Darum geht es bei der Stoffordnung
Ausgangspunkt dieses
▪ Arbeitsschrittes zur
▪ freien Problem- und Sacherörterung ist die
Tatsache, dass man, bevor man über ein Thema schreiben kann, eine
gewisse Ordnung in die Ideen bringen muss, die man bei der
▪ Stoffsammlung gefunden hat. Manches
gehört irgendwie zusammen, lässt sich unter einem
Oberbegriff
zusammenfassen, anderes will bei näherem Hinsehen, doch nicht recht
zu der/n
Themafrage(n) passen, die man bei der
Betrachtung und Erschließung des Themas erarbeitet hat.
Die Stoffordnung stellt den dritten
▪ Arbeitsschritt bei
der Erarbeitung einer ▪ freien Erörterung dar.
Er ist Teil
des ▪ Fünf-Schritte-Modells zur Bewältigung
von Schreibaufgaben zur freien Problem- und Sacherörterung und gehört
wie die anderen Arbeitsschritte des Modells zu den Grundbestandteilen
des Schreibprozesses.
Dabei spielt es keine Rolle, ob der der Schreibprozess individuell produktorientiert
angelegt ist, wenn also ein
Schreiber oder eine Schreiberin seine Erörterung alleine erarbeiten und
abfassen muss. Denn genau so gut kann er auch teilweise kooperativ
verlaufen, z. B.
bei
Schreibkonferenzen.
Was
sich unterscheidet sind die Organisations- und Sozialformen bei
der Durchführung der Arbeitsschritte.
Die für die Durchführung des Arbeitsschrittes erforderlichen
Arbeitsoperationen beruhen auf bestimmten Arbeitsmethoden, die zur Übung
stets auch ohne das Verfassen eines Aufsatzes geübt werden können und
sollten.
Das Ideenmaterial sichten und ordnen
Bei der Ordnung des Stoffes geht es darum, das bei der
▪Stoffsammlung
gefundene Material zunächst einmal zu sichten. Im Gegensatz zur
Stoffsammlung, bei der man mit unterschiedlichen kreativen Techniken
versucht, Einfälle zum Thema freien Lauf zu lassen, um sein Vorwissen zu
aktivieren und ggf. assoziative Verknüpfungen bewusst zu machen, geht
die Stoffordnung kritisch und systematisch mit dem gefundenen Stoff um.
Dazu werden die Ideen noch einmal überdacht u. a. auf ihre Brauchbarkeit
und Relevanz für das Thema hin überprüft. Natürlich kann die
Stoffsammlung dabei auch noch ergänzt werden.
Neben der kritischen Sichtung des Materials geht es jetzt darum,
die Ideen und Aspekte unter Oberbegriffen
zusammenzufassen. Das ist keine leichte Aufgabe und nicht wenige tun sich
dabei besonders schwer.
Es ist eben leichter rein additiv eine Idee nach der anderen
aufzureihen, als sich Gedanken darüber zu machen, unter welchen
Oberbegriffen, die oft bei der Stoffsammlung noch gar nicht
aufgetaucht sind, sich die Ideen ordnen lassen. Aber: Die Ordnung
des Stoffes ist eine der zentralen Anforderungen, die man lösen
muss, wenn man den Anforderungen der Schreibform gerecht werden
will. Sie bedarf ihrer Zeit und man sollte sie sich auch dafür
nehmen.
Oberbegriffe - was sind das eigentlich?
Unter einem Oberbegriff (Hyperonym), versteht man einen Begriff
in einer Rangfolge (Begriffshierarchie)
der mit seiner allgemeinen Bedeutung eine Anzahl anderer (konkreter)
Wörter/Begriffe in ihrer Bedeutung einschließt und diese Gruppe von Wörtern/Begriffen
bezeichnet. Er ist in einer hierarchischen Struktur diesen Wörtern
eines Wortfeldes übergeordnet, weil er alles Untergeordnete umfasst. Das Gegenteil ist der Unterbegriff (Hyponym).
Wenn es zu jedem Begriff außer zu dem
obersten Begriff in der Begriffsleiter, dem sogenannten
Topterm, genau einen übergeordneten Begriff gibt,
handelt es sich um eine
monohierarchische
Begriffsordnung, wenn hingegen einige Begriffe über mehrere
Oberbegriffe verfügen, spricht man von einer
polyhierarchische
Begriffsordnung (vgl.
Stock/Stock 2008, S.75f.)
Beispiele:
-
Obst ist ein Oberbegriff zu den Wörtern Apfel, Banane,
Orange, Aprikose, Kirsche ...
-
Fahrrad ist ein Oberbegriff zu den Wörtern Herrenrad,
Damenrad, Mountainbike, E-Bike, Rennrad ...
-
Soziales Netzwerk ist ein Oberbegriff für Facebook,
Instagram, YouTube, Pinterest ...
-
Fußballstar ist ein Oberbegriff zu Fußballspielern wie
Ronaldo, Manuel Neuer, Lionel Messi
-
Ursachen ist ein Oberbegriff zu persönliche Ursachen,
politische Ursachen, gesellschaftliche Ursachen
Die Blickrichtung in der Begriffshierarchie macht den Ober- oder
Unterbegriff
Ein Wort kann in einer Begriffshierarchie einen Platz als Ober-
oder Unterbegriff haben. Ob es als Oberbegriff oder Unterbegriff
fungiert, hängt dabei von der Blickrichtung ab. Mit einem System von
über- und untergeordneten Begriffen lassen sich z. T. umfangreiche
hierarchische Begriffspyramiden bilden.
Beispiele:
-
Säugetier ist ein Oberbegriff zu Hund und ein
Unterbegriff zu Tier
-
Motorfahrzeug ist ein Oberbegriff zu Auto und ein
Unterbegriff zu Fahrzeug.
-
Textzusammenfassung ist ein Oberbegriff für
Inhaltsangabe und ein Unterbegriff zu Schreibform
Wie man zu Oberbegriffen kommen kann
Für die Stoffordnung kann man auf verschiedene Methoden zurückgreifen. Diese Methoden sind zwar von der
gewählten Methode bei der Stoffsammlung unabhängig, passen aber im
Allgemeinen zu bestimmten Methoden am besten. Hier müssen Sie aber auch
Ihren eigenen Erfahrungen vertrauen.
Sie können zur Ordnung des Stoffes die folgenden
▪
Methoden
verwenden.
Diese Methoden sind unter dem Aspekt ihrer jeweiligen
Denkoperationen notgedrungen ähnlich (Ober- und Unterbegriffe
ermitteln), unterscheiden sich allerdings in der Art der Ausführung
dieser Denkoperationen.
Zeit für die Stoffordnung einplanen
Von
Anfang an muss man die Zeit beachten, die man für die fünf Arbeitschritte
zur Verfügung hat.
In jedem Fall wird die
▪
Niederschrift das größte Zeitbudget umfassen (vgl.
▪Zeitmanagement).
Aber auch die anderen Arbeitsschritte brauchen
ihr eigenes Zeitfenster, wenn man sie im Rahmen des
▪ Fünf-Schritte-Modells
bewältigen will. Das nebenstehende
Kreisdiagramm macht dazu einen Vorschlag, auch für die Stoffordnung (III.)
Die Größe der Sektoren zeigt, in welchem
Größenverhältnis die Arbeitsschritte in einem bestimmten Zeitrahmen stehen
könnten.
Natürlich hängt das konkrete
▪
Zeitmanagement,
dem ein Schreiber bei der Bewältigung der Schreibaufgabe folgt, von etlichen
Faktoren ab und von daher verbietet sich auch eine schematische Umsetzung
des nebenstehenden Modells.
Wie viel Zeit man also für den Arbeitsschritt aufwendet, kann
dementsprechend verschieden sein. Wichtig ist nur, dass man mit der Zeit,
die einem zur Bewältigung der Schreibaufgabe zur Verfügung steht, bewusst
und planend umgeht. Ob der eine oder der andere Arbeitsschritt im
Schreibprozess dann kürzer oder länger ausfällt, ist dann eher von
untergeordneter Bedeutung.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
31.12.2023
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