Einmahl ich mich
bedacht
1.
Einmahl ich mich bedacht
wie ich in Ehren dienen möcht einem zarten Jungfräwlein
ich meint sie
were die Liebste mein.
2.
Hört, hört,
wunder Ding
wie es mir mit der Jungfraw gieng ich hatt sie lieb, ich war jhr hold
für Silber und für rohtes Gold.
3.
Lieb, lieb hat ich sie
von grund der Hertzen je und je deßgleichen liebet sie auch mich von
Hertzen grund ja hinder sich.
4.
Ich hätt gar hoch mit
einem gewett daß sie mich gantz lieb haben thät
dieweil ich nichts aus
jhrem Mund als schön unnd lieblich Wort verstund.
5.
Sie seufftzet
also stets
so offt sie mich ansehen thät bald bedacht ich in der Still es gescheh
alles umb meinet Will.
6.
Ich fragt sie in geheimb
ob sie wolt seyn die Liebste mein aber sie gab mir den Bericht nehmt wen jhr wolt, ich frey noch nicht.
7.
Jedoch sprach ich noch
Hertzallerliebste sagt mirs doch
wolt jhr seyn mein Liebelein oder sol
es gescheiden seyn.
8.
Lieb und Trew, sprach sie
frey, das Lieben ist doch mancherley
der eine meints unnd sagets nicht
der ander sagts und meinets nicht.
9.
Länger ich nicht warten
kundt ich wolt erfahren den rechten Grund
ich fragte sie freundlich in
geheim ob sie doch wolt die Liebste seyn.
10.
Da sprach sie mit Begier
gantz freundlich diese Wort zu mir
wartet nur ein kleine Zeit jhr solt
bekommen gut Bescheid.
11.
Ich wart, hofft und hart
hört was mir für ein Antwort ward sie gab mir gar bald den Bericht
in zweyen Jahren frey ich nicht.
12.
Runt und rein bekam ich
fein ein unerlesenes Körbelein welches mir denn in der still gegeben
ward wieder mein Willn.
13.
O weh, O weh, Ade, Ade
in
diesem Jahr frey ich nicht mehr jetzund wird mir vergolten sein
wie ich vexirt manch Jungfräwlein.
14.
Viel Jungfräwlein ich
bered wie ich sie lieb im Hertzen hätt sagt es zu und
hielts jhn nicht
derhalben mir auch recht geschicht.
15.
Darumb jhr Jungen
Gesellen fein freyt nicht nach Schön unnd Reich allein sonst
bekompt jhr
auch ein Körbelein das last euch eine warnung seyn.
(Quelle: Venus-Gärtlein.
Ein Liederbuch des XVII: Jahrhunderts. Nach dem Drucke von 1656,
herausgegeben von Max Freiherrn von
Waldberg, Halle a. S.: Max Niemeyer 1890, S. 153-155 - pd -
gemeinfrei,)