Noch ein Stück. Nur eins. Vielleicht merkt sie es nicht.
Und so stand er schließlich auf. Leise. Barfuß. Die Dielen knarrten.
ChatGPT
Die Luft ist rau und beißend in der kalten Winternacht in Hamburg, kurz
nach dem Krieg. Der Himmel über den Trümmern der Stadt hängt bleiern und
schwer. In einer kleinen, notdürftig geflickten Wohnung kauern ein älteres
Ehepaar. Karl und seine Frau, Grete. Ihre Gesichter sind von den
Entbehrungen der letzten Jahre gezeichnet, tiefe Furchen erzählen stumme
Geschichten von Hunger, Angst und Verlust. Karl, ein hagerer Mann mit
wettergegerbtem Gesicht, liegt unruhig im Bett. Der karge Raum ist spärlich
beleuchtet, nur der matte Schein einer einzelnen Petroleumlampe dringt durch
die Dunkelheit. Seine Augen sind wach, obwohl die Nacht tief ist. Ein
nagendes Gefühl plagt ihn, ein leises Knurren in der Magengegend, das er
seit Tagen zu ignorieren versucht. Grete, seine Frau, liegt still neben ihm.
Ihre Atmung ist flach und unregelmäßig. Auch sie ist vom Hunger gezeichnet,
ihre Wangen sind eingefallen, ihre Augen wirken ungewöhnlich groß in ihrem
schmalen Gesicht. Karl spürt ihre Nähe, die vertraute Wärme ihres Körpers,
und doch liegt eine spürbare Spannung zwischen ihnen, eine Stille, die mehr
sagt als tausend Worte. Der Tag war hart gewesen. Die magere Rente reichte
kaum für das Nötigste. Kohlen waren teuer, und die Lebensmittelkarten gaben
nur winzige Rationen her. Sie hatten den ganzen Tag damit verbracht, nach
brauchbarem Brennmaterial in den Ruinen zu suchen, ihre müden Knochen
schmerzten, und die Hoffnung auf bessere Zeiten schwand mit jedem Tag ein
bisschen mehr. Am Abend hatte Grete mit letzter Kraft eine dünne Suppe
gekocht. Sie hatten sie schweigend gegessen, jeder bemüht, dem anderen nicht
anzumerken, wie wenig es war und wie hungrig sie immer noch waren. Danach
hatte Grete das letzte Stück Brot aus dem Brotkasten geholt. Es war klein
und trocken, ein Überbleibsel von vor zwei Tagen. Sie hatte es sorgfältig in
zwei Hälften geteilt, jede Hälfte bedächtig gekaut, um das Gefühl der
Sättigung so lange wie möglich hinauszuzögern. Karl hatte seine Hälfte
widerwillig gegessen. Er spürte Gretes Augen auf sich ruhen, ihre besorgte
Miene. Er wusste, dass sie ihm gerne mehr gegeben hätte, wenn sie es gehabt
hätte. Dieses Wissen nagte an ihm, genauso wie der Hunger. Er fühlte sich
schuldig, hilflos, unfähig, für seine Frau zu sorgen. Nun liegt er wach, das
Knurren seines Magens wird lauter. Er wälzt sich hin und her, findet keine
Ruhe. Seine Gedanken kreisen um das Brot, um die kleine, trockene Scheibe,
die Grete ihm gegeben hat. Er fragt sich, ob sie jetzt auch wach liegt, ob
sie auch Hunger hat. Er spürt eine plötzliche, überwältigende Sehnsucht nach
einem Stück Brot, nach etwas Festem, etwas, das den quälenden Hunger stillen
könnte. Er horcht in die Dunkelheit. Das leise Ticken der Standuhr im Flur
ist das einzige Geräusch. Gretes Atmung ist immer noch unregelmäßig.
Vorsichtig schiebt Karl die Decke zur Seite. Seine Glieder fühlen sich
schwer an, jeder Muskel protestiert gegen die Bewegung. Er setzt sich auf
die Bettkante, seine Füße suchen tastend nach den Pantoffeln auf dem kalten
Holzboden. Er schleicht zur Tür, öffnet sie leise und tritt in den dunklen
Flur. Der Geruch von kaltem Rauch und Staub liegt in der Luft. Er tastet
sich an der Wand entlang zur Küche. Seine Augen haben sich langsam an die
Dunkelheit gewöhnt, er kann schemenhaft die Umrisse der Möbel erkennen. Sein
Blick fällt auf den Brotkasten, der auf dem Küchentisch steht. Er weiß
genau, dass er leer sein sollte. Grete hatte das letzte Stück gestern Abend
gegessen. Aber eine vage Hoffnung keimt in ihm auf, eine irrationale
Vorstellung, dass vielleicht doch noch ein kleiner Rest übrig sein könnte.
Langsam, fast ehrfürchtig, öffnet er den Deckel des Brotkastens. Seine Hand
tastet ins Leere. Nur ein paar Krümel liegen am Boden. Er fährt mit den
Fingern darüber, nimmt die winzigen Brösel auf und führt sie zum Mund. Der
fade Geschmack verstärkt nur seinen Hunger. Eine plötzliche Idee durchzuckt
ihn. Vielleicht… vielleicht hat Grete ihm nicht die ganze Hälfte gegeben.
Vielleicht hat sie einen kleinen Rest für sich aufgehoben, versteckt vor
seinen hungrigen Augen. Der Gedanke ist schmerzhaft, aber er klammert sich
daran. Es ist die einzige Hoffnung auf ein kleines Stück Brot in dieser
endlosen Nacht des Hungers. Leise schließt er den Brotkasten und wendet sich
um. Sein Blick fällt auf den Nachttisch neben dem Bett. Im schwachen Licht
der Petroleumlampe erkennt er schemenhaft eine kleine, dunkle Form unter
Gretes Kopfkissen. Sein Herz beginnt schneller zu schlagen. Könnte es sein?
Hatte sie wirklich…? Vorsichtig nähert er sich dem Bett. Gretes Atem ist
immer noch flach. Er beugt sich vor, seine Hand zögert. Dann fasst er
entschlossen unter ihr Kopfkissen. Seine Finger stoßen auf etwas Festes,
Eingewickeltes. Er zieht es vorsichtig hervor. Es ist eine Scheibe Brot.
Nicht groß, aber doch eine deutliche Scheibe. Sein Magen zieht sich
schmerzhaft zusammen. Er starrt auf das Brot in seiner Hand, unfähig, sich
zu bewegen. Ein Sturm der Gefühle bricht in ihm los: Hunger, Verwirrung, ein
nagender Verdacht. Warum hatte Grete ihm nichts davon gesagt? Warum hatte
sie es versteckt? Hatte sie etwa mehr bekommen als er? Oder hatte sie es für
später aufbewahrt, in ihrer stillen Sorge um ihn? Karls Blick wandert zu
seiner Frau. Ihr Gesicht ist friedlich im Schlaf, aber unter ihren Augen
liegen dunkle Schatten. Er erinnert sich an ihre besorgten Blicke am Abend,
an ihre stille Art, ihr eigenes Weniges immer mit ihm zu teilen. Und in
diesem Moment, in der stillen Dunkelheit der Nacht, inmitten des Geruchs von
Armut und Hunger, beginnt in Karl eine leise Ahnung aufzusteigen. Eine
Ahnung, die ihn tief im Inneren erschüttert und die den Beginn einer
kleinen, unscheinbaren Tragödie markiert – der Tragödie des geteilten
Brotes.
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
25.05.2025