docx-Download
-
pdf-Download
▪
Barock (1600-1720)
▪
Lyrik des Barock
▪
Lieder
▪
Liederbücher
▪
Venus-gärtlein (1656)
▪
Textauswahl
▪
Bausteine
Das Lied mit dem
Eingangsvers ▪
"Einmahl ich mich bedacht"
(Nr. 111) aus dem ▪
Venus-Gärtlein (1656) thematisiert, wie
so manche andere, die unglückliche Liebe eines jungen Mannes zu einer Frau,
die er heiraten möchte.
Der offenbar enttäuschte Sänger will anderen jungen Männer anhand dessen,
was er selbst leidvoll erfahren hat, eine Botschaft auf den Weg mitgeben,
die lautet: Bei der Wahl einer Braut nicht nur auf deren Äußeres und das,
was sie als Vermögen in Ehe einbringt, zu achten, um nicht wie er aller
Bemühungen zum Trotz selbst am Ende mit einem Korb dazustehen, den er im
erteilt wird.
Dabei, so berichtet das lyrische Ich, habe alles zu Beginn wirklich viel
versprechend ausgesehen. Er habe ernsthaft geglaubt, dass die von ihm
auserkorene Junge Frau, um die er nach allen Regeln der Konvention geworben
habe, seine Zuneigung erwidern würde. Schließlich, so beteuert der Sänger,
habe er nie ein anderes Wort aus ihrem Mund vernommen
("ich nichts aus jhrem Mund als schön unnd lieblich Wort verstund").
Außerdem habe sie oft ein Seufzen vernehmen lassen, wenn sie ihn angesehen
habe, was hätte er da anders glauben können, als dass dies seinetwegen
gewesen sei.
Auf diese mehr oder weniger untrüblichen Zeichen hin, habe er sie direkt
gefragt, b sie ihn heiraten wolle, doch habe sie ihn kurz und knapp mit den
Worten abgefertigt, er könne heiraten wen er wolle, nur sie selbst wolle
noch nicht heiraten ("nehmt
wen jhr wolt, ich frey noch nicht").
Dennoch habe er weiter um sie geworben und von ihr wissen wollen, ob er sich
Hoffnungen machen dürfe, ansonsten ließe er sie in Ruhe ("doch
wolt jhr seyn mein Liebelein oder sol es gescheiden seyn").
Doch die junge Frau misstraut Liebesbeteuerungen allgemein ("das
Lieben ist doch mancherley der eine meints unnd sagets nicht der ander sagts
und meinets nicht"). So will der der junge Mann wissen, ob das auch für
ihn gelte, wenn er um sie anhalte.
Aber statt ihm auf seine Frage eine klare
Antwort zu geben, habe sie ihn hingehalten und ihm gesagt., er soll sich
gedulden und würde dann eine Antwort auf seine Frage erhalten ("wartet
nur ein kleine Zeit jhr solt bekommen gut Bescheid")
Nach langem Warten, Hoffen und Bangen habe sie
ihm dann endlich die Antwort gegeben, dass sie überhaupt erst in zwei Jahren
heiraten wolle ("in
zweyen Jahren frey ich nicht"). So habe er also einen Korb bekommen. Für
ihn stehe jedenfalls nach dieser Erfahrung mit dem ganzen Kummer ("O
weh, O weh, Ade, Ade") fest, dass er selbst in diesem Jahr nicht mehr
heiraten werde. Zuguterletzt habe er auch damit die Quittung dafür bekommen,
wie er selbst so manche junge Frau behandelt habe ("jetzund
wird mir vergolten sein wie ich vexirt manch Jungfräwlein")
Er habe nämlich früher viele jungen Frauen den
Hof gemacht und ihnen seine Liebe beteuert und sie dann sitzen gelassen ("ich
bered wie ich sie lieb im Hertzen hätt sagt es zu und hielts jhn nicht").
So sei ihm das durchaus auch recht geschehen, was er jetzt erlebt habe.
Eine Lehre hat er aber offenbar gezogen und
will sie allen anderen mitteilen: Wer seine Liebste allein nach ihrem
Äußeren aussuche und darauf achte, was sie an Vermögen in die Ehe einbringe,
dürfe sich nicht wundern, wenn dieses Spiel durchschaut wird und am Ende ein
Korb stehe.
Die "Warnung" des lyrischen Ichs ist insofern
bemerkenswert, weil sie betont, dass die Heuchelei von Liebe ohne echte
Gefühle durchschaut wird, wenn es einem Mann, der um eine Frau wirbt,
letzten Endes um etwas ganz anderes geht.
docx-Download
-
pdf-Download
▪
Barock (1600-1720)
▪
Lyrik des Barock
▪
Lieder
▪
Liederbücher
▪
Venus-gärtlein (1656)
▪
Textauswahl
▪
Bausteine