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Barock: Literarische Gesellschaften

Adelsgesellschaft zwischen höfischer Geselligkeit und Kulturförderung

Die Fruchtbringende Gesellschaft


FAChbereich Deutsch
Glossar
Literatur Autorinnen und Autoren Literarische Gattungen LiteraturgeschichteDidaktische und methodische Aspekte Überblick Literatur auf dem Weg in die Moderne Literaturepochen Überblick Epochenüberblick Literatur des Mittelalters (ca. 750-1500) Frühe Neuzeit, Renaissance und Humanismus (1300-1600 Barock (1600-1720) Didaktische und methodische AspekteÜberblick Annäherungen: Spuren, Zeugnisse und Zugänge zu einer fremden Welt Historischer Hintergrund In aller Kürze Überblick Gesellschaftliche, politische und kulturelle Rahmenbedingungen Didaktische und methodische Aspekte Überblick Politische Verfassung des Reichs ▪  Religion und Gesellschaft  ▪ Strukturen der Ständegesellschaft Wissenschaft, Bildung und Lesen Bewusstseins- und mentalitätsgeschichtliche Aspekte  ● Sonstige sozialgeschichtliche Aspekte Überblick [ Literarische Gesellschaften ▪ Überblick Fruchtbringende Gesellschaft Gelehrtenvereinigungen ]Liebe und Erotik Barocke höfische Festkultur Barocke höfische Gartenkultur Reisen im Barockzeitalter Krankheit und Tod Hexenverfolgung Quellen- und Textauswahl Bausteine Links ins Internet Die Literaturreform von Martin Opitz BarocklyrikEmbleme Barockdrama und Barocktheater Barockroman und  andere Erzähltexte Literarische und nicht-literarische Zweckformen (Briefe, Lehrbücher, Predigten, Konversationsliteratur...) Textauswahl Bausteine ▪ Häufig gestellte Fragen (FAQs) Links ins Internet Aufklärung (1720-1785) Empfindsamkeit (1740-1780) Sturm und Dang (1760-1785) Weimarer Klassik (1786-1805) Jakobinismus (1789-1796) ▪ Romantik (1793-1835) Biedermeier (1820-1850) Das junge Deutschland und die politische Dichtung des Vormärz(1830-1850) Realismus (1850-1890) Naturalismus (1880 - 1910) Gegenströmungen zum Naturalismus (1890-1930) Expressionismus (1910-1925) Literatur der Weimarer Republik (1918-1933) Deutsche Exilliteratur (1933-1945) ▪ Literatur nach 1945 Literatur nach 1989 Literatur im 21. Jahrhundert Motive der Literatur Grundlagen der Textanalyse und Interpretation Literaturunterricht Schreibformen  Operatoren im Fach Deutsch
 

 ▪ Dreißigjähriger Krieg (1618-1648)
Überblick
Zeittafel
Bevölkerungsverluste
Alltag zwischen Krieg und Frieden
Der Westfälische Friede 1648
Quellenauswahl

"Unmittelbares Vorbild der Fruchtbringenden Gesellschaft waren die italieni- schen Akademien, wie sie Fürst Ludwig von seiner Italienreise kannte. Das Re- gelwerk dieser Gesellschaften waren die Hofmannstraktate.79 „Höfische Conver- satio, welche zugleich den Umgang und das Gespräch bei Hofe meint und sich darüber hinaus als vorbildlicher, ‚zivilisierter’ Verkehr der menschlichen Gesell- schaft zu legitimieren bestrebt war“, ist der Zweck der Fruchtbringenden Gesell- schaft“.80 Sie repräsentiert damit eine „aristokratisch geprägte Wissens-, Verhal- tens- und Geselligkeitskultur“, wie Andreas Herz geschrieben hat. (Andreas Herz: Der edle Palmbaum und die kritische Mühle. Die ‚Fruchtbringende Gesell-
schaft‘ als Netzwerk höfisch-adeliger Wissenskultur der frühen Neuzeit. In: Denkströme. Journal der sächsischen Akademie der Wissenschaften 2 (2009), S. 152–191, hier S. 168.)
»Die Reihen der FG [also der Fruchtbringenden Gesellschaft] bevölkerten die christlich-humanistisch akkulturierten jüngeren höfisch-administrativ-militä- rischen Führungsschichten überwiegend reformierter oder lutherischer Kon- fession, die sich die neuen Leitvorstellungen höfisch-höflicher Gesittung zu eigen gemacht hatten. Sie hatten Bildungs- und Kavaliersreisen einschließlich Universitätsaufenthalten hinter sich, waren, auch ohne selbst schriftstellerisch in Erscheinung zu treten, den Künsten und Wissenschaften gegenüber aufge- schlossen und hatten im Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges genügend Er- fahrungen mit politisch-militärischen Konflikten, sozialen Notständen und erbitterten dogmatischen Kontroversen, um auch dem harten Unglück „mit Manier“ zu begegnen und Entscheidungen mit Augenmaß fällen zu helfen. Freilich: keine Sprach- oder Literaturgeschichte verzeichnet all die Alvensle- bens, Börstels, Knochs, Kospoths, Krosigks, die Bodenhausens, Dieskaus, Geu- ders, Ortenburgs, Pfaus, Trothas usw. Sie sind in der deutschen Kulturgeschich- te unbeschriebene Blätter. Und doch waren sie häufig Förderer, Mäzene oder Büchersammler, versuchten sich an Übersetzungen, Gelegenheitsdichtungen, geistlichen Liedern oder kleinen Satiren, wandten Zeit und Geld an wissenschaftliche Studien und künstlerische Interessen. Kurz: es waren überwiegend gebildete, in vielerlei Amtsgeschäften erfahrene und erprobte Dilettanten.«( Andreas Herz: Philipp von Zesen und die Fruchtbringende Gesellschaft. In: Philipp von Zesen. Wissen – Sprache – Literatur. Hg. v. Maximilian Bergengruen und Dieter Martin. Tü- bingen 2008, S. 181–208, hier S. 195.) (Wels 2018, S.189)

"Fälschlich ist die Fruchtbringende Gesellschaft deshalb in der älteren Forschung als Sprachgesellschaft bezeichnet worden. Auch wenn sie mit einem Teil ihrer Bestrebungen in die Vorgeschichte der wissenschaftlichen Akademien gehört, steht sie doch vor allem im Kontext der höfischen Bewegung, neben den anderen Adelsgesellschaften, wie etwa dem Orden Temperantiae des Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel, der seinen Mitgliedern Mäßigkeit im Alkoholkonsum zur Aufgabe gemacht hatte,83 oder neben der adligen Damengesellschaft, die unter dem Namen der Getreuen Gesellschaft (auch La noble Academie des Loyales und Güldener Palmorden) von Fürstin Anna von Anhalt-Bernburg gegründet wor- den war. Für die Zusammenkünfte dieser Getreuen Gesellschaft waren folgende Tätigkeiten vorgesehen:

»Wann die Glieder zusammen kommen/ es sei sämptlich oder absonderlich/ so sollen Sie ihre Zeit/ wie auch sonsten/ mit Ehrlichen/ Ihnen und ihrem Stande wohl anstehenden auch frölichen Ubungen und Gesprächen zubringen/ un- ter welchen auch diese sein sollen/ daß Sie sich befleißigen/ unterschiedlicher Sprachen/ allerhand schöner Hand-Arbeit/ auch anderer feiner künstlicher Sa- chen/ darunter auch die Musick/ Gedichte/ und ingemein in allem dem/ was ihnen und ihres gleichen rühmlich ist/ und wohl anstehet/ nach einer jeden Fähigkeit. (Zitiert nach Johann Christoph Beckmann: Historie des Fürstenthums Anhalt. Zerbst 1710. Ndr. Dessau 1995, Bd. II.2, S. 336.«" (Wels 2018, S.190)

"Dichtung im engeren Sinne macht nur einen kleinen Teil der zivilisatorischen Bemühungen dieser höfischen Gesellschaften aus. Es ist vor allem die schriftliche und mündliche Konversation, mithin eben der höfische Stil und die „zierlichen sitten“, wie sie sich gerade im sprachlichen Umgang zeigen, die den Kern der gesellschaftlichen Bemühungen bilden. Die Korrespondenz zwischen den Mit- gliedern der Fruchtbringenden Gesellschaft wurde im sogenannten „Erzschrein“ gesammelt und bei Gelegenheit auch gedruckt. Die Satzung der Getreuen Ge- sellschaft erlegt ihren Mitgliedern die Führung eines Briefwechsels ausdrücklich auf.90
Dichtung – wie das petrarkistische Sonett oder der höfische Roman – ist eine Form des höfischen Umgangs, eine Übung der „conversatio“, beileibe aber nicht die einzige oder gar die bevorzugte. „Schöne Hand-Arbeiten“ haben in diesen Gesellschaften denselben Status wie ein Sonett oder ein „Gesprächsspiel“, oder eben der Verzicht auf übermäßigen Alkoholkonsum. Das ändert sich in den später gegründeten Gesellschaften, wie dem Pegnesischen Blumenorden, der Deutschgesinnten Genossenschaft oder dem Elbschwanenorden. In ihnen nimmt das sprachpflegerische und dichterische Interesse weitaus größeren Raum ein.
Richtungsweisend für diese späteren Gesellschaften war die Fruchtbringende darin, dass sie die Mitgliedschaft nicht auf den Adel beschränkte, sondern sich für die ‚Nutzbringenden’ aller Stände öffnete.91 Dies konnte keineswegs als selbst- verständlich gelten. Noch 1648 strebte der standesbewusste Adlige Dietrichstein die Umwidmung der Fruchtbringenden Gesellschaft in einen Ritterorden an, un- ter Ausschluss der nicht-adligen Mitglieder. Fürst Ludwig lehnte dies mit der Begründung ab, der Zweck der Fruchtbringenden Gesellschaft sei „auf die Deut- sche sprache und löbliche tugenden, nicht aber auf Ritterliche thaten alleine ge- richtet, wiewohl auch solche nicht ausgeschlossen“. (Fürst Ludwig in einem Brief vom 18.1.1648. In: Der Fruchtbringenden Gesellschaft ältester Ertzschrein. Briefe, Devisen und anderweitige Schriftstücke. Hg. v. Gottlieb Krause. Leipzig 1855, Ndr. Hildesheim, New York 1973, S. 98. Vgl. Conermann: Die Fruchtbringende Gesell-
schaft und ihr Köthener Gesellschaftsbuch S. 31.)
Angesichts der Tatsache, dass die meisten gerade der adligen Mitglieder kei- nerlei Anstalten machten, sich sprachpflegerisch oder literarisch im weitesten Sinne zu betätigen, muss dies nicht erstaunen. [...] Die höfische Gesellschaft ist das Ideal des gesitteten Umgangs. Dieses Ideal ist von Standesschranken unabhängig.
Es ist der gesellige Umgang, die Gesellschaft als solche, die ‚Frucht bringen‘ soll. Diesem „fruchtbringenden“ Ideal der Gesellschaft hat Opitz in seiner „Poete- rey“ die stilistischen Regeln gegeben. In deren letzten Sätzen wird dieses sowohl stilistische wie gesellschaftliche Ideal klar benannt, wenn Opitz dort fordert, seine Zeit nicht mit „Fressereyen/ Bretspiel/ vnnütze[m] geschwätze/ verleumb- dung ehrlicher leute“ oder der „lustige[n] vberrechnung des vermögens“ zu ver- schwenden, sondern vielmehr die „vnvergleichliche ergetzung“ der Dichtung zu suchen.(Opitz: Poeterey S. 74f.)  Dichtung, wie Opitz sie will, ist eine Form der gelebten Höflichkeit." (Wels 2018, S.192)

 

 

 ▪ Dreißigjähriger Krieg (1618-1648)
Überblick
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Bevölkerungsverluste
Alltag zwischen Krieg und Frieden
Der Westfälische Friede 1648
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 23.12.2023

 
 

 
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